Potsdam-Mittelmark: Begrenzter Schutzstatus für Rieselfelder
Flächen hinter Ruhlsdorf als „Geschützter Landschaftsbestandteil“? Entwicklungsdruck aus Großbeeren
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Teltow - Ein Teil der Rieselfelder südlich von Ruhlsdorf könnte den Status „Geschützte Landschaftsbestandteile“ erhalten. Dazu hat die mittelmärkische Naturschutzbehörde ein Gutachten in Auftrag gegeben, das im Oktober diesen Jahres vorliegen soll. Erfasst werden darin auch Tier- und Pflanzenarten, die als schützenswert gelten.
Ein Schutzstatus ist aus Teltower Sicht besonders dringlich, seit in unmittelbarer Nachbarschaft, im Güterverteilzentrum Großbeeren (GVZ), ein größerer Flächenbedarf erkennbar ist. Denn dort wird mehr Platz für Logistikunternehmen gebraucht. Dafür ist ein 46 Hektar großes Gebiet westlich der Anhalterbahn vorgesehen. Eine verkehrliche Anbindung über die Ruhlsdorfer Gemarkung lehnten die Teltower bereits ab, weil sie befürchten, damit eine Erweiterung des GVZ auf Teltower Gebiet zu befördern. Sie wollen den Naturfreiraum erhalten und erneuerten daher im Oktober 2007 ihren Antrag, die Rieselfelder unter Schutz zu stellen.
Günter Kehl von der Unteren Naturschutzbehörde erklärte jetzt bei einer Vorort-Besichtigung, dass man lange geprüft habe, welcher Schutzstatus geeignet sei. „Übriggeblieben ist dann der Geschützte Landschaftsbestandteil.“ Kehl umriss ein Areal ab Genshagener Straße, das westlich des Grabens bis zum Maisfeld verläuft. Das Feld gelte bereits als intensiv landwirtschaftlich genutzte Fläche, so Kehl. „Das dämpft unseren Optimismus“, ließ Ortsbürgermeister Berndt Längrich durchblicken, dass er mehr erhofft hatte. Denn die Rieselfelder seien ein zusammenhängender Landschaftsraum, der über die Kreisgrenze bis zum Gleis der Anhalter Bahn reiche. Dieser Naturraum sei nicht teilbar, fordert Längrich einen Schutzstatus für das gesamte Gebiet. Doch dem angrenzenden Areal könne die Regionalplanung keine grüne Farbe verordnen, merkte dazu Harald Knauer an, Geschäftsführer der Regionalen Planungsgemeinschaft Havelland-Fläming. „Das ist nicht mehrheitsfähig“, verwies er darauf, dass Planer zunehmend den Willen der Gemeinden berücksichtigen müssen.
Welche Prioritäten die Nachbargemeinde setzt, hatten die Ruhlsdorfer bereits letztes Jahr in einer Gesprächsrunde von Großbeerens Bürgermeister Carl Ahlgrimm erfahren. Der stellte klar, dass es für seine Gemeinde keine andere Alternative zur Erweiterung des GZV gebe, als das Gebiet westlich der Bahn. Aus Sicht der Nachbargemeinde sind auch die Rieselfelder kein Naturreservat, sondern ein mit Schwermetallen belastetes Gebiet.
Der SPD-Landtagsabgeordnete Jens Klocksin, der zum Vorort-Termin eingeladen hatte, bedauerte zwar, dass das Land beim Schutzstatus die Steuerungsfunktion aufgegeben habe, sah aber keinen Grund zu resignieren. „Die Situation macht vielmehr den Handlungsbedarf deutlich“, meinte er. Daher sollten Teltow und Stahnsdorf das Planungsrecht im Auge behalten, insbesondere die Flächen an der neuen Landstraße 40. Dabei müsse geklärt werden, wo Gewerbe sinnvoll sei. Eine wirtschaftliche Alternative im Naherholungsraum seien beispielsweise Reiterhöfe. Entscheidend sei aber, so Klocksin, dass sich die Kommunale Arbeitsgemeinschaft „Der Teltow“ (KAT) mit dem Schutzstatus des Naturraumes beschäftige und klar stelle, wie dieser Südraum der Region in 20 Jahren aussehen soll.
Kirsten Graulich
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