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Potsdam-Mittelmark: Belzig hat jetzt „Bergmann-Klinik“

Nach dem Verkauf nach Potsdam soll Standort mit neuen Abteilungen 2016 schwarze Zahlen schreiben

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Bad Belzig / Potsdam - Potsdam greift Bad Belzig unter die Arme: Das Krankenhaus der Kreisstadt, das jetzt „Ernst von Bergmann Klinik Bad Belzig“ heißt, soll in zwei bis drei Jahren wieder schwarze Zahlen schreiben. Das sagte der neue Geschäftsführer Steffen Grebner gestern bei einer Pressekonferenz. Die Konsolidierung soll nach der Übernahme durch die Potsdamer ohne Personalabbau und Einkommensverluste, dafür mit Rückenwind aus der Landeshauptstadt und mit drei neuen Abteilungen gelingen.

Grebner ist auch Geschäftsführer des Potsdamer „Ernst von Bergmann Klinikums“, das der Stadt Potsdam gehört und das Kreiskrankenhaus vor zwei Wochen von den Johannitern übernommen hat (PNN berichteten). Der Kaufpreis für die 74,9 Prozent der Geschäftsanteile hat Grebner zufolge fünf Millionen Euro betragen. Das Krankenhaus ist damit wieder vollständig in öffentlicher Hand, der Landkreis ist mit 25,1 Prozent Minderheitsgesellschafter geblieben. Eine Übernahme dieser Anteile sei vertraglich in den nächsten Jahren möglich, aber nicht das Ziel, so Grebner. Man können die politische Unterstützung, die Finanzkraft und die Kenntnisse aus Potsdam-Mittelmark gut gebrauchen.

„Wir müssen investieren, damit der Standort nicht erodiert“, sagte Grebner. Mit drei neuen Abteilungen sollen besonders die Zentren für Innere Medizin und für Chirurgie gestärkt werden, um das Vertrauen bei den niedergelassenen Ärzten wieder zu stärken. So sollen durch ein neues Herzdiagnosegerät, einen sogenannten Linksherzkathetermessplatz, noch ab diesem Jahr auch klassische invasive Eingriffe bei Herzpatienten möglich werden. Als Angebot an Menschen in Pflegeheimen soll nächste Woche Brandenburgs erstes Wund- und Dekubituszentrum zur Behandlung chronischer Wunden und Geschwüre, wie sie zum Beispiel bei Bettlägrigen entstehen können, in Betrieb gehen. In diesem Zusammenhang soll im Spätsommer dann, anfangs mit ärztlicher Unterstützung aus Potsdam, eine „Plastische und rekonstruktive Chirurgie“ eröffnet werden, wie Steffen Grebner weiter ankündigte. Auch das Zentrum für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie das Zentrum für Kindermedizin sollen bei der Konsolidierung helfen.

Der Entwicklungschef der Belziger Klinik, Manfred Heßler, sagte, dass das Personal froh über den Trägerwechsel sei. „Jedem ist bewusst, dass das eine Riesenchance für das Haus ist.“ Trotz des jahrelangen Stillstands sei es den Mitarbeitern gelungen, die medizinischen Leistungen stabil zu halten. Nach dem Verkauf an die Stadt Potsdam herrsche nun Aufbruchstimmung. Die wird dringend benötigt, im Jahr 2011 hatte der Verlust des Hauses 1,6 Millionen Euro betragen, im vorigen Jahr war er noch höher. Der Umsatz liegt bei etwa 18 Millionen Euro.

Zumindest Umbaumaßnahmen sind an der Belziger Klinik nicht erforderlich: Sie wurde saniert und modernisiert, bevor sie im Jahr 2007 an die Johanniter verkauft wurde. Derzeit sind nur 120 von 160 „Planbetten“ in Betrieb, Geschäftsführer Grebner erkennt auch deshalb Wachstumspotenziale für den neuen Standort. Massives Sparpotenzial sieht er bei den Sachkosten: Im Einkauf und bei Wartungsverträgen ließen sich nach seinen Berechnungen im Verbund mit der Muttergesellschaft eine halbe Million Euro sparen.

Die Patienten der Belziger Klinik werden von gut 280 Mitarbeitern versorgt. Dabei soll es laut Grebner bleiben. Der Einsatz solle aber „flexibler“ werden, laut Grebner werde vor allem das technische Personal bei Bedarf auch in Potsdam eingesetzt, gebenenfalls würden die Potsdamer Kollegen für bestimmte Wartungs- oder Grünpflegearbeiten nach Belzig kommen. Zudem wird nur das ärztliche und das Pflegepersonal in die neue „Ernst von Bergmann Klinik Bad Belzig gGmbH“ übernommen. Küchen- und Servicekräfte werden zwei Tochtergesellschaften des Potsdamer Klinikums zugeordnet, drei Verwaltungsmitarbeiter sind seit Montag in Potsdam tätig.

Das Potsdamer Klinikum ist mit 1200 Betten, 2500 Mitarbeitern und 180 Millionen Jahresumsatz etwa zehnmal so groß wie die neue Tochter im Fläming. Laut Grebner habe man mit den Johannitern faire Kaufverhandlungen geführt, der Preis von fünf Millionen Euro sei angemessen angesichts der Substanz und der Mitarbeiter. Die würden, wenn die Klinik schwarze Zahlen schreibt, auch wieder adäquat bezahlt.

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