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Potsdam-Mittelmark: Beifall für den Prämienspurt

Teltows Abwrack-Initiative für Fahrräder sorgt landesweit für Diskussionsstoff

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Teltow - Die in Teltow geplante „Abwrackprämie“ für alte Fahrräder sorgt landesweit für Diskussionsstoff. Während das Vorhaben vom brandenburgischen Verkehrsministerium und dem Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) gelobt wird, meldet der Städte- und Gemeindebund auch Bedenken an. Dort befürchtet man einen unfairen Wettbewerbsvorteil für die Teltower Fahrradhändler. Denn die Prämie soll es nur geben, wenn der neue Drahtesel bei einem Händler vor Ort gekauft wurde. Geplant ist, den ersten 100 Teltower Käufern ab Oktober für ihr altes Rad 50 Euro aus dem städtischen Haushalt zu zahlen.

„Ich find das richtig gut“, sagte gestern Holm Roloff. Er ist neben dem Fahrradgroßmarkt Real der einzige Fahrradhändler in der ganzen Stadt. Angesprochen wurde er bislang noch nicht auf die Prämie, sowohl von Kunden, als auch im Vorfeld von Politikern. Ihn hat die Aktion überrascht. Wie das ganze Prozedere mit dem alten und dem neuen Rad ablaufen soll, sei ihm noch unklar.

Die Stadtverordneten von SPD, Linke und Bündnis90/Grüne, deren Idee die Prämie war, haben allerdings schon strenge Regeln vorgesehen: Das neue Gefährt muss ein sogenanntes City-Bike sein. Käufer von Rennrädern, Mountainbikes und Kinderrädern können nicht „abwracken“. Als „Gegenwert“ angenommen werden zudem nur „im Grundsatz fahrbereite Alt-Räder.“ Verschrottet werden die ausgedienten Drahtesel nicht. Sie sollen von Azubis oder Ein-Euro-Jobbern aufgemöbelt und für einen guten Zweck weitergegeben werden – insofern ist der Name „Abwrackprämie“ irreführend. Die Stadtverordneten sollen das Vorhaben endgültig nächste Woche absegnen. Im Hauptausschuss gab es bereits eine Mehrheit. Ziel der Abwrackprämie für Drahtesel sei bessere Luft und weniger Autoverkehr in Teltow.

Das Potsdamer Verkehrsministerium nannte die Idee gestern „pfiffig“. Der ADFC sprach von einer schönen Initiative und verweist auf den Erfolg der „Abwrackprämie“ für Fahrräder in Mannheim, woran das Teltower Vorhaben anknüpft. Der Städte- und Gemeindebund sieht neben Vorteilen allerdings auch Probleme. „Dass man versucht, so die Geschäfte der örtlichen Unternehmen anzukurbeln, ist ein guter Ansatz“, sagte Geschäftsführer Karl-Ludwig Böttcher. Allerdings sei zumindest zu bedenken, ob es nicht auch ein Wettbewerbsverstoß sein könnte und Fahrradhändler in umliegenden Gemeinden das gar nicht gern sehen. Böttcher betonte zudem: „Es ist eine örtliche Entscheidung, eine flächendeckende Einführung in Brandenburg halte ich für nicht angebracht“ – auch mit Blick auf die klammen Haushalte.

Fahrradhändler Roloff erwartet zunächst keinen großen Ansturm auf seinen Laden. Er ist noch skeptisch und spricht von einem „Wahlwerbegag“. Aber dennoch: Die Räder im Verkaufsraum sind alle frisch geputzt. 50 Stück hat er hier zur Auswahl. Schnell könne er weitere ordern. tor/dpa

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