
© dpa
Potsdam-Mittelmark: Blitzeinschlag im Kletterwald
Fünf Besucher des Klaistower Hochseilgartens erlitten Verbrennungen durch Stromschlag
Stand:
Beelitz - Es sollte ein sportlicher Sommerausflug werden. Keine Wolke war am Himmel, der Klaistower Kletterpark „Climb Up“ auf dem Gelände des Spargelhofs von Buschmann & Winkelmann am Samstag gut besucht. Das Unglück passierte in wenigen Minuten: Der Himmel zog sich zu, es gewitterte heftig, der Blitz schlug in einen Baum im Hochseilgarten ein. Fünf Kletterer, darunter zwei achtjährige Kinder, schafften es nicht mehr rechtzeitig, sich in Sicherheit zu bringen, und erlitten leichte Verbrennungen durch einen Stromschlag. Das teilte die Polizei am Sonntag mit.
Das Gewitter sei in Sekundenschnelle aufgezogen, sagte der Chef des Kletterwaldes, Steve Piering, gegenüber den PNN. Unmittelbar als der Regen einsetzte, fingen seine Mitarbeiter an, die Besucher aus Hochseilgarten herauszulotsen. Das Areal ist rund 3,5 Hektar groß. Doch der Blitz war schneller: „Von dem Zeitpunkt, als die ersten Wolken aufkamen, bis zum Einschlag vergingen nur zwei Minuten“, sagte Piering.
Zwei Erwachsene waren gerade mit ihrer Runde fertig, als der Blitz einschlug. Ein anderer Erwachsener und die zwei Kinder standen auf dem Boden. Sie gehörten zu einer Gruppe, die einen Kindergeburtstag in der Einrichtung feierte.
Bei Sturm, Gewitter oder Hagel werde die Anlage sofort geschlossen, erklärte Betreiber Piering. Das würden dieBehördenauflagen so vorschreiben. Um die Klettergäste zu retten, gebe es mehrere Möglichkeiten: Bei einer Evakuation würden die Besucher durch Personal von ihrem luftigen Standort durch Abseilen auf den Waldboden gebracht. Bei sehr anspruchsvollen Kletterrouten würde es zudem Notabstiegsleitern geben, die sowohl im Notfall als auch bei Erschöpfung der Kletterer zum Einsatz kommen.
Eine weitere Möglichkeit sieht dem Kletterwaldbetreiber zufolge vor, dass die Besucher alleine den Rückweg antreten und sich in Sicherheit bringen. „Wir haben extra kurze Parcours angelegt, um in einer überschaubaren Zeit wieder zurückklettern zu können“, so Piering. Zudem sei es so auch für die Helfer leichter, die kletternden Gäste in Notfällen zu erreichen.
Nach Angaben der Polizei war der Blitz am frühen Samstagnachmittag unter den Fichten eingeschlagen, unter deren Kronen die Besucher sich bewegten. Die Hochplateaus in den Bäumen schweben bis zu sechs Meter über der Erde. Als der Blitz in den Baum fuhr, waren die fünf Kletterer im Alter von acht bis 40 Jahren in unmittelbarer Nähe. Der Strom muss sich laut Piering über die Stahlseile, die auf den Parcours zum Einsatz kommen, verteilt haben. Die Kletterer erlitten leichte Verbrennungen und wurden in das Potsdamer Ernst-von-Bergmann-Klinikum eingewiesen. Einer von ihnen musste mit dem Rettungshubschrauber in die Notaufnahme gebracht werden. Sie mussten für 24 Stunden zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben.
Nach dem Unglück ermittelte die Kriminalpolizei in dem Hochseilgarten. Das Kletterwald-Personal habe rechtzeitig die Besucher von den Bäumen geholt, sagte Kommissar Guido Plank von der Polizeiinspektion Brandenburg den PNN am Sonntag. „Daher gibt es auch keine Anzeige gegen den Betreiber wegen fahrlässiger Köperverletzung.“ Dass das Gewitter so schnell heraufzogen sei und der Blitz ausgerechnet in einem kleinen Baum mitten im Kletterwald einschlug, damit habe niemand rechnen können, so Plank.
Den restlichen Samstag blieb der Kletterwald geschlossen. Ein Baumgutachter prüfte nach dem Blitzeinschlag die Gehölze auf ihre Stabilität. „Von dem Baum, in den der Blitz hineinfuhr, blätterte die Rinde ab“, so Piering. Insgesamt beschädigten der Blitz und seine Ausläufer drei Bäume. Sicherheitshalber sei auch die Krone des beschädigten Baumes abgesägt worden. „Wir haben die Anlage komplett geprüft und keine weiteren Schäden festgestellt“, sagte der Kletterwaldchef.
Die zwei Achtjährigen sowie zwei der drei Erwachsenen seien am Sonntag aus dem Krankenhaus entlassen worden, sagte Piering. Er halte mit den Familien der Verletzten Kontakt, um sich über deren Gesundheitszustand zu informieren.
Neben dem Hochseilgarten in Klaistow betreibt Piering noch zwei weitere Kletterwälder nördlich von Berlin. „Noch nie ist bei uns der Blitz eingeschlagen“, so der Betreiber. Er werde jetzt gemeinsam mit dem Dachverband für Hochseilgärten das Thema besprechen und die Sicherheit in seinen Parks verstärken. Unter anderem könnten auch auf einfachen Parcours Notabstiegsleitern angebracht werden.
Der bei Besuchern beliebte Spargelhof blieb trotz des Vorfalls geöffnet. Dort fand am Samstag der 2. Deutsche Matschtag statt. Auch Feuerwehrleute waren mit einer Wasserkanone bei der Schlammaktion dabei – und damit als Ersthelfer am Ort des Unglücks.
Das Gewitter wütete auch in der Stadt: In der Beelitzer Fasanenstraße brannte der Dachstuhl eines Einfamilienhauses nach einem Blitzeinschlag aus. Anwohner sahen das Feuer und informierten die Polizei. Die Bewohner des Hauses konnten sich noch rechtzeitig retten und blieben unverletzt. Auch die Nachbarhäuser wurden vorsorglich evakuiert. Das Haus ist derzeit nicht bewohnbar. Die Bewohner sind bei Verwandten untergekommen. Die Feuerwehr musste am Samstag rund um Beelitz zudem wegen abgebrochener Äste und Schäden durch Starkwind mehrmals ausrücken. (mit dpa)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: