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Potsdam-Mittelmark: Bis das Unsichtbare sichtbar wird

Gärten der Künste werden am Wochenende in Körzin und Wildenbruch vorgestellt

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Potsdam-Mittelmark - Besucht man die Gartenarchitekten Elke Leitner und Wolfgang Kapke nahe der B 246 in Körzin zwischen Beelitz und Trebbin, so sieht man zuerst einmal nichts. Der kleine Vorgarten hinter der gutbesuchten Kneipe ist zwar mit Bux und Tulpen bestückt, ein frisch gesetzter Mandelbaum blüht, aber Hof zum Haus lässt vorerst kaum vermuten, hier „das Licht des Nordens und den Traum vom Süden“ anzutreffen. Der Eindruck trügt. „Alhambra Gartenkunst“ hat dem Besucher am kommenden Wochenende der offenen Ateliers (6. und 7. Mai) ganz Erstaunliches zu bieten.

Zuerst die Fähigkeit, sich vielleicht auf der kleinen Holzbühne mit den aufgeschichteten Kloben im Hintergrund zu entspannen, einfach zu schauen, bis das Entdecken beginnt. Plötzlich sieht man den schirmförmigen Blaumantel-Strauch, entdeckt bodenständige Pflanzen als Bewuchs für Häuserwände oder den geometrischen Diabas-Garten hinter dem Haus mit Arbeiten des Bildhauers Bernd Pielemeier. Von einer mittelamerikanischen Pyramide als Steingarten kann der Besucher den Blankensee in naturgeschützter Landschaft erspähen.

Pflanzkästen aus Robinie, verkohlte Hölzer wie Skulpturen, Findlinge oder Lesesteine zur Gestaltung – ja, man muss in diesem Idyll erst einmal ankommen, bis das Unsichtbare sichtbar wird. Das ist auch die Philosophie von Elke Leitner: Beratung oder Ausführung von Aufträgen, bis eine Arbeit aussieht, als sei sie immer schon „so“ gewesen, sogar dann, wenn es um das Grab eines kürzlich verstorbenen Wissenschaftlers geht. Gestaltung von Brandenburger Vierseithöfen mit altem Material und möglichst ohne etwas übrigzulassen oder wegfahren zu müssen, denn „jeder Garten liegt in einer Landschaft“.

Elke Leitner weiß, was unter einer Birke blühen kann, wie man Feuerdorn in ungeahnte Höhen treibt, wie man aus dem Gegebenen etwas macht. Garten ist Kunst, jede Pflanze eine Skulptur. Hinterm Haus ist grüne Weite, ein machtvoller Frieden.

Einen ganz anderen Garten der Künste findet man bei Ines und Matthias Jurke in Wildenbruch neben der Schule. Das Ehepaar lädt seit mehr als zehn Jahren Künstler aus Osteuropa ein, bei ihm zu wohnen und zu arbeiten. Als „Gegenleistung“ erbittet man sich lediglich ein Werk, und davon sind die beiden Gartenhäuser nebst dem kiefernbestandenen Areal selbst proppenvoll: Moldawier, Russen, Rumänen haben Ölbilder und sehr bedeutende Skulpturen hinterlassen, eine von der Ikonenmalerei bis zum Abstrakten reichende Sammlung und faszinierende Ausstellung zugleich. Die Jurkes fahren seit zehn Jahren Hilfsgüter in diese Gebiete, nehmen Kontakte auf mit Ministerien, Akademien, Galerien, und laden ein, wie auch gestern wieder sechs Künstler aus Russland, für etwa zwei Wochen.

Matthias Jurke zeigt all diese Pracht, er kann auch sehr gute Geschichten aus dem Verein „atelier of art“ dazu erzählen, warum eine Jesus-Skulptur keine Augen besitzt oder warum zwei originale Lenin-Büsten bei ihm aus dem Waldboden wachsen. Er hat Werke des begnadeten wie unbekannten Russen Grigoriew, einen sitzenden Jesus mit unglaublich beeindruckender Dornenkrone, heitere Doppelplastiken wie „Der Gartenwächter und seine Frau“ von einem Rumänen, wo man auf die Organik der Hände achten sollte, zahlreiche Ölgemälde erster Güte, auch Eigenes, interessante Keramik.

Gäste lehren immer sehr viel. Im Hause Jurke findet der Kunstfreund, wie glücklich sich naive Kunst und Moderne umarmen – am Wochenende zum Symposium wird es der Moskauer Maler Pawel Nikolajew „Stil Naiv/Gotik“ nennen. Auch der ganz hervorragende russische „Impressionist“ Stas Borodin, ein Maler und Porträtist zum Schwärmen, hat seine Anwesenheit zum Tag der offenen Tür signalisiert – nur am Sonntag ab 14 Uhr, dafür mit „Open end“. Kinder ausdrücklich erwünscht.

Alhambra Gartenkunst, Beelitz, Ortsteil Körzin, Dorfstraße 21, Samstag und Sonntag von 12 bis 20 Uhr geöffnet; „atelier of art“ e.V., Ines und Matthias Jurke, Michendorf, Ortsteil Wildenbruch, Potsdamer Allee 10, geöffnet am Sonntag ab 14 Uhr bis Open End.

Gerold Paul

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