zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Bekanntes ganz neu

Die Fotografin Annegret Schreiber zeigt in Werders Altem Rathaus Motive „vor der Haustür“

Stand:

Die Fotografin Annegret Schreiber zeigt in Werders Altem Rathaus Motive „vor der Haustür“ Werder. Im Alten Rathaus auf der Werderaner Insel wird zur Zeit eine Fotoausstellung mit Arbeiten von Annegret Schreiber aus Seddiner See gezeigt. Die Fotografin findet ihre Motive „vor der Haustür", wie sie sagt: die Natur im Wechsel der Jahreszeiten, der Lichteinfall durch das Blätterwerk eines Baumes zu einer bestimmten Tageszeit, ein Blatt, eine Blüte. Man erkennt alle diese Motive wieder und sieht sie, vermittelt durch den Blick der Fotografin, doch ganz neu. Ein Steg hängt schräg ins Wasser, der See liegt spiegelglatt, nichts ereignet sich, alles scheint seit hundert Jahren zu schlafen: so sieht Stille aus. Oder der Herbst mit seiner ganzen Verschwendung und Üppigkeit, er offenbart sich in den aufplatzenden Kastanien, die übergroß und glänzend aus der Schale kullern. Die Aufmerksamkeit der Fotografin liegt bei kleinen Details, die für vieles sprechen, so wie das rot und gelb gefärbte Weinblatt, das in einem Sonnenstrahl aufleuchtet. Annegret Schreiber, die 1959 in Potsdam geboren wurde, hat erst nach einer anderen Berufsausbildung mit dem Fotografieren begonnen, und nach der Wende machte sie eine Ausbildung zur Fotografin. Seither hat sie ihre Fotos mehrfach ausgestellt, im Schloss Oranienburg, bei Landesfotoschauen und in verschiedenen Heimatmuseen der Region. Arbeiten von ihr finden sich in dem Bildband „Fotografien aus Brandenburg", an dem auch Regine Hildebrandt mitwirkte. Sie arbeitet viel mit Filtern, umbestimmt Effekte zu erzielen, Manipulationen wie die Bildbearbeitung am PC lehnt sie aber ab. „Es kommt auf den richtigen Blick an, wenn ein Bild gut werden soll", sagt sie. Licht und Farben sind dabei die entscheidenden Zutaten, sie bestimmen den Charakter des Motivs. So sind Annegret Schreibers Fotos von Wolken über einem Feld ganz eindeutig Sommerbilder; denn solches Licht gibt es zu anderen Jahreszeiten nicht. Kleine Details wie Blütenköpfe bringt sie mit Hilfe von Licht ganz groß heraus - schwarzer Hintergrund, seitlich einfallendes Tageslicht - das Leuchten scheint dabei aus dem Inneren der Blüte zu kommen. Manchmal arrangiert sie Dinge, um Farben zu inszenieren, wie auf den Stillleben-Fotos zu sehen ist: eine bauchige grüne Glasflasche, Gefäße, glänzende Perlen; eine Zeitung, Lesebrille und Weingläschen zusammen mit einem alten Hochzeitsfoto (das der eigenen Großeltern). Annegret Schreiber ist beruflich hauptsächlich in der Portraitfofografie tätig, ein paar Portraits hängen im Treppenaufgang des Rathauses. Es sind besondere Momente, die sie hier eingefangen hat: das clownhaft geschminkte Gesicht einer jungen Frau, deren Lachen verrät, dass sie jetzt etwas ausprobiert; Füße in knallroten Clownschuhen auf der Straße; und der Blick über die Schulter eines zeitunglesenden Mannes - und man liest schmunzelnd den Text mit: "Wegen Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker". E. Richter Die Ausstellung ist bis 18. Dezember zu sehen. Geöffnet ist sie während der Bürozeiten: Mo, Di, Do 9-16, Mi 9-18, Fr 9-12 Uhr. Zum Weihnachtsmarkt am 1. Advent auf der Insel ist ebenfalls geöffnet.

E. Richter

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })