Aus dem GERICHTSSAAL: Beim Spielen verschüttet

Stahnsdorf – Dem Zwölfjährigen bleibt die Aussage vor Gericht erspart. Denn eigentlich möchte Linus L.* vergessen, was ihm am 11. November vorigen Jahres beim Spielen nahe seines Elternhauses in Stahnsdorf passierte. Lars L.* (31), der für die Überwachung der Rohbauten der Siedlung Am Wall verantwortliche Bauleiter, kommt wegen fahrlässiger Körperverletzung mit einer Geldbuße von 1000 Euro davon.

„Wir sind froh, dass nichts Schlimmeres passiert ist“, erzählt Linus Vater im Zeugenstand. Obwohl er seinem Sohn untersagt hatte, auf dem Erdwall im Baustellenbereich herumzutoben, hielt der sich nicht an das Verbot. Mit Nachbarskindern turnte er auf der aufgetürmten Erde herum. Die gab plötzlich nach und verschüttete den Jungen. Seine Spielkameraden suchten erschrocken das Weite. Linus konnte sich zum Glück selbst befreien. Ein Arzt attestierte ihm u. a. ein Verschütt-Trauma, eine Beckenfraktur sowie eine Muskelquetschung des rechten Oberschenkels. Zehn Tage musste der Junge im Krankenhaus bleiben.

Der Unfall wäre durch eine ausreichende Sicherung und Beschilderung der Baustelle vermeidbar gewesen, so der Staatsanwalt. Der angeklagte Bauleiter räumt ein, den Bereich nicht mit Flatterband abgesperrt zu haben, um den „Bauherren einen ungehinderten Zugang zu ihren Grundstücken zu ermöglichen“. Aus seiner Sicht war der Erdwall jedoch „so verfestigt, dass keine Überhänge abbrechen konnten. Auch die Leute, die ihre Eigenheime in der Siedlung inzwischen bezogen hatten, haben mich nie darauf angesprochen“, so Lars L. Vor dem tragischen Vorfall habe er allerdings einem Häuslebauer erlaubt, durch einen Gartenbaubetrieb Erde von dem Haufen abholen zu lassen. „Ich weiß aber nicht, ob und wann das passiert ist.“

Der Vater des verunglückten Kindes berichtet hingegen, er habe ab und zu Bagger beobachtet, die sich in den Berg fraßen. Auch habe er den Bauleiter rechtzeitig über seine Sorge, dass etwas passieren könne, in Kenntnis gesetzt. „Ich sah da öfter mal Kinder spielen.“ Inzwischen sei der Berg so gut wie abgetragen, der noch verbleibende Baustellenbereich eingezäunt. (*Namen geändert.) Hoga