Nach dem Baumblütenfest in Werder: Besucher beklagt hartes Vorgehen der Polizei
Zu hart sei die Polizei gegen einen Besucher des Baumblütenfestes vorgegangen. Seine Freundin hat die Beamten angezeigt - und die Polizei hat ebenfalls Anzeige erstattet. Nun ermittelt das Landeskriminalamt.
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Werder (Havel) - Im Streit um angeblich zu hartes Vorgehen der Polizei gegen einen Berliner Besucher des Baumblütenfestes am vergangenen Freitag haben sowohl die Freundin des Geschädigten als auch die Polizei Strafanzeige erstattet. Das bestätigte Polizeisprecher Heiko Schmidt am gestrigen Montag den PNN. „Es gab eine Anzeige wegen Verletzungen im Amt gegen die beteiligten Polizeibeamten, die Ermittlungen dazu hat das Landeskriminalamt übernommen“, sagte Schmidt.
Besucher: Ohne Grund zu Boden gerungen
Hintergrund ist der Vorfall um einen 24-jährigen Berliner, der am Freitag gegen 18 Uhr laut Medienberichten von der Polizei so heftig angegangen worden sei, dass er das Wochenende im Krankenhaus verbringen musste. In Medien berichtete der Berliner, er sei ohne Grund von einem Polizisten nach seinem Ausweis gefragt und zu Boden gerungen worden.
Die Polizei stellt den Sachverhalt wie berichtet anders dar und hat den Berliner ihrerseits wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte angezeigt. Laut Sprecher Heiko Schmidt ist das eine normale Vorgehensweise. Wie Polizeisprecher Christoph Koppe, der zur Tatzeit auf der Wache Dienst hatte, den PNN schilderte, hatte der Mann einem Rettungswagen im Weg gestanden und habe nach mehrfacher Aufforderung, dem Rettungswagen Platz zu machen, nicht reagiert. Auch wollte er den Polizisten keinen Ausweis zeigen, weshalb sie ihn – zu ihrer eigenen Sicherheit auf dem Boden fixiert – durchsuchen mussten. Die Staatsanwaltschaft werde nun Zeugen vernehmen. Wie lange dies dauern wird, war unklar.
So viele Strafanzeigen wie im Vorjahr
Vorwürfe gegen zu hartes Eingreifen der Polizei auf dem Baumblütenfest gab es bereits in den Vorjahren. Im Jahr 2009 soll ein 22-Jähriger ebenfalls grundlos zu Boden geworfen worden sein. Der Mann wurde allerdings zwei Jahre später zu einer Geldstrafe von 600 Euro wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt verurteilt, die Polizisten wurden freigesprochen.
In diesem Jahr nahm die Polizeidirektion West beim Blütenfest 245 Strafanzeigen auf, etwa genauso viele wie im Vorjahr. Davon betrafen 106 davon Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz, 61 Körperverletzungen und 37 Beleidigungen. Die Bundespolizei zählte in den Zügen und an den Bahnhöfen 105 Straftaten und nahm 89 Tatverdächtige fest. Etwa die Hälfte waren Körperverletzungen und Widerstand gegen Polizeibeamte. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl leicht an, damals wurden 82 Straftaten gezählt. An den besucherstarken Samstagen waren bis zu 400 Bundespolizisten im Dienst, auch unter der Woche waren mindestens 100 Beamte vor Ort.
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