Potsdam-Mittelmark: Blüten im Regen
127. Werderaner Baumblütenfest startete mit schlechtem Wetter
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Werder - „Bisher hatten wir immer Glück“, so der Tenor vieler Besucher, die am ersten Wochenende des Baumblütenfestes mit klatschnassen Gesichtern dem Obstwein frönten und am Sonnabend den farbenfrohen Eröffnungsumzug mit Klatschen und flotten Sprüchen begleiteten. Dieses Mal regnete es leicht bis mäßig und glücklich diejenigen, die einen Schirm dabei hatten. Quitten-, Schlehen-, Sanddornwein oder Kirsch- , Erdbeer- und Apfelwein zauberten trotz nass-kühlen Wetters rote Wangen.
Am Beginn des Zuges ein Opel-Cabrio mit einer fröstelnden aber lächelnden Baumblütenkönigin Nancy Schöning und einem routiniert winkenden Bürgermeister. Dann die liebevoll geschmückten und Umzugswagen von Vereinen, Sportlern, Künstlern, Obstbauern, Betrieben und Verbänden aus Werder (Havel) und den Ortsteilen – fast eine Stunde Genuss für die Augen der Besucher.
Die Straße ist trotz Nieselregens dicht gesäumt, die Mitte der Stadt für die Dauer des Umzugs für den Verkehr lahm gelegt. Die Stimmung ist trotz hoch geschlagener Kragen und in die Stirn gezogener Mützen ungetrübt, die Getränke- und Speisenstände sind von Menschentrauben umstanden. Die Menschen schieben sich nach Abschluss des Umzuges entweder in Richtung Insel, wo eine große Anzahl von Schaustellern und Fahrgeschäften wartet oder in Richtung Bismarckhöhe, wo eine Bühne von Antenne Brandenburg mit einem Programm aufwartet. Die ganze Stadt scheint auf den Beinen und mit den Besuchern und Gästen des Blütenfestes auf das zigfache seiner Einwohnerschaft angewachsen.
Am Rande und überall unaufdringlich Präsenz zeigend, Ordnungskräfte, Polizei und Sanitäter. 127 Jahre Blütenfest haben die Stadt und ihre Menschen in Organisation und Durchführung solcher Großveranstaltungen geübt. Mit fortgeschrittenem Nachmittag sind hie und da der Hilfe bedürftige Gäste zu sehen, die die Wirkung des Obstweines unterschätzt haben. „Wir sind die Berliner Jungs“, versucht sich ein Grüppchen junger Männer im Gesang, der nicht mehr recht glücken will.
Ringsherum Trubel und Menschen, die sich mit mehr oder weniger nachtwandlerischer Sicherheit zwischen den Bühnen und Ständen bewegen. Aber auch Obstbauern haben ihre Höfe und Plantagen festlich geschmückt und laden mit gedeckten Tafeln zu Wein und Schmaus unter Blüten ein. Ganze Familien haben sich dort niedergelassen – ein wenig ist es wie Picknick oder wie Camping, jedenfalls ist es ruhiger und es geht geradezu familiär zu.
Das ist es wohl auch, was Gäste aus Berlin von weiter her so schätzen, die bei jedem Wetter kommen und dem Baumblütenfest in Werder schon seit Jahren die Treue halten Die Organisatoren und die gastgebenden Einwohner jedenfalls können stolz sein auf ihr inzwischen traditionsreiches Fest. Am sonnenreichen Montag dann der Durchbruch auch für die Besucherzahlen: Zehntausende Menschen waren am ersten Festwochenende dabei.
Magda Gressmann
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