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Von Matthias Matern: Blütenfest: Bundeswehr winkt ab

Ponton-Brücke zu teuer und zu gefährlich. Bürgermeister Große will Hauptbühne aufs Festland verlegen

Von Matthias Matern

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Werder (Havel) - Auch die von der Polizei ins Gespräch gebrachte Schwimmbrücke der Bundeswehr wird das Werderaner Baumblütenfest wohl nicht retten können. „Es handelt sich ausschließlich um militärisches Gerät und ist für zivile Zwecke völlig ungeeignet“, sagte Michael Killer, Hauptmann des 100. Pionierregiments in Minden (Nordrhein-Westfalen) gestern auf PNN-Nachfrage. Nach Killers Einschätzung bestünde für ungeübte Zivilpersonen bei hektischer Überquerung große Gefahr, von der Brücke zu stürzen. Nach Angaben der Stadt ist die sogenannte Regattastrecke an der für die Brücke vorgesehenen Stelle rund zwölf Meter tief. „Die Pontonbrücken haben keine Geländer. Zudem besteht an den Verbindungsteilen der einzelnen Pontons erhöhte Stolpergefahr“, erläuterte Hauptmann Hiller seine Bedenken.

Wie berichtet, hatte die Polizei den Einsatz einer solchen Bundeswehr-Brücke ins Spiel gebracht, nachdem Werders Bürgermeister Werner Große (CDU) eine von externen Gutachtern empfohlene befahrbare Behelfsbrücke aus Kostengründen abgelehnt hatte. Als Reaktion auf den dramatischen Ausgang der jüngsten Loveparade in Duisburg im Sommer 2010 mit zahlreichen Toten hatte die Stadt Werder ein Sicherheitsgutachten anfertigen lassen müssen.

Jährlich besuchen rund 500 000 Besucher das Blütenfest, das in drei Monaten beginnt. Zentraler Veranstaltungsort ist die Insel im Stadtzentrum mit nur einem Zugang. Im vorigen Jahr war ein Güllefahrzeug in den Menschenmassen auf der Brücke steckengeblieben. Es gab aber auch schon kritische Situationen aufgrund von Polizeifahrzeugen, die die Brücke passierten. Ein von der Stadt auf Basis des Gutachtens entworfenes Sicherheitskonzept wurde nun vom Präsidenten des Potsdamer Polizeipräsidiums, Rainer Kann, als unzureichend abgelehnt (PNN berichteten). Statt einer Behelfsbrücke für den Notfall sprach sich die Stadt für eine Entzerrung, sprich ein Abspecken der Markt-Aktivitäten im Brückenbereich aus. Die Besucher sollten in unterschiedliche Richtungen gelenkt werden. Große hatte, wie berichtet, angekündigt, das Fest 2011 notfalls ausfallen zu lassen.

Gestern erneuerte Große seine Ablehnung gegenüber der Brücken-Lösung, verwies aber nun vor allem auf Sicherheitsbedenken. „Wenn es mitten auf der Brücke zu einer Klopperei kommt, wer soll da eingreifen?“ Er plädiere dafür, die Hauptbühne von der Insel auf das Festland zu verlegen. Außerdem werde „versicherungstechnisch geprüft“, ob die Behelfsbrücke für Rettungskräfte, die seit zwei Jahren regelmäßig vom Technischen Hilfswerk ausgeliehen und neben der existierenden Straßenbrücke aufgebaut wird, auch als Notausgang für Besucher genutzt werden könne, so Große gestern gegenüber den PNN.

Das Fest ausfallen zu lassen sei nur die ultima ratio, versicherte der Verwaltungschef gestern. „Ich kann mir das nicht vorstellen. Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung“, versicherte er. Zudem werde die Stadt Verbindung zur Bundeswehr aufnehmen. Doch nicht nur aus Sicherheitsgründen käme eine militärische Pontonbrücke kaum infrage.

Nach Rathaus-Angaben kostet die im Gutachten vorgeschlagene Mietbrücke 70 000 Euro pro Jahr. „Dafür ist unsere Pontonbrücke nicht zu haben“, meinte dazu Hauptmann Killer aus Minden. Berechnet werden müsste nicht nur die Anfahrt von rund 600 Kilometern. Immerhin zwei bis drei Tonnen schwer ist ein einzelner Ponton. Außerdem, so Killer, müsste die Brücke für die Dauer der Veranstaltung von einer sogenannten Brückenmannschaft bewacht werden. „Für 152 Meter sind mindestens zehn bis zwölf Mann notwendig“, schätzte der Hauptmann.

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