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Potsdam-Mittelmark: „Besitzer der Abfälle“

Tausende Kubikmeter Müll lagern in der Beelitzer Bahnhofsstraße illegal / Der rechtlose Zustand ist seit langem bekannt, doch der Berg ruht

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Tausende Kubikmeter Müll lagern in der Beelitzer Bahnhofsstraße illegal / Der rechtlose Zustand ist seit langem bekannt, doch der Berg ruht Beelitz. Um nach der Wende auf eigenen Beinen zu stehen, hat Klaus Schulz nicht gekleckert, sondern geklotzt. Von dem Gelände des einstigen Agrochemischen Zentrums in Beelitz hat er 28 000 Quadratmeter gekauft, eine Firma für Brennstoff- und Fuhrleistungsservice gegründet und fast zehn Jahre geschafft. Vor drei Jahren war die Firma am Ende. „Ich hab einen sauberen Konkurs hingelegt“, sagt Schulz. Und dennoch sitzt er auf einem Berg voller Probleme. 3000 Kubikmeter Müll türmen sich auf seinem Betriebsgelände. Baumischabfälle heißt der Fachbgeriff für das, was da seit Monaten in der Bahnhofsstraße lagert. Baufolie, Dachpappe, Asbest aber auch Hausmüll sind allein mit einem flüchtigen Blick auf die meterhohe Halde auszumachen. 25 000 Euro, schätzt Schulz, kostet die vorschriftmäßige Entsorgung des Problems. Dass der Unrat illegal gelagert wird, ist ihm genauso bewusst wie der Umstand, „dass ich hier den Schwarzen Peter“ habe. Denn Schulz beteuert, hier keine Tonne und keinen Container entladen zu haben. „Als mit meiner Firma Schluss war, ist hier alles komplett sauber gewesen.“ Verantwortlich sei die Firma Con-Trans, deren Chefin die einstige Geschäftspartnerin in Schulz“ Pleite gegangenem Unternehmen war. Einen Teil seines Geländes hat Schulz an Con-Trans vermietet. „Ich selbst habe das Umweltamt informiert und zu einer Besichtigung aufgefordert“, vermag Schulz zu belegen, dass er die illegale Abfallwirtschaft unterbinden wollte. Er habe sogar die Beelitzer Polizeiwache gebeten zu protokollieren, dass er die Zufahrt zu dem Gelände verschlossen habe, was letztlich die Mülltransporte nicht verhindert hat. Im Belziger Umweltamt wird bestätigt, dass Schulz die unsauberen Zustände in Beelitz angezeigt hat. Allerdings fiel die amtliche Reaktion anders aus, als Schulz erwartet hat. Im Umweltamt hat Sachbearbeiter Gerhard Flieger den zwischen Schulz und Con-Trans geschlossenen Mietvertrag unter die Lupe genommen und konstatiert: Die Fläche, auf der sich der Müllberg türmt, „gehört nicht zum Mietobjekt“. Daher die Antwort an Schulz: „Als Eigentümer und Besitzer der nichtvermieteten Bereiche besitzen Sie die tatsächliche Sachherrschaft über diese Bereiche.“ Das mache Schulz auch zum „Besitzer der Abfälle“. Auch wenn der Müll ohne oder gegen seinen Willen auf das Grundstück gelangt ist, sei er zur Verwertung oder Beseitigung verpflichtet. Bis zum 22. August, so die Forderung des Umweltamtes, sollte Schulz einen Termin für die Entsorgung des Mülls benennen. Und die Umweltbehörde machte deutlich, dass es notfalls eine Ordungsverfügung erlassen werde und die Kosten Schulz in Rechnung stelle. Dieser nennt die Androhung eine „Nötigung“, beklagt eine „einseitige Reaktion“ . Jeder, der auf dem Gelände an der Bahnhofsstraße zu tun habe, könne bezeugen, wer für die illegale Müllhalde verantwortlich ist. Richtig sei, dass Con-Trans Gewerberäume und ein paar Stellplätze gemietet hat. Doch allein für die 50 Con-Trans-Container nutze die Firma mehr Platz als vertraglich vereinbart. Wenn das gesprochene und geschriebene Wort gelten würde, wäre der Brief aus dem Belziger Umweltamt bereits überflüssig, als er abgesendet wurde. Denn Ende Juli haben sich Con-Trans-Chefin Heike Mann und Schulz im Beisein von dessen Anwalt „auf eine gemeinsame Lösung“ verständigt. Ab 4. August wollten sich die Streitparteien zusammen an die Entsorgung des Mülls machen. „Warum sollte Con-Trans das tun, wenn sie angeblich für nichts verantwortlich sind?“, fragt Schulz. Seit dem ruht der Berg. Von Con-Trans hat Schulz nichts mehr gehört. „Alles Gerüchte“, wiegelt Firmenchefin Mann auf PNN-Anfrage den Vorwurf der illegalen Müllentsorgung ab. „Das ist nicht mein Müll“, erklärt sie. Auch im Belziger Umweltamt ist gegen den rechtlosen Zustand nichts mehr unternommen worden. Auch auf Schulz“ Schreiben vom 31. Oktober, die Behörde möchte doch bitte tätig werden, gab es keine Reaktion. Stattdessen wird dort noch immer darauf gewartet, dass Schulz einen Entsorgunsgtermin nennt. Weniger die Sorge, der illegal gelagerte Müll könnte den Boden vergiften, treibt Schulz, die Behörde zum Durchgriff aufzufordern und sich auf eine gemeinsame Lösung mit Con-Trans-Chefin Mann einzulassen. „Ich habe die Absicht, mit einen neuem Partner wieder aktiv zu werden“, verrät er seine Motivation. Dafür braucht er ein sauberes Grundstück. Seine neue Geschäftsidee: eine Abfallsortieranlage. P. Könnicke

P. Könnicke

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