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Seit 65 Jahren verheiratet. Walter und Lotti Eberhardt aus Caputh.

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Potsdam-Mittelmark: Blonde Zöpfe und ein Bund fürs Leben

Das Ehepaar Walter blickt zur Eisernen Hochzeit auf ein hartes Leben zurück

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Schwielowsee - „Die Zeit verging wie im Fluge“, sagt Eberhardt Walter (88) über seine 65-jährige Ehe, „weil ein Partner für den anderen da ist und die täglichen Arbeiten schmeckten“. Am Sonntag feierten er und seine 86-jährige Frau Lotti in der Caputher Schwielowseestraße in erstaunlich geistiger Frische die Eiserne Hochzeit. „ Wir hatten in Caputh stets ein wunderbares Verhältnis zu den Nachbarn. Da war jeder für jeden bereit zu helfen, wenn mal Not am Mann war“, erzählt er. „Natürlich ist die Liebe der stärkste Magnet für den Zusammenhalt einer Ehe.“

1937 hatte sich Eberhardt Walter auf den Weg von Berlin nach Caputh gemacht, um bei Bäckermeister Stoof im Krughof eine Lehre zu beginnen. Damals musste er bei Wind und Wetter und nur mit Pantinen an den Füßen rauf aufs Fahrrad, um die Brötchen zu den Kunden im Ort zu bringen. „Dabei begegnete ich manchmal einem Mädchen, dessen lange blonde Zöpfe mich sofort faszinierten“, schwelgt der eiserne Bräutigam in Erinnerungen. Rasch entwickelte sich die Liebe zu Lotti Rodewald. „Wenn ich zu Rodewalds kam, konnte ich mich im Winter aufwärmen“, schmunzelt er. Die Zöpfe schnürten den Bund fürs Leben, meint Eberhardt Walter.

Aus dem Zweiten Weltkrieg kam der junge Mann mit geschundenem Körper nach Caputh zurück. Der rechte Arm fehlte, das linke Bein war steif. Doch er behielt seinen Lebensmut. Seine blonde Lotti hatte eisern auf ihn gewartet. Beide heirateten am 30. Januar 1946. Ein hartes gemeinsames Leben folgte. „Wir staunten immer wieder, wie Vater trotz des körperlichen Handikaps mit seiner für sich entwickelten Technik mit dem Spaten umging“, erzählt Tochter Angelika Engel. Das Bewirtschaften ihrer Obst- und Gemüseländereien rund um den Krähenberg bestimmte den Alltag der Walters – oft auch an Sonn- und Feiertagen. „Die Stunden zählten wir nie. Dazu hatten wir keine Zeit. Aber von morgens um vier bis abends um zehn waren wir fast immer auf den Beinen“, erzählt Lotti Walter, die darüber hinaus vier Kinder zu versorgen hatte. Als sie größer wurden, griffen sie mit zu. Da wurde beim Gewächshausbau oder beim Ausbau der Wohnung geholfen und der „Marktkram“ gemeinsam vorbereitet. Die geernteten Produkte verkauften Walters bis 1990 selbst auf Märkten. „Ein eigenes Auto hatten wir lange nicht. Das Erntegut holten wir mit dem Handwagen nach Hause“, erinnert sich Eberhardt Walter. „Manchmal dachte ich auf dem ansteigenden tiefsandigen Spitzbubenweg, mich ereilt ein Herzschlag, so groß waren die Anstrengungen.“

Walters sind schon viele Jahre Abonnenten der PNN. „So halten wir uns auf dem Laufenden – über die Politik und das lokale Geschehen“, sagt Lotti Walter. „Früher jedoch hatten wir etwas Anderes zu tun, als morgens schon die Zeitung zu lesen.“ Wolfgang Post

Wolfgang Post

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