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Sarah Baganz am Sonntag in Beelitz: In Ostdeutschland ist sie die Beste.

© Urban/ddp

Von Michael Klug: Beelitz hüpft an die Spitze

Bei ostdeutschen Meisterschaften im Seilspringen kam es auf Kraft, Schnelligkeit und Rhythmus an

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Beelitz - Passender hätte Luisa ihre Musik nicht wählen können. „Don’t stop me now“ von Queen hat sich die 14-jährige Gymnasiastin aus Beelitz für ihre Kür bei den Ostdeutschen Meisterschaften im Seilspringen, neudeutsch „Rope Skipping“, auflegen lassen. „Neben der Akrobatik muss man viel Taktgefühl aufbringen, das fällt mir bei dem Song besonders leicht“, sagte Luisa. Zudem braucht sie für den 60 Sekunden langen Vortrag in der Sporthalle Beelitz Kraft und Schnelligkeit. „Nur mit einer Kombination aus allem schafft man es aufs Treppchen.“

Bei den Ostdeutschen Meisterschaften am Wochenende hat es für Luisa trotz hartem Training nicht für das Siegertreppchen gereicht. Am Ende musste sie sich ihrer Freundin Sarah Baganz vom Beelitzer Rope-Skipper-Verein geschlagen geben. Die 15-Jährige hatte zwar die unspektakulärere Musik, dafür aber die wohl größere Erfahrung. „Sarah ist immerhin deutsche Meisterin. Da ist es schwer, ranzukommen“, sagte Luisa.

Dass Seilspringen rein gar nichts mit dem bekannten Kinderspiel zu tun hat, es sich vielmehr um eine echte Sportart handelt, war bei den Meisterschaften in Beelitz deutlich zu sehen. Gestartet wurde in drei Altersklassen, gesprungen in vier Disziplinen. Bei den Tempovarianten geht es über 30 Sekunden und über 3 Minuten darum, die maximale Anzahl an Durchschlägen zu erreichen. Beim Double und Triple Under wird in die Höhe gesprungen, und die Anzahl der Sprünge ermittelt. Im Freestyle können die Sportler ihre Elemente selbst kombinieren.

Könner wie Sarah Baganz schaffen über 90 Durchschläge in 30 Sekunden. Im Freestyle saust das Seil unter den Füßen der Aktiven hindurch, während diese sich mit Pirouetten und im Luftspagat kunstvoll winden und verrenken. „Seilspringen ist abwechslungsreich, und mit dem Seil sind wahnsinnige Dinge möglich“, beschrieb Sarah Baganz die Faszination der Sportart. Zudem sei es ein Blickfang. „Das machen nicht viele. Und da ist es ein tolles Gefühl, wenn andere völlig überrascht auf einen reagieren.“

Insgesamt sind es allein in Beelitz rund 60 Aktive, die dem Sport frönen. In ganz Ostdeutschland kommt die Seilspringergemeinde auf rund dreihundert Springer, schätzt Steffen Böhme vom Sportverein Brand-Erbisdorf bei Freiberg in Sachsen. „Die Mannschaften, die an Meisterschaften teilnehmen, kommen ausschließlich aus Sachsen, Brandenburg und Thüringen.“ Bei den Mitgliederzahlen rangieren die drei Bundesländer allerdings hinter den Kollegen aus dem Westen der Republik. „Seilspringen als amerikanischer Trendsport war im Osten in der Form wie heute nicht denkbar“, so Böhme.

In heutiger Zeit orientieren sich die Ostdeutschen hingegen an den Erfindern des professionellen Seilspringens aus Übersee, wo die Sportart „Jump Rope“ heißt. Auch Sarah Baganz, die beste Seilspringerin des Ostens, schaut sich da viel ab. „Im vergangenen Jahr war eine Sportgruppe aus Ohio bei uns zu Gast. Da konnte man Dinge sehen, die waren einfach unglaublich“, sagte die Beelitzerin. Zudem hat sie noch einen anderen Unterschied festgestellt: In Amerika gebe es auch Jungs, die Seilspringen als Sport betrieben. „Und bei denen sieht das noch besser aus, weil die eine noch viel größere Sprungkraft haben.“

Michael Klug

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