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Potsdam-Mittelmark: Bei Kurzhaardackeln reicht das Staubtuch
Der Dachshund galt vor Jahren als vom Aussterben bedroht. In Werder kann keine Rede davon sein
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Werder (Havel) - Dackel, Teckel, Dachshund – sie kennen viele Namen. Am besten wird die typisch deutsche Hunderasse im Englischen beschrieben: „Wiener dog“, also „Würstchen-Hund“. Die langgestreckte Form mit kurzen Beinen hat einen Grund: Der Dackel wurde gezüchtet, um Füchse, Dachse und andere Arten aus ihren Bauten zu jagen. „Der Dackel ist definitiv kein Schoßhündchen“, sagt Jürgen Raßbach aus Werder, der mit seiner Frau Gabriele seit 1998 auf den Hund gekommen ist und Rauhaardackel züchtet. Zwei Stunden Bewegung täglich müssten es für die quirligen Hunde schon sein.
Gabriele Raßbach ist Vorsitzende der Teckelgruppe Werder, die im Deutschen Teckelklub eingebunden ist. Die 25 Mitglieder veranstalten am morgigen Samstag eine Zuchtschau auf der Bismarckhöhe. Um Schönheit und Körperbau geht es, zurechtgemacht werden die Dackel meist nicht. „Bei den Kurzhaarvarianten reicht das Staubtuch“, sagt Gabriele Raßbach augenzwinkernd. Nur an langhaarigen Dackeln werde etwas gezupft. „Allerdings gibt es Züchter, die mehr Wert auf die Schönheit legen als auf das Wesen der Tiere“, bedauert die 69-Jährige.
Als wachsam, agil und eigenwillig gilt die Rasse. Bei der Prüfung werden sie gewogen, ein Dackel bringt idealerweise acht bis neun Kilogramm auf die Waage. Dann werden die Zähne kontrolliert. „Das muss ein Hund erst mal zulassen“, sagt die Vereinsvorsitzende. Auch der Körper und das Laufverhalten werden kontrolliert. Für O- oder X-Beine gibt es Abzug.
Raßbachs sind derzeit die einzigen Züchter in Werder, zwei ihrer drei Dackeldamen bringen jährlich bis zu zehn Welpen zur Welt. Zum Eindecken geht es zu Rüden quer durch Deutschlands Norden, Tierärzte ermitteln den besten Zeitpunkt für die Paarung. Von den neun anerkannten Dackelvarianten sind in Werder fast alle vertreten: Kurz-, Lang- und Rauhaardackel in Normal- und Zwerggröße. Nur eine Größe fehlt im Verein: der Kaninchendackel, die kleinste Variante. Sie wurde gezüchtet, um Kaninchen aus dem Bau zu holen und ist etwa so groß wie ihre Beute.
Deutschlandweit sind Kaninchendackel in der Minderheit. Laut dem Geschäftsführer des Deutschen Teckelklubs, Jan Schürings, machen sie zehn Prozent der gemeldeten Dackelwelpen aus. Laut Schürings ist der Dackel noch immer ein beliebter Hund, von einem vor einigen Jahren vermeldeten Aussterben könne keine Rede sein. Allein beim Deutschen Teckelklub wurden in den vergangenen zehn Jahren 60 000 Dackelgeburten registriert. Freilich waren es mal doppelt so viele. Die rauhaarigen Vertreter sind in der Mehrzahl – noch. „Der Trend geht aber zum Langhaardackel“, so Schürings.
In Werder werden die Dackel auch für die Jagd trainiert. In Prüfungen müssen sie Enten aus dem Wasser holen, Wild apportieren oder Schweißfährten folgen. „Es gehört zu unseren Aufgaben, diese Instinkte zu erhalten“, so Jürgen Raßbach.
Üben können die Dackelfreunde auf einem Trainingsplatz in den Havelauen. Hier wird ihnen ihre legendäre Sturheit abgewöhnt und die Begleithundeprüfung abgenommen: Die Tiere werden trainiert, nicht hinter Radlern herzulaufen, an einem Platz auf Herrchen zu warten und sich im Bus zu benehmen. Los geht es im zarten Alter von acht Wochen, wenn sie lernen müssen, an der Leine zu gehen.
„Der Dackel ist zwar ein Jagdhund, aber nicht aggressiv“, so Jürgen Raßbach. Beispielsweise werden die Tiere für Treibjagden angefordert, da sie das Wild voraustreiben, aber nicht töten. In manchen Fällen werden Dackel selbst gebissen, Waschbären und Maderhunde seien da sehr aggressiv. Mit List geht der Dachs gegen den Dackel vor: Ist der Hund im Bau, geht der Dachs durch einen zweiten Eingang an die Oberfläche und buddelt den Hund ein. Dann muss Herrchen kommen und helfen. Enrico Bellin
Die Zuchtschau am Samstag auf der Bismarckhöhe beginnt um 14 Uhr.
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