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Potsdam-Mittelmark: Beelitz, eine Insel der Glückseligen Kaum Einbrüche, trotzdem läuft nicht alles glatt

Beelitz - Etwa 20 Wohnungseinbrüche weist die jährliche Kriminalitätsstatistik durchschnittlich für Beelitz aus, oft sogar weniger. Angesichts drastisch steigender Einbruchszahlen im Speckgürtel sei Beelitz fast schon eine Insel der Glückseligen, meinte Staatssekretär Arne Feuring vom Brandenburger Innenministerium am Dienstag auf einem Informationsabend, der unter dem Motto „Albtraum Einbruch“ stand.

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Beelitz - Etwa 20 Wohnungseinbrüche weist die jährliche Kriminalitätsstatistik durchschnittlich für Beelitz aus, oft sogar weniger. Angesichts drastisch steigender Einbruchszahlen im Speckgürtel sei Beelitz fast schon eine Insel der Glückseligen, meinte Staatssekretär Arne Feuring vom Brandenburger Innenministerium am Dienstag auf einem Informationsabend, der unter dem Motto „Albtraum Einbruch“ stand. Dazu hatten die Friedrich-Ebert-Stiftung und die Sicherheitspartnerschaft Fichtenwalde in den Beelitzer Tiedemannsaal geladen.

Die meisten Einbrüche verübten organisierte Banden, die arbeitsteilig vorgehen würden, so Feuring. 70 Prozent der Brüche seien erfolgreich, bei 30 Prozent bliebe es beim Versuch. „Es dauert etwa drei Minuten, ehe Täter von ihrem Vorhaben ablassen, weil sie an den Schutzmaßnahmen der Hausbewohner scheitern.“ Feuring machte deutlich, dass nicht nur polizeiliche Maßnahmen verstärkt werden müssen, sondern auch Bürger für die Sicherheit mehr tun können. Das schließe die Verantwortung für Nachbarn ein. Denn es stehe mehr auf dem Spiel als das eigene Tafelsilber. Die Verletzung der Privatsphäre mache Betroffenen oft mehr zu schaffen als der materielle Schaden.

Doch auch die Kommunen können Prävention leisten, indem sie bei Siedlungsplanungen Nischen vermeiden, die Täter nutzen könnten, erläuterte Janina Meyer-Klepsch, Ordnungsamtsleiterin von Neuenhagen. Einen anderen Aspekt sprach Polizeidirektor Mathias Tänzer an: die gefühlte Sicherheit. Die entspreche nicht der tatsächlichen Kriminalität, sondern werde verstärkt von den Medien beeinflusst, auch von Tatort-Krimis.

Dass Beelitz kein Brennpunkt in Sachen Wohnungseinbrüchen sei, vermochte die rund 50 Zuhörer nicht sonderlich zu beruhigen, wie die anschließende Diskussion zeigte. Künftig müssten er und seine Frau wohl getrennt in Urlaub fahren, damit wenigstens einer im Hause sei, befürchtete ein älterer Herr. Ein junger Mann wollte wissen, wie er seine Alarmanlage zur Beelitzer Polizeiwache aufschalten könne.

Welche Tragik sich hinter der Statistik verbirgt, offenbarte die Schilderung eines Betroffenen. Bei Hans-Joachim M. wurde regelmäßig alle zwei bis drei Jahre eingebrochen. Begonnen habe diese Serie 1991: „Da ließen die Diebe alle Wertsachen mitgehen“. Danach rüstete er Haus und Grundstück sicherheitstechnisch auf, die Hürden überwanden die Einbrecher. Auf weiteren Beutezügen stahlen sie seinen Oldtimer und diverses Autozubehör. Als dann nichts mehr zu holen war, zerstörten sie seine Einrichtung.

Nach jedem Einbruch rief M. die Polizei, die eine Funkstreife schickte. „Es kam nie die Spurensicherung, weil dafür die Kosten zu hoch seien, wie mir die Beamten erklärten“, sagte Hans-Joachim M., der vermutet, dass die Täter aus dem Ort sind. Polizeidirektor Tänzer wollte es kaum glauben, dass Beamte so ihren Dienst ausführen. „Das entspricht nicht der Regel“, stellte er klar. „Wer so etwas erlebt hat, sollte sich direkt an mich wenden.“ Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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