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Potsdam-Mittelmark: Bis Ostern ist noch dies und das zu tun

Landrat Blasig machte gut Wetter für die Blütentherme – seine SPD-Genossen bibberten vor der Tür

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Werder (Havel) – Die Vinothek, die Saunen, die Thermenbecken in Blütenoptik, die Heiz- und Filtertechnik und immer wieder der atemberaubende, von Nebelschwaden umwölkte Blick in die Havellandschaft: Landrat Wolfgang Blasig (SPD) ließ sich gestern vom Aufsichtsratschef der Kristall Bäder AG, Heinz Steinhart, durch die Baustelle der Blütentherme führen. Vor der Tür bibberte die SPD-Ortsgruppe Werder in Bademänteln bei einer symbolischen Anbadeaktion, wo doch der Bürgermeister die Thermeneröffnung im Dezember versprochen hatte, wie SPD-Ortschef Robert Dambon stichelte. Drinnen bei der Führung des Landrates wurde gut Wetter gemacht. Steinharts vier Hunde waren mit von der Partie, und ihr Gehopse und Gebelle sorgte mit für die sonnige Laune.

Die Therme soll nach mehreren geplatzten Startterminen nun eine Woche vor Ostern in Betrieb gehen, wie Steinhart dem Landrat zusagte. Der wollte es angesichts eines Bautenstandes von 80 Prozent und dem Gewusel auf dem Bauplatz gern glauben. Er habe den Ostertermin ja schon beim Richtfest vermutet, wie er gestern sagte. Und seine SPD-Genossen aus Werder würden doch nur vor der Tür protestieren, weil sie es nicht mehr erwarten könnten. Er wünsche sich, dass das Projekt zu einer Erfolgsgeschichte wird und der ganze Landkreis bis nach Bad Belzig hinein von der Sachkenntnis der künftigen Betreiber profitiere.

Dies und das ist bis dahin noch zu tun. Zurzeit dominieren der nackte Beton, die herunterhängenden Kabel, die unverkleideten Balkendecken und die riesigen Glasfronten der Fassade das Bild, das demnächst durch Kacheln und Marmor vollendet werden soll. So wie im Hamam, das beispielhaft schon voll verkleidet ist und etwas von der Optik erahnen lässt, die das Bad mal prägen soll. Steinhart hat in der Vergangenheit immer wieder gesagt, dass er seine jährlich 350000 Besucher aus den Wohnzimmern und nicht aus anderen Bädern locken will. Zwischen Kapitellen, Marmorgravuren und antiken Gravuren wird deutlich, wie er es meint.

Der Streit um unbezahlte Rechnungen des Generalunternehmers, den die PNN unlängst aufgedeckt hatte, rückte am Donnerstagnachmittag ein wenig in den Hintergrund. Landrat Blasig äußerte sein Verständnis, dass es auf den letzten Metern eines solchen Großprojektes auch mal härter zur Sache gehen könne, „wenn die Firmen anfangen zu spielen“. Dass es Gerangel auf Großbaustellen gebe, kenne man ja auch bei der öffentlichen Hand. Doch manches, was er über die Blütentherme gehört habe, relativiere sich vor Ort – auch dass die Stadt Werder gefährliche Risiken eingehe. „Wer so viel Engagement zeigt, die Nachbargrundstücke für ein Hotel und ein Feriendorf erwirbt, der geht nicht vom Acker“, sagte Blasig zu Heinz Steinhart, der eifrig zurücknickte.

Seine Kristall Bäder AG baut und betreibt die Therme für die Stadt und wird sie in ein paar Jahren wahrscheinlich – frei nach dem Modell der Ludwigsfelder Kristalltherme – erwerben.

Er glaube, dass es von der Stadt Werder vernünftig gewesen sei, sich die Kristall Bäder AG als Partner zu holen, so der Landrat. Gelegenheit für Bürgermeister Werner Große (CDU), zuzustimmen: Er war gestern als Gast dabei und ergänzte, dass kein Geld verloren gehe und jeder Euro, der hier verbaut werde, städtisches Vermögen sei. Mit der Kristall Bäder AG arbeite er gut zusammen, auch wenn es mal hakt und Große die 900 000 Euro, die Heinz Steinhart zum Festpreis von 18 Millionen dazuverlangt, gestern noch nicht zusagen wollte. Selbst wenn sie gezahlt werden müssten: „Bei uns entstehen am Ende vielleicht fünf Prozent Mehrkosten, in der Stadt Potsdam sind es schon vor dem Baustart fünfzehn Prozent.“

Steinhart zitierte Studien, wonach Thermen auch in ihrem Umfeld den Aufschwung organisieren, sich die Umsätze in der Umgebung verzehnfachen würden. Das habe auch der frühere Landeshauptmann von Kärnten, Jörg Haider, erkannt, als er sich von ihm eine Bäderlandschaft für 100 Millionen Euro planen ließ. Zur Umsetzung sei es wegen des tödlichen Unfalls in Lambichl nicht mehr gekommen. In den Havelauen sei schon zu spüren, welche Effekte das Bad für die Stadt und die Wirtschaft einmal haben wird, so der Kristallbäderchef.

Der Neubau der Blütentherme sei nun von außen komplett geschlossen und man könne im Trocknen die Innenausbauten abschließen. Wieder draußen vor der Baustelle zeigte Steinhart noch die Bodenplatte des Blockheizkraftwerks, das die Therme und das Wellenbad, das im Anschluss gebaut werden soll, einmal mit Strom versorgen soll, auch das künftige Feriendorf und das Hotel mit 160 Betten, für das sich schon zahlreiche Investoren bei ihm gemeldet hätten. Die SPD-Leute hatten die Bademäntel da schon mit dicken Wintersachen getauscht. Alles paletti in der Blütentherme, zur Eröffnung wird man sich wohl in der Sauna wiedersehen.

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