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Potsdam-Mittelmark: Beständiger Erfolg

Die Gitarristen der mittelmärkischen Kreismusikschule sind bundesweit Spitze

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Kleinmachnow - Auf die Frage nach dem Grund für den Erfolg sagt Katharina Achilles, man müsse Talent nur früh genug erkennen und entsprechend fördern. Schon wird sie unterbrochen. „Es liegt an der Lehrerin“, sagen ihre Schüler. Und vielleicht ist gerade diese Situation die Antwort auf die Frage nach dem Grund für den regelmäßigen Erfolg der mittelmärkischen Kreismusikschule beim jährlichen Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“. Es ist kein klassisches Lehrer-Schüler-Verhältnis, das sich vor allem durch Autorität definiert. Hier trifft man sich respektvoll auf Augenhöhe, und so wirkt das Unterbrechen ihrer Lehrerin durch die Schüler nicht unhöflich sondern wie etwas Selbstverständliches.

Mit zwei ersten Plätzen waren die Gitarristen der Kleinmachnower Kreismusikschule „Engelbert Humperdinck“ beim diesjährigen Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ in Nürnberg erfolgreich. Das Trio „Fidium Cantus“ mit Dinah-Victoria Krtitschka, Lisa Alf und Christoph Verbakel erreichte mit 25 Punkten gar die Höchstpunktzahl. Die 16-jährige Dinah-Victoria Krtitschka, die im vergangenen Jahr schon mit einem Soloauftritt beim Bundeswettbewerb einen zweiten Platz erreichte und solche Erfolge meist mit einem Schulterzucken kommentiert, spricht beim diesjährigen Erfolg davon, dass dieser einem „achten Weltwunder“ gleichkomme.

Am Freitag vor dem Wettbewerb hatten Dinah-Victoria Krtitschka und Christoph Verbakel noch die Deutschprüfung für die 10. Klasse geschrieben. Danach ging es nach Nürnberg. Ein Wochenende lang die letzten Vorbereitungen auf den Auftritt vor der Jury mit Stücken unter anderem vom brasilianischen Komponisten Máximo Diego Pujol . Am Montag um 9 Uhr war es dann soweit. Dann ging es zurück nach Kleinmachnow, weil die Matheprüfung geschrieben werden musste.

Bei dem Gitarrenquartett mit Karoline Achilles, Konstantin Schenke, Daniel Claus und Yannick Fabian Krtitschka hat es nicht ganz für die Höchstpunktzahl gereicht. Doch hinter den 24 Punkten, die sie für ihr Zusammenspiel bekamen, brauchen sich die Elf- bis 14-Jährigen nicht verstecken. Für den ersten Platz hat es allemal gereicht.

Wer nun erwartet, bei den erfolgreichen Junggitarristen erste Starallüren zu entdecken, wird angenehm enttäuscht. Wer sich mit ihnen unterhält, erlebt eher gesundes Understatement und eine erstaunliche Sachlichkeit. Lampenfieber vor dem Auftritt in Nürnberg habe es wenn nur kurz gegeben. Mit den ersten Tönen auf den Gitarren waren derartige Gedanken verschwunden, konzentrierten sie sich einfach nur noch auf das Spiel der anderen.

Katharina Achilles, seit knapp zehn Jahren Gitarrenlehrerin an der Kreismusikschule, sagt, dass es wichtig sei, wenn die Schüler schon früh vor Publikum spielen. Und so organisiert sie regelmäßiges Vorspielen und Konzerte in der Umgebung, um so die Schüler an diese spezielle Atmosphäre zu gewöhnen und das Lampenfieber zu minimieren. Daneben sind das regelmäßige Üben und genaue Beobachten der Fortschritte von großer Bedeutung. Denn nur so sei es möglich, das Talent eines jungen Gitarristen Stück für Stück aufzubauen, ohne dass dabei – auf beiden Seiten – Frust entsteht. Doch von stundenlangen Übungssitzungen sind Katharina Achilles und ihre Schüler weit entfernt.

Für etwa eine Stunde am Tag nehmen sie ihre Gitarren zur Hand, dazu kommt das regelmäßige Üben im Trio oder Quartett. In der Vorbereitung auf den Bundeswettbewerb fanden zwei Probewochenenden unter professioneller Betreuung statt. Dabei entstand auch die Aufnahme einer CD mit dem eigenen Spiel. Bei all dieser intensiven Auseinandersetzung mit der Musik, der besonderen Betreuung und den Erfolgen beim Bundeswettbewerb, scheint es da nicht nahe liegend, dass ihre Schüler das derzeitige Hobby nach der Schule zum Beruf machen werden? Katharina Achilles schüttelt den Kopf. Sie könne ihren Schülern heutzutage nicht empfehlen, Berufsmusiker zu werden, weil die Zukunftsaussichten in diesem Beruf mehr als schlecht seien. Und ob man nun Dinah-Victoria Krtitschka oder Daniel Claus, dessen Onkel der bekannte Flamenco-Gitarrist Pedro Soler ist, fragt, sie alle winken ab. Die Musik, auf hohem Niveau, soll für sie nur Freizeitbeschäftigung bleiben.

Beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ im kommenden Jahr werden Dinah-Victoria Krtitschka und Christoph Verbakel nicht dabei sein. Im Sommer gehen sie für ein Jahr als Austauschschüler in die USA. Doch auch wenn Katharina Achilles 2008 auf ihre beiden erfolgreichsten Gitarristen verzichten muss, wird ihr deswegen nicht bange. Der Nachwuchs, wenn man ihn so nennen will, hat in diesem Jahr schon gezeigt, zu welchen Leistungen er fähig ist. Mit den Gitarristen der Kreismusikschule, so viel ist jetzt schon klar, muss auch weiterhin gerechnet werden.

Dirk Becker

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