Potsdam-Mittelmark: Bei der Kartoffel-Feuerwehr brennt es
Jürgen Knöpke warb einst für Teltows Frischemarkt. Jetzt liegt er mit dem Rathaus im Clinch
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Teltow - Jürgen Knöpke hat sein Feuerwehrauto mit allem ausgestattet, was für ihn nötig ist: Grelle Werbeschilder, eine kleine Kasse und eine blaue Kuschel-decke, die etwa zwei Dutzend Kartoffelsäcke bedeckt. „Das mit dem Feuerwehrauto war eine gute Idee“, sagt Knöpke. „Kartoffel-Knöpi“ ist in Teltow mit seinem ungewöhnlichen Verkaufswagen bekannt. Fast vier Monate stand der Händler mit der roten Feuerwehr auf dem Marktplatz am Kreisverkehr an der Knesebeckbrücke. Tagein, tagaus warb er hier für seine Kartoffeln und für den neuen Teltower Frischemarkt. Der lief anfangs gar nicht gut. Doch Knöpke hielt durch, rührte die Werbetrommel und die Kunden bissen an. Doch jetzt musste der Händler umziehen.
„Für mich brennt es regelrecht“, sagt Jürgen Knöpke. Seit drei Wochen ist der 52-Jährige auf der Suche nach einem neuen Platz für seine „Kartoffel-Feuerwehr“. Die Stadt Teltow hat ihm die dauerhafte Nutzung des Marktplatzes, der eigentlich ein Parkplatz ist, untersagt. Das Problem: Knöpke zog auch außerhalb des einen offiziellen Markt-Tages so viele Kunden an, dass auch andere Händler öfter als nur am Dienstag in Teltow verkaufen wollten. Damit hatte im Rathaus offenbar niemand gerechnet, sollte doch der Marktplatz ein Parkplatz bleiben. Im Sinne der Gerechtigkeit – entweder alle oder keiner – musste Knöpke weg. Nur noch dienstags darf er hier stehen.
Die Sache sei kompliziert und keine böse Absicht, sagt Stadtsprecherin Andrea Neumann. Alle Tage Frischemarkt, das sei zu viel. Im Sinne der Gleichbehandlung habe man Knöpke versetzen und den anderen Interessenten eine Absage geben müssen. „Wir haben alternative Flächen gesucht“, sagt Neumann, fündig sei man nicht geworden. „Es ist angedacht, den Frischemarkt irgendwann auch auf Samstag zu erweitern“, sagt Neumann. Ein Lichtblick?
Jürgen Knöpke hilft das nicht, er braucht einen festen Platz. Außer am Dienstag parkt er seine Feuerwehr deshalb einige hundert Meter die Straße rauf. Hier steht er auf der Brache der früheren Klösters-Werke in der Oderstraße. „Eine Notlösung“, sagt Knöpke. Das Umfeld stimmt nicht, die Kunden bleiben aus. Im April will er weiterziehen, nach Berlin in den Ostpreußendamm. „Der Teltower Parkplatz wäre mir lieber.“
Kartoffel-Käufer Wolfgang Stephan kann das Hin und Her nicht nachvollziehen. „Die haben Sorgen im Rathaus“, sagt er kopfschüttelnd, dann greift er zum Stift. 137 Unterschriften von treuen Kartoffel-Liebhabern hat Knöpke gesammelt. Sie alle wollen, dass er wieder an seinen Platz zurück darf.
Erst vor knapp einem Jahr hatte sich Fernfahrer Knöpke selbstständig gemacht. Fast fünf Jahre war er davor arbeitslos. „Ich wollte da raus“, erzählt Knöpke. Irgendwann kam ihm die Idee mit den Kartoffeln aus der Lüneburger Heide und der Feuerwehr. Im Internet ersteigerte er den 36 Jahre alten Wagen und ließ Plakate drucken. „Dann hab ich feststellen müssen, dass es unheimlich schwer ist, einen Standplatz zu finden.“ In Teltow wurde er schließlich fündig. Von Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) persönlich habe er die Erlaubnis erhalten, seine Gala- und Cilena-Kartoffeln auf dem Parkplatz an der Knesebeckbrücke zu verkaufen.
Seitdem Knöpke die Erlaubnis entzogen wurde, konnte er den Bürgermeister nicht mehr erreichen. „Dabei dachte ich, ihm liegt das mit dem Frischemarkt am Herzen“, sagt Knöpke. Tobias Reichelt
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