Aus dem GERICHTSSAAL: Blumentopf auf den Kopf gehauen Lange Familienfehde als Tathintergrund
Werder – „Ich habe aus Wut ins Regal gegriffen und ein paar Flaschen heruntergerissen“, gesteht David D.* (39).
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Werder – „Ich habe aus Wut ins Regal gegriffen und ein paar Flaschen heruntergerissen“, gesteht David D.* (39). „Das war natürlich nicht in Ordnung.“ Sein Zwillingsbruder Dietmar D.*ergänzt: „Die Blumentöpfe sind nur gegen die Wand geflogen, keineswegs gegen den Kopf.“ Exakt 51 Flaschen Alkohol gingen zu Bruch – im Kaufladen ihres gemeinsamen Bruders Detlef D., der ihm vom Vater überschrieben wurde. Über 330 Euro betrage der Schaden, listete der Kaufmann auf. Das ärztliche Attest bescheinigt ihm Prellungen des Schädels, ein Hämatom am Schienbein, Druckstellen an den Ohren.
Laut Anklage sollen die Zwillinge am Morgen des 23. August 2005 mit Fäusten, Blumentöpfen und Vasen auf ihren in der Küche sitzenden, älteren Bruder eingeschlagen, ihn auch getreten haben. Nachdem David D. die Spirituosen aus dem Geschäftsregal wischte, soll Dietmar D. auf dem Hof des Grundstücks Bierflaschen gegen Fensterscheiben angrenzender Gebäude geschmettert haben. Außerdem soll er ein Faxgerät gegen das Garagentor geworfen haben.
„Wir waren in Rage, weil uns wichtige Post vorenthalten wurde“, begründete Müllwerker Dietmar D. vor Gericht sein Ausrasten. Hintergrund des Angriffs ist allerdings eine länger andauernde Familienfehde. „Die Zwillinge sind ungewollte Nachzügler. Sie wurden im Hinblick auf ihre drei älteren Brüder von den Eltern bisher finanziell benachteiligt“, klärte der Verteidiger von David D. das Gericht auf. „Inzwischen ist aber eine Regelung gefunden worden.“
„Die Zwillinge schlugen mit Fäusten auf mich ein. Dann bewaffneten sie sich mit Blumentöpfen. Unsere Eltern feierten kurz zuvor Goldene Hochzeit. Deshalb standen in der Küche noch jede Menge Pflanzen herum“, berichtete Detlef D.* (48) im Zeugenstand. Wer von beiden ihm einen Keramiktopf über den Kopf gezogen habe, wisse er nicht, da er sich mit seinen Händen vor den Hieben schützte. „Vater rief an, dass Stress zu Hause ist“, so ein weiterer Bruder der Angeklagten. Daraufhin sei er zum Ort des Geschehens gefahren, habe Erde an der Wand kleben, Scherben auf dem Fußboden gesehen. Allerdings habe er keine sichtbaren Verletzungen bei Detlef entdeckt. „Ich sagte zu ihm, Mensch, nach der Schlacht siehst du noch ganz schön gut erhalten aus.“ Eine Angestellte des Opfers erinnerte sich indes vor Gericht, wie David D. seinem Bruder einen Orchideentopf über den Kopf schlug. „Das muss ganz schön weh getan haben.“
Übrigens wurden die Zwillinge zwei Monate vor dieser Attacke zu einer hohen Geldstrafe verurteilt, weil sie einen weiteren Bruder mit einer Eisenstange angegriffen hatten. Diesmal müsse es eine Freiheitsstrafe sein, befand das Gericht. Das Urteil: Je sieben Monate wegen gefährlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung, ausgesetzt zu zweijähriger Bewährung, sowie 500 Euro Geldbuße. (*Namen geändert.) Hoga
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