Potsdam-Mittelmark: Blickfänge hinter Altstadttoren
Viele Besucher beim „Tag der offenen Höfe“ in Teltow / Kirche erstmals wieder geöffnet
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Teltow - Trotz unerbittlicher Regengüsse liefen am Sonntag aus allen Himmelsrichtungen Besucher in die Teltower Altstadt, die meisten ausgerüstet mit Schirm und Wetterjacken. Denn der „Tag der offenen Höfe“ gehört in der Region inzwischen zu den beliebtesten Festen. Mittelpunkt war in diesem Jahr der Marktplatz mit vielen Handelsständen, eingerahmt von Rathaus und Kirche, den größten Bauwerken in der steingewordenen Ackerbürgeridylle.
Schon in früherer Zeit trug die Kirche die Verantwortung für das Seelenheil, und das Rathaus hatte mit den Bürgerpflichten zu tun. Gestern kam für die Festbesucher eine besonders angenehme „Pflicht“ hinzu: Die Verkostung eines Rübchenschnapses im Hof der Druckerei Grabow. Für diese neue Teltower Gaumenfreude hatte Bürgermeister Thomas Schmidt in seiner Eröffnungsrede geworben. Tatsächlich war es gelungen, wie mehrere Besucher feststellten, den unverkennbaren Geschmack des Teltower Rübchens hochprozentig in Flaschen zu bannen.
Nach neun Monaten Restaurierungszeit war auch die Kirche wieder geöffnet und das Tonnengewölbe, das ein Schwelbrand mit Ruß überzogen hatte, strahlte wie vor hundert Jahren, als nach Entwürfen des Oldenburger Malers August Oetken die Decken ausgemalt worden waren. Am Sonntag erklang auch erstmals nach der Sanierung wieder die Schuke-Orgel.
Gegenüber auf dem Hof der Druckerei tönte von der Formation „Handgezapft“ Live-Musik, bei der die Füße nicht stillstehen konnten. Bilder der Maler Eberhard Trodler und Walter Lauche hingen ganz unpathetisch auf Augenhöhe in der Toreinfahrt. In den meisten Höfen gab es Kaffee, selbstgebackenen Kuchen, Grillwürste und dazu Blickfänge, wo man nur hinschaute aus Pflanzen, Skulpturen und antiken Gerätschaften. Im Hohen Steinweg sogar Hühner, und in einem Garten saß ein Hausschwein vor seiner Hütte, skeptisch die Besucherschar beäugend. Gut möglich, dass der Duft vom Nachbargrundstück dazu beitrug, denn dort wurde ein Wildschwein gegrillt.
Vor dem Heimatmuseum schlugen die Herzen von Technikfreaks höher, angesichts nostalgischer Miniatur-Dampfmaschinen. Hobbygärtner konnten in der Ritterstraße 10 mit Joerg Nickisch über schwarze und gelbe Tomaten fachsimpeln. Er bot auch exotische Pflanzen wie Feuerküsschen mit scharfem Chili-Aroma, winterharte Bananenstauden und verschiedene Kräuter an. Der Schenkenhorster Erhard Nickel zeigte das alte Handwerk des Korbflechtens.
Unter den 30 geöffneten Höfen waren auch frisch sanierte Häuser dabei, wie die Nummer 22 in der Breiten Straße. Das Taubenhaus im Fachwerkstil, dessen Turm über dem Hoftor stets Blicke auf sich zieht, konnten Besucher nun aus der Nähe betrachten, ebenso eine schönen alten Holzpavillon. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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