Potsdam-Mittelmark: Behördentanz um Tussy I
Die alte Caputher Fähre soll rekonstruiert werden, das ist gar nicht so einfach
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Schwielowsee · Caputh - Bis Ende 1998 ist Tussy I über das Gemünde gefahren, dann wurde die 1942 erbaute, alte Caputher Fähre in den Ruhestand verabschiedet und durch eine Nachfolgerin ersetzt. Fährmann Karsten Grunow verlieh das Artefakt an“s Strandbad, wo die an Land verbrachte Fähre als Tanzfläche Verwendung fand. In das neue Strandbadkonzept passt die alte Fähre nicht mehr, in Grunows neues PR-Konzept schon.
Er will Tussy I unmittelbar vor dem Fährhafen auf Geltower Seite zur Sehenswürdigkeit machen: Das technische Denkmal soll aufgemöbelt, neu gestrichen, verschweißt, verplankt und mit der antiken Technik versehen werden. Zum Fährfest im August 2007, so hatte Grunow es sich gedacht, könnte die Fähre im Grünen zur Bühne werden, vielleicht auch zu anderen Terminen. Darüber hinaus wurde mit dem Kahn schließlich Caputher Geschichte geschrieben, Schautafeln mit den alten Fährmann-Fotos sollten aufgestellt werden und von den Unfällen, zum Beispiel als die Fähre wegen eines ins Rutschen geratenen Lasters halb im Wasser verschwand
Grunow hat die Rechnung ohne die Bauaufsicht in Belzig gemacht. Ein halbes Jahr kämpft er nun für seinen Plan. Seine Bauvoranfrage vom Dezember wurde negativ beschieden, die Unkraut-Brache unter der Hochspannungsleitung zwischen Geltower Chaussee und Schwanensiedlung befindet sich im Landschaftsschutzgebiet. Grunows Architektin Gisela Wernecke widersprach und stellte zugleich einen Bauantrag. Sie hatte nicht damit gerechnet, wie umständlich es wird: All die Unterlagen sollten nachgereicht werden, die normalerweise für einen Hausbau erforderlich sind, Grundrisse und Schnitte gezeichnet, Rohbau- und Herstellungskosten benannt werden. Grunow blätterte bereits 5000 Euro hin, ohne auch nur einen Eimer Farbe gekauft zu haben – vor allem der amtliche Lageplan ging ins Geld. Doch trotz Eilbedürftigkeit ist Grunow nach wie vor nicht über den Stand der Dinge ins Bild gesetzt.
Zwar unterstützt ihn die Gemeinde, will mit ihm einen Pachtvertrag für das Grundstück neben dem Danny-Imbiss abschließen. Und beim jüngsten Unternehmerstammtisch (PNN berichteten) zeigte auch Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) sein Unverständnis für das bürokratische Vorgehenen. Aber ob ihm das helfen wird, steht in den Sternen. Immerhin kann sich der Landkreis nicht mehr völlig aus der Verantwortung ziehen: Im März wurde Tussy I unter Denkmalschutz gestellt. Grunow ist schon gespannt auf den Baubescheid. Henry Klix
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