Potsdam-Mittelmark: Blütenfest 2009: Randale mit Folgen
Michel A. wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte angeklagt
Stand:
Werder (Havel) - Seine Gewahrsamnahme war ausschlaggebend für die heftigsten Ausschreitungen, die es seit der Wende auf einem Baumblütenfest in Werder gegeben hat. Jetzt muss sich Michel A. vor dem Potsdamer Amtsgericht rechtfertigen. Die Staatsanwaltschaft Potsdam hat Anklage wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und versuchter Körperverletzung erhoben, sagte deren Sprecher Ralf Roggenbuck auf Anfrage der PNN.
Mehrere Polizisten hatten ausgesagt, dass Michel A. am Abend des 25. April 2009 Polizeibeamte in der Uferstraße mit Schmimpfworten wie „Wichser“, „Penner“ und „Spast“ beleidigt, sie getreten und bespuckt habe. Michel A. war den Aussagen zufolge in ein Handgemenge verwickelt, ein Polizeizug wollte es auflösen. Die Beamten begegneten seiner Gegenwehr demnach mit „einfacher körperlicher Gewalt“. Er wurde gefesselt und zu Boden gebracht.
Michel A. hatte sich anfangs noch selbst als Opfer polizeilicher Willkür gesehen: Er sei an jenem Abend zu einem prügelnden Freund geeilt, um ihn zur Seite zu ziehen und zu beruhigen. Dann hätten fünf Polizisten auf beide eingedroschen und Michel A. zu Boden geworden, wie er seinerzeit ausgesagt hatte. Von einer Anzeige gegen Polizeibeamte hatte er auf Anraten seines Rechtsanwaltes abgesehen. Michel A. hatte noch dreieinhalb Stunden nach dem Konflikt 1,6 Promille Alkohol im Blut. Auch Cannabis wurde nachgewiesen, wenngleich Michel A. beteuert, nur eine halbe Flasche Obstwein getrunken zu haben. Er ist wegen Diebstahls, Körperverletzung und Sachbeschädigung bereits polizeibekannt. Im April 2009 lief eine Bewährungszeit des 21-jährigen.
Michel A.s Gewahrsamnahme waren heftige Ausschreitungen gefolgt, bei denen rund 150 Jugendliche den Polizeizug angriffen und die Beamten mit Steinen, Flaschen, Bänken und Verkehrszeichen bewarfen. Vier Polizisten wurden dabei verletzt. Erst als die Polizei-Verstärkung da war, beruhigte sich die Lage langsam wieder.
Danach war von der Staatsanwaltschaft gegen 14 mutmaßliche Randalierer wegen Landfriedensbruchs ermittelt worden. Gegen drei von ihnen laufen die Ermittlungen noch. Zehn Verfahren wurden laut Staatsanwaltschafts-Sprecher Roggenbuck mangels Beweisen eingestellt, ein weiteres, weil gegen den mutmaßlichen Täter bereits ein zweites Verfahren wegen einer schwerwiegenderen Straftat lief. hkx
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