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Potsdam-Mittelmark: Betriebstemperatur nie erreicht

Das CharterCab-Projekt als innovative Form der Fortbewegung scheint gescheitert – zumindest im Teltower Raum

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Das CharterCab-Projekt als innovative Form der Fortbewegung scheint gescheitert – zumindest im Teltower Raum Kleinmachnow. Eine Erfolgsstory wird Michael Sandrock nicht erzählen. Wenn der Initiator des CharterCab-Projektes Anfang September auf einem Berliner Workshop über die innovative Form der Fortbewegung in Kleinmachnow referiert, wird er eingestehen müssen: Es hat nicht funktioniert. „Es ist nicht gelungen, ein breites Interesse zu wecken“, gibt sich Sandrock gegenüber den PNN ernüchtert. Die Idee klang simpel. Telefonisch oder per Internet kann ein CharterCab bestellt werden. Von der Haustür wird der Kunde zum U-Bahnhof Krumme Lanke oder zu den S-Bahnstationen nach Lichterfelde oder Wannsee chauffiert – und nach dem Berlin-Besuch retour. Vor allem in den Abend- und Nachtstunden sollte der Dienst angeboten werden, weniger Familien als Besserverdienende und meist allein Fahrende sollten sich angesprochen fühlen und im günstigsten Fall Fahrgemeinschaften bilden. Das wiederum würde den Fahrpreis senken und dem eigentlichen Ziel des von der EU kreierten Tellus-Projektes entsprechen, umweltfreundlicher zu verkehren. Richtig auf Touren sind die CharterCabs nie gekommen, seit sie im vergangenen November zu ersten Testfahrten einluden und immerhin 100 Stahnsdorfer, Kleinmachnower und Teltower sich probeweise chauffieren ließen. Zu Ostern wollte Sandrock mit seinem Projektteam 500 Mitglieder als ständige Passagiere im CarModal-Klub begrüßen, für den ein Jahresbeitrag von zehn Euro zu zahlen ist. Heute zählt die „unglaublich treue Kundengemeinde“, wie Sandrock sie nennt, 20 Mitglieder. 800 bis 900 Euro fließen während eines Monats in die Kassen – zu wenig, um das Projekt noch lange am Laufen zu halten. „Reich werden“ wollte Sandrock ohnehin nicht mit dem innovativen Mobilitätsprogramm, auch wenn unmittelbar nach den ersten Testfahrten einige die 4,30 Euro pro Fahrt und Person als „Abzocke“ bezeichneten. Doch hat Sandrock immer Spielraum „nach unten“ propagiert, wenn sich das Fahrgastaufkommen erfreulich entwickle. Dass sich diese Erwartung nicht erfüllt hat, begründete der Verkehrstechniker zunächst mit dem mangelnden Bekanntheitsgrad. Doch die geplante Werbeoffensive und die Partnerakquise bei Hoteliers und Gastwirten fand nicht den erhofften Widerhall. Auch die Zusammenarbeit mit dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg hatte sich Sandrock vielversprechender vorgestellt. Besser gestalten sich indes Gespräche, die er inzwischen mit den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) aufgenommen hat. Nehmen die Verhandlungen den „günstigen“ Verlauf wie bisher, werden die CharterCabs ab Herbst wohl eher in Berlin als in der Region Teltow verkehren. Wenn aber auch in der Bundeshauptstadt nicht durchgestartet werden kann, gebe es in Nordrheinwestfalen gesteigertes Interesse an der Idee des Sammeltaxis. Gegenüber den wenigen Kunden in Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf bliebe Sandrock dann nichts weiter übrig, als ein „herzliches Dankeschön“ zu sagen. Der unmittelbare Südrand Berlins galt als das einzige Versuchsfeld in Europa, in dem das EU die „Stimulierung neuer Formen der Fahrzeugnutzung“ probierte. Ob es daran liegt, dass in den Garagen der Region ausreichend eigene Fahrzeuge stehen und diese – entgegen des mahnenden Fingerzeigs der Umweltschützer – gern und häufig benutzt werden, oder ob das klassische Taxi vorgezogen wird, lässt sich bislang schwer einschätzen. Eines weiß Sandrock indes: Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ab dem späten Abend zwischen Berlin und Kleinmachnow zu pendeln, ist schwierig. Andererseits würden Nahverkehrsbetrieben für ihre nächtliche Betriebsbereitschaft Zuschüsse gewährt, „die in ihrer Höhe keine Berechtigung haben und rausgeschmissenes Geld sind“, beklagt Sandrock. Allein daher müsste den CharterCabs die Türen geöffnet werden. P. Könnicke

P. Könnicke

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