
© Andreas Klaer
Von Henry Klix: Bis Juni blüht es durch
Morgen Saisonauftakt im Fercher Bonsaigarten / Bonsaigärtner Tilo Gragert mit neuen Plänen
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Schwielowsee - Die Forsythie steht schon in voller Blüte und die Apfelknospen über dem frischem Blattwerk sind gerade am Aufplatzen, einige Kirschen werden es auch noch bis Ostern schaffen. Im Japanischen Bonsaigarten in Ferch zeigt sich der Gartenfrühling ein kleines bisschen eher: „Die Erde erwärmt sich schneller in den kleinen Töpfen“, sagt Bonsaigärtner Tilo Gragert. Die Zierkirsche beginne deshalb zwei bis drei Wochen früher mit der Blüte. Seit einigen Tagen befreit Gragert die bepflanzten Schalen und Töpfe aus ihrem beheizten Winterquartier – rund 1000 Bonsais müssen in den friedvollen Gartenbereichen verteilt werden. Die Netze, die die Moose im Wandelgarten davor schützen, von Amseln aufgepickt zu werden, werden abgenommen. Und im Teehaus werden neue Biotees verkostet und Möbel aufgestellt.
Morgen startet die zwölfte Saison des Bonsaigartens, der in den vergangenen zwei Jahren jeweils rund 20 000 Besucher nach Ferch lockte. Die kleine, japanische Erlebniswelt ist bei den Gästen der Gemeinde Schwielowsee inzwischen genauso beliebt wie das Schloss Caputh. 2000 Quadratmeter japanischer Garten sind seit 1999 entstanden, und Tilo Gragert hat sich auf einem Nachbargrundstück weitere 500 Quadratmeter Brachland gesichert, die in zwei Jahren dazukommen sollen. „Das ist dann immer noch überschaubar, aber ich will auch nicht mit der Größe werben“, sagt er. Wichtiger sei es ihm, japanische Perfektion erlebbar zu machen.
Schon im Alter von neun Jahren hatte Gragert – angeregt von seiner Mutter – seinen ersten Bonsai gezüchtet: Eine umgestürzte Trauerweide am Glindowsee hatte es ihm angetan, ihr Bonsai-Andenken blieb viele Jahre gewahrt, bevor die kleine Pflanze einem Baumpilz zum Opfer fiel. Währenddessen sollte es im elterlichen Kleingarten an den Glindower Alpen mit vielen weiteren Pflanzenzwergen des Filius immer enger werden.
Zwischen Bonsaizucht und Gartenarbeit hatte Tilo Gragert lange unterschieden: Das eine Kunst, das andere langweiliges Jäten – bis er bei einer Japanreise 1994 in den alten, japanischen Gärten erlebte, wie sich beides verknüpfen lässt. Sofort nach der Rückkehr begann er mit der Aufzucht von Gartenkiefern, die heute die Kulisse im Fercher Wandelgarten bilden. Auf der Suche nach einem Grundstück wurde er in Ferch-Mittelbusch fündig: Auf einem verwahrlosten VEB-Urlaubsobjekt begann der gelernte Tischler schon 1996, seine ersten Ideen umzusetzen. Als die Montageaufträge der Tischlerfirma mit der Pflanzenpflege nicht mehr zusammenpassten, wagte er im Jahr 2000 mit einer Starthilfe des Arbeitsamtes den Sprung in die Selbstständigkeit.
Der anfangs 600 Quadratmeter große Wandelgarten ist mit seinen Bonsai-Hügeln, dem Koiteich und der Pagode inzwischen auf 1500 Quadratmeter gewachsen. Vor vier Jahren kam das Teehaus mit dem kleinen Teegarten dazu, in dem jetzt die Kamelien blühen. Das Teehaus ist seit diesem Jahr an Gragerts Schwester, Katja Gragert, verpachtet. Bei einem Bai Hon-Tee, japanischem Gebäck und Kuchen schaut man von der Terasse auf den kontemplativen Zen-Garten, der erst im vorigen Jahr eingeweiht wurde.
Gragert plant geduldig weiter: Ein japanisches Museum ist eines der Projekte für die nächsten Jahre, dass Teehaus soll umziehen und für die Überwinterung der Bonsais wird jetzt ein festes Gewächshaus gebaut. Angesichts wachsender Gästezahlen hofft er auf den Parkplatz, der ihm von der Gemeinde am Ortseingang zugesagt wurde. Am besten noch bis zum 24. April, wenn es im Bonsaigarten mit dem Kirschblütenfest wieder etwas enger wird. Bis Juni blüht es dann durch, verspricht Tilo Gragert: Auf die Kirschen folgen Rot- und Weißdorn, dann die Azaleen.
Im Internet unter:
www.bonsai-haus.de
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