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Von Kirsten Graulich: Bio-Mangos oder Robin Hood

Schüler der Kleinmachnower Gorki-Schule diskutierten Alternativen zur Armutsbekämpfung

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Kleinmachnow - „Spenden“, „Patenschaften“ und „Hilfspakete schicken“, schreiben die Schüler der Klasse 11 auf kleine Karten, die sie an die Tafel pinnen. Auch „Adoption“ steht da und „Fairtrade-Produkte kaufen“, sogar eine „Demonstration“ schließen einige nicht aus, als Beitrag gegen die Armut in den Entwicklungsländern. Anlass für die Gedankenspiele waren Bilder und ein Video über das Leben in den Slums von Manila. „Jeder kann etwas für eine gerechte Globalisierung tun“, hatte Nena Abrea zu Beginn des Projekttages in der Kleinmachnower Maxim-Gorki-Schule erklärt.

Die philippinische Bildungsreferentin war mit Uwe Berger vom Verein Carpus aus Cottbus nach Kleinmachnow gekommen. Beim Projekttag zum Thema Handel und Globalisierung, erfuhren die Schüler von den vor zehn Jahren beschlossenen Milleniumszielen der Vereinten Nationen. Eines lautet, bis 2015 Armut und Hunger zu halbieren. Viel ist derweil nicht passiert: 1990 waren weltweit 824 Millionen Menschen unterernährt, heute sind es 925 Millionen, sagte Uwe Berger. „Mit einer Demo könnten wir unsere Regierung an ihr Versprechen erinnern“, kommentierte ein Schüler, überlegte kurz und fügte hinzu: „So etwas wie eine Volksinitiative könnte man machen.“

Im schönen Urlaubsland Philippinen leben rund 40 Prozent ihrer Landsleute unter der Armutsgrenze, erzählte Nena Abrea – was bedeutet, dass das tägliche Einkommen unter einem Euro liegt. In den ländlichen Gebieten trage dazu auch der Export von subventionierten Lebensmitteln aus der EU bei, er bedrohe bäuerliche Existenzen. Viele Bauern würden deshalb versuchen, in den Städten einen Job zu finden. Die meisten landen auf den Müllhalden vor der Stadt, wo sie unter schlimmsten hygienischen Verhältnissen dahinvegetieren.

Um den Kindern das Elend zu ersparen, wäre eine Adoption nicht der richtige Weg, bezog sich Uwe Berger auf einen Vorschlag der Schüler. Die Kinder würden von ihren Familien getrennt und entwurzelt. Eine Lösung sei nur im Land möglich: zum Beispiel der Handel mit „fairen Produkten“, die es unter Labeln wie Fairtrade und dwp nicht nur in Weltläden zu kaufen gibt, sondern auch in Supermärkten, wo sie kaum teurer als Markenprodukte sind. Philippinische Bio-Mangos in getrockneter und ungezuckerter Form etwa sind nicht nur angenehm im Geschmack, wie die Schüler feststellten, sondern enthalten auch Vitamin C sowie Calzium, Eisen, Kalium und Magnesium.

Vom deutsch-philippinischen Fairhandelsprojekt mit Mangos profitieren die Produzenten direkt, vielen Bauernfamilien sichert es die Existenz. Die Früchte werden vom Unternehmen Preda vermarktet, das garantiert, keine Kinder zu beschäftigen. Preda betreibt zudem seit Jahrzehnten auf den Philippinen ein Therapiezentrum, in dem Psychologen und Sozialarbeiter missbrauchten Kindern Schutz und Hilfe bieten. Laut Unicef gibt es auf den Philippinen etwa 100 000 Kinderprostituierte. Ein organisierter Kinderhandel nutzt die Armut und oft ausweglose Lage der Familien skrupellos aus.

Wer fair kaufe, sagte Nena Abrea, könne das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Der Erlös eines Mangobaumes deckt alle jährlichen Schulkosten für zwei Kinder. Die Gorki-Schüler staunten über solche Zahlen. Ein Projektgrüppchen diskutierte das Leben des Robin Hood

Kirsten Graulich

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