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Vier Jahre nach der Grundsteinlegung soll die Blütentherme nun in städtischer Regie vollendet werden. Werder wird Millionen draufzahlen.

© Henry Klix

Werders neues Bad: Blütentherme eröffnet erst 2018

Werders Stadtverordnete haben die Trennung von der Kristall Bäder AG beschlossen. Die Stadt braucht wohl noch zehn Millionen Euro, um die Blütentherme fertig zu bauen. (update)

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Werder (Havel) – Das Band ist endgültig zerschnitten: Werders Stadtverordnete haben in ihrer Sitzung am Donnerstagabend mit großer Mehrheit der Trennung von der Kristall Bäder AG zugestimmt. Die Blütentherme will man nun in Eigenregie zu Ende bauen. Das halbfertige Bad könne nach den anstehenden Schritten und Ausschreibungen wohl erst ab Mitte nächsten Jahres weitergebaut und im Jahr 2018 fertig werden, sagte Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU).

Ein Vergleich sieht vor, dass die Stadt und die städtische Grundstücksgesellschaft HGW Grundstücke in einer Gesamtgröße von etwa 2,5 Hektar zurückkaufen, die sich die Kristall AG gesichert hatte. Die Stadt will für das Grundstück der Energiezentrale, eine geplante Parkplatzerweiterung und einen Verbindungsgang rund eine Million Euro zahlen, die Flächen haben eine Größe von insgesamt etwa 4000 Quadratmetern. Die HGW soll die rund 11 000 Quadratmeter große Fläche übernehmen, die sich Kristall für den späteren Bau eines Hotels gesichert hatte, außerdem 10 000 Quadratmeter, die für den Bau von Ferienhäusern vorgesehen waren. Sie werde dafür denselben Quadratmeterpreis von rund 250 Euro zahlen wie die Stadt, wie es aus dem Rathaus nach der Sitzung hieß, also insgesamt etwa 4,9 Millionen Euro.

Dambon: "Schreckliches Ende statt Schrecken ohne Ende"

Bürgermeisterin Saß sagte, die Stadt habe nach der erfolgreichen Trennung von Kristall noch einen langen Weg vor sich. Von weiteren Kosten im Bereich von zehn Millionen Euro war gestern die Rede. Saß machte aber auch klar, dass die Fertigstellung deutlich länger dauern würde, wenn man einem Vorschlag der Linken folgt und die Kristall Bäder AG auf Vertragserfüllung oder Schadensersatz verklagt. Zudem sei unsicher, ob man bestehende Ansprüche am Ende solcher mindestens dreijährigen Streitigkeiten tatsächlich geltend machen könne.

SPD-Fraktionschef Robert Dambon sagte, dass er „ein schreckliches Ende einem Schrecken ohne Ende“ den Vorzug gibt. Für die Stadt sei großer Schaden entstanden, doch zum Glück sei man in der Lage, ihn beheben zu können. Die Trennung sei in der Gesamtabwägung der beste Weg, eine „Möglichkeit für einen Neuanfang mit Hoffnung“. Schuld an dem Debakel ist aus Dambons Sicht die stärkste Fraktion in Werder, die CDU.

Der Stadtverordnete und Altbürgermeister Werner Große (CDU) erklärte daraufhin, dass er die politische Verantwortung für die damalige Vergabe trage, allerdings auch dafür, dass sich die Havelauen seitdem so positiv entwickeln wie sie es tun. Das Rechnungsprüfungsamt soll nach der Trennung von Kristall die Vorgänge aufarbeiten, die zu dem Fiasko führten, wie es hieß. Den Auftrag dafür hatte noch Werner Große in seiner Bürgermeisterzeit Mitte 2014 erteilt.

Kreilinger: "Mit dem Gerechtigkeitsempfinden vollkommen unvereinbar"

CDU-Fraktionsvize Peter Kreilinger befand, der Schuldige sei der säumige Vertragspartner, die Kristall. Er fasste die Stimmung so zusammen: Was jetzt geplant ist, sei mit seinem Gerechtigkeitsempfinden vollkommen unvereinbar. „Es bedeutet, dass der vertragsbrüchige Partner sich mit Gewinn aus dem Projekt verabschiedet.“ An sich sei tatsächlich angezeigt, die Kristall auf Vertragserfüllung oder Schadensersatz zu verklagen. „Dennoch akzeptiere ich die Entscheidung der Verwaltung, den Weg einer einvernehmlichen Lösung zu gehen und sich freizukaufen.“

Denn während es der Bäder AG egal und mit Blick auf ihre Kristalltherme in Ludwigsfelde vielleicht sogar recht sein könnte, wenn die Blütentherme noch jahrelang nicht eröffnet wird, sei die Stadt Werder in einer anderen Situation, habe den Bürgern ein Familienbad versprochen hat, was die Initialzündung für einen florierenden neuen Stadtteil war. Die Therme werde für den guten Ruf und den Tourismus gebraucht und man habe die Kraft, aus der Misere eine Erfolgsgeschichte zu machen.

Verkaufen oder nicht?

Die Therme sollte in einer öffentlich-privaten Partnerschaft eigentlich für 18 Millionen Euro Garantiebausumme bis Herbst 2013 eröffnet werden. Doch der Bau ist nur halbfertig, obwohl das Geld geflossen ist. Während der Bauphase wurde immer wieder umgeplant, Kristall versprach mit Blick auf die in Potsdam wachsende Bad-Konkurrenz eine „opulentere“ Blütentherme, blieb den von der Stadt geforderten Nachweis dafür aber schuldig. In Werder war man zwar noch bereit, zusätzlich 900000 Euro in das Projekt zu stecken, aber nicht, wie von Kristall gefordert, drei Millionen Euro.

CDU-Fraktionsvize Kreilinger warnte davor, aus dem Geschehenen falsche Schlüsse zu ziehen. Kristall sei nicht der Maßstab für Anstand und Verlässlichkeit im deutschen Mittelstand. Er plädierte dafür, auch einen Verkauf der Therme im Blick zu behalten. Die SPD äußerte sich kritisch zu der Idee.

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