Potsdam-Mittelmark: Bis an die Grenzen der Wasserqualität
Das 24-Stunden-Schwimmen in der Beelitzer Zietenkaserne strapaziert nicht nur die Sportler
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Beelitz - Beinahe wäre das Wasser im Becken „umgekippt“. „Die Wasserqualität über die 24 Stunden Dauerbelastung auf einem vertretbaren Niveau zu halten, war eine Herausforderung“, sagt Schwimmmeister Peter Hoffmann. Nachts hatte er das Becken sogar kurzfristig räumen müssen um Chlor-Granulat nachzufüllen.
Denn durch das Becken der Schwimmhalle, die zur Zietenkaserne in Beelitz gehört, zogen von Mittwoch- bis Donnerstagmittag insgesamt fast 600 Schwimmer ihre Bahnen. Neben den knapp 400 Soldaten des in der Stadt stationierten Bataillons nahmen auch Beelitzer Bürger an dem Wettkampf teil. Mit der Veranstaltung sollten primär Spenden für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und das Sozialwerk der Bundeswehr gesammelt werden. Voraussetzung für die Teilnahme am Wettkampf war eine Spende aber nicht. Die 17 Jugendlichen der Beelitzer Solar-Oberschule etwa haben die Aktion allein mit ihrem sportlichen Einsatz unterstützt. Als Teil des Teams der Beelitzer Zivilgesellschaft sind die Jugendlichen um kurz nach 11 Uhr am Donnerstag bereits 200 Bahnen geschwommen. „Die Leistung der Grundschüler wollen wir auf jeden Fall überbieten“, sagt ihre Sportlehrerin Bergit Schwarz, bevor sie wieder an den Beckenrand geht, um ihre Schützlinge anzufeuern.
Nicht alle Teilnehmer waren rund um die Uhr im Einsatz, je Team war stets nur eine Person im Wasser. Nachts konnten sich erschöpfte Schwimmer auf Matratzen am Beckenrand ausruhen oder sich in der Bundeswehr-Kantine mit Kuchen und alkoholfreien Getränken stärken. Neben den Soldaten und Schülergruppen aller drei Beelitzer Schulen hatten sich außerdem auch Mitglieder des Sport- und des Spargelvereins bereiterklärt, im gemeinsamen zivilen Team gegen die sechs Kompanien der Kaserne anzutreten.
„Die Verbindung zur Gemeinde ist uns sehr wichtig, auch weil wir bei der Bevölkerung um Vertrauen und Verständnis werben wollen“, erklärt Boris Nannt, der Kommandant der Kaserne. „Vor allem aber geht es mir darum, meine Soldaten ein Stück weit dazu zu erziehen, als Staatsbürger auch für die Gemeinschaft einzutreten.“ Das gelinge nun mal sehr gut mit einem sportlichen Wettkampf, dafür ließen sich hier alle begeistern. Nachwuchsprobleme habe man am Stützpunkt zwar nicht, was auch mit der starken regionalen Verwurzelung zu tun habe – 80 Prozent der Soldaten hier kommen aus der Region Berlin-Brandenburg. Dennoch: Mit dem Aussetzen der Wehrpflicht können Soldaten nicht mehr einfach aus dem Pool der Wehrpflichtigen rekrutiert werden, deshalb will Nannt künftig aktiver nach außen werben. Auch das ist ein Grund für Veranstaltungen wie diese.
Oliver Breithaupt, Landeschef der Deutschen Kriegsgräberfürsorge, ist begeistert von der Idee, die jährliche Sammelaktion der Bundeswehr mit einem Sportevent zu verknüpfen. „So lebendig geht es bei uns ja sonst nicht zu, unsere Arbeit besteht ja eher aus trockenen Vorträgen und Veranstaltungen zum Volkstrauertag.“ Natürlich freut er sich auch über die gesammelten Spenden, 3 311 Euro sind zusammengekommen. Den Betrag wird er sich – zumindest symbolisch – mit Kristin Busch, der Geschäftsführerin beim Sozialwerk der Bundeswehr, teilen.
Als die letzten Teilnehmer um 12 Uhr die Halle verlassen, geht die Arbeit für Peter Hoffmann weiter. Die Keimzahl im Wasser ist zwar mittlerweile wieder auf einem normalen Stand, doch durch die vielen Schwimmer stieg auch der Wasserverbrauch, jetzt muss Hoffmann nachfüllen. Ariane Lemme
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