Potsdam-Mittelmark: Begehbarer Adventskalender
Hinter der Türe eines Beelitzer Bürgerhauses versteckten sich elf Weihnachtswichtel
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Beelitz - Die Beelitzer Spargelkönigin Nadine Hofmann und Bürgermeister Thomas Wardin (SPD) haben jetzt die 17. Türe des historischen Adventskalenders geöffnet: Es war die grüne Holztüre des Bürgerhauses in der Mauerstraße 39. Als Überraschung warteten dahinter elf Weihnachtswichtel der Kita Sonnenschein mit ihrem Gesangsprogramm. Die Drei- und Vierjährigen mit roten Wichtelmützen auf dem Kopf sangen ein Lied von Hänsel und Gretel, eines vom Adventskalender und gaben den Besuchern ein „Glitzerrätsel“ auf: „Manche sind aus Schokolade, mache aus Papier – aber alle haben 24 Tore“, hieß es darin. Bürgermeister Wardin und Spargelkönigin rieten richtig: Adventskalender.
Für die Aktion „historischer Adventskalender“ wählte die Stadt wegen seiner Geschichte und der gelungenen Sanierung im Jahre 1995 das Bürgerhaus in der Mauerstraße aus. „Im Advent wollen wir den Menschen die Gebäude zeigen, zu denen sie normalerweise keinen Zutritt haben“, sagte Bürgermeister Wardin.
Aufzeichnungen über das Bürgerhaus in der Mauerstraße gibt es seit dem Jahr 1900. Damals wurde die ehemalige Scheune für gewerbliche Zwecke umgebaut. Der Schreiner Friedrich Haack zog ein. Seine Werkstatt hatte er im Erdgeschoss, das Geschäft florierte. Im Jahr 1925 baute er aus: über der Werkstatt entstanden Lagerräume im Zweiten Stock des Hinterhauses. Heute erinnert ein großes Fenster, das bis zum Fußboden reicht, an die Luke, durch die im 20. Jahrhundert die Balken nach oben gezogen wurden. Mit einem Güteraufzug konnte der Schreiner so das Holz direkt vom Innenhof in sein neues Lager befördern.
Nachdem die Tischlerei Beelitz die Werkstatt übernommen hatte und Mitte der 70er Jahre das Gebäude verließ, stand das heutige Bürgerhaus leer. Es verfiel. „Es sah fürchterlich aus“, so Wardin. Weil für die städtische Bau- und Wohnungsgenossenschaft Räume gesucht wurden, sanierte die Stadt mit rund 300 000 Euro das historische Bauwerk. Dabei wurde der Fachwerkbau im Durchgang zwischen Vorderhaus und Hinterhaus weitgehend erhalten, die Räume im Hinterhaus renoviert und der Lichthof mit Efeu, wildem Wein und einem Apfeldorn bepflanzt. Mit seinen roten Früchten trotzt der Apfeldorn der tristen Winterzeit und verleiht dem Innenhof im Advent eine weihnachtliche Atmosphäre.
Dieter Opderbeck, als Geschäftsführer der städtischen Bau- und Wohnungsgenossenschaft Mieter im Bürgerhaus, mag den Lichthof: „Das ist ein optischer Blickfang, im Winter, wie im Sommer.“ Er und seine Angestellten fühlen sich wohl im alten Gebäude. Der einzige Nachteil sei, dass der Fußboden oft kalt ist. Das Haus ist nicht unterkellert. Opderbeck vermutete, dass der hohe Grundwasserspiegel in Beelitz der Grund dafür war, keinen Keller zu bauen.
Insgesamt nehmen 31 Städte Brandenburgs an Aktion „Historischer Adventskalender“ teil. Abwechselnd präsentieren sie der Öffentlichkeit historische Gebäude und deren Geschichte, Initiator des Projektes war die Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischen Stadtkernen“. Sie wählt für den Adventskalender vorwiegend Häuser und Denkmäler aus, die sonst nicht oder nur eingeschränkt zugänglich sind, die Besucher erfahren auf diese Weise von Historie, Architektur, Sanierung und Funktionswandel der historischen Häuser. Abgerundet wird die Adventsaktion jeweils mit Lesungen, Konzerten, Weihnachtsmärkten und Kulinarischem. Carina Körner
Carina Körner
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