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Potsdam-Mittelmark: Bessere Lebenshälfte Bundesverdienstkreuz für Ingrid Witzsche

Teltow - Verlegen hielt Ingrid Witzsche die Schatulle mit dem Bundesverdienstorden in den Händen. Gestern wurde die ehrenamtliche Vorsitzende des Fördervereines „Akademie 2.

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Teltow - Verlegen hielt Ingrid Witzsche die Schatulle mit dem Bundesverdienstorden in den Händen. Gestern wurde die ehrenamtliche Vorsitzende des Fördervereines „Akademie 2. Lebenshälfte“ im Schloss Bellevue von Bundespräsident Horst Köhler für ihr außergewöhnliches Engagement für das Miteinander der Generationen ausgezeichnet. Lieber wäre ihr gewesen, sagte sie anschließend, „wenn die ganze Mannschaft ausgezeichnet worden wäre“. Zumindest von drei Mitstreiterinnen ließ sie sich begleiten.

Die Rede des Bundespräsidenten habe ihr gefallen, sagte sie, besonders als er davon sprach, die Geehrten hätten dazu „beigetragen, unser Land menschlicher zu machen“. Wichtig und sinnvoll sei es, das Leben anderer ein Stück besser zu machen, sagt Witzsche. Die Anderen, das sind für sie und ihre Mitstreiter vor allem ältere Arbeitnehmer. Witzsche, die bis 1991 an der Pädagogischen Hochschule Potsdam für Schulfunk und Schulfernsehen tätig war, weiß, was es heißt abgewickelt zu werden. 1992 startete sie mit Mitstreitern das Projekt „Akademie 2. Lebenshälfte“. Weiterbildung hieß das Ziel, um ältere Arbeitnehmer in den Arbeitsmarkt integrieren zu können.Bald darauf entwickelte sich daraus ein Kompetenzzentrum für Ältere mit landesweit zehn Kontaktstellen, die auch heute bestehen.

Arbeitsministerin Regine Hildebrand hatte seinerzeit dazu geraten, einen Verein zu gründen. Ursula Lutze aus Eberswalde gehört zu den Gründungsmitgliedern und ist seit 1994 eine von Witzsches Mitstreiterinnen. „Es war ein langer Weg, und manches Jahr haben wir nicht gewusst, ob wir das nächste überstehen werden“, so Lutze. Denn die Akademie habe keinen Jahresetat erhalten, sondern sich über Projekte finanzieren müssen.

Oftmals sei das ein Kampf gewesen und manchmal hätten die Mitstreiter auch monatelang ohne Geld gearbeitet. In den letzten Jahren sei es aber ein bisschen leichter geworden, meint Lutze. Dazu hätte auch die kontinuierliche Arbeit im Vorstand beigetragen. Inzwischen hat die Akademie landesweites Netzwerk aufgebaut und zahlreiche Projekte initiiert, darunter die „Akademie 50plus“, Leseprojekte sowie Unterrichtsbegleiter in Schulen.

Zwar ist der „demografische Wandel“ inzwischen auch auf die politische Agenda gerückt. Trotzdem sei vielen Firmen noch nicht klar, dass ältere Arbeitnehmer ein Potenzial sind, klagt Witzsche. Stattdessen würden sie „aussortiert“, gelten bei Personalchefs als nicht mehr leistungsfähig und erhalten Hartz IV. In der Öffentlichkeit spiele diese Gruppe gar keine Rolle mehr, weil niemand sie bemerke. „Aber das Problem wird sich noch verschärfen“, warnt Witzsche. Abfinden will sie sich damit nicht.

„Es gibt viele Leute, die genauso denken wie wir“, meint sie zuversichtlich und zudem sei das ein Thema, bei dem es auch darum gehe, dass das Land menschlicher werde. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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