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Potsdam-Mittelmark: Blütentherme wird Fall fürs Landgericht

Kristall Bäder AG pocht auf Zahlung einer halben Million Euro für den Weiterbau des Werderaner Bads, droht mit jahrelangem Stillstand – und stellt Erweiterungspläne für Ludwigsfelder Kristalltherme vor

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Werder (Havel) - Fangopackung für Werder: Die Kristall Bäder AG will die Stadt zur Zahlung von 500 000 Euro verklagen. „Wir werden die Aktivitäten von der Baustelle in den Gerichtsaal verlagern“, sagte der Aufsichtsratschef der Kristall Bäder AG, Heinz Steinhart, gestern gegenüber den PNN. Hintergrund ist der nunmehr seit Monaten anhaltende Streit um die Fertigstellung der Blütentherme. Mit der Klage, die nächste Woche beim Potsdamer Landgericht eingereicht werde, wolle man die Stadt zur Vertragstreue zwingen, so Steinhart. „Das soll kein Affront sein, sondern die Verantwortlichen auf den rechten Weg bringen.“

Am Tag dieser Ankündigung stellte Steinhart in Ludwigsfelde anhand eines Modells die Pläne zur Erweiterung der dortigen Kristalltherme vor, für die die Kristall Bäder AG bereits einen Kaufvertrag abgeschlossen hat. Er soll nach der bis 2016 geplanten Erweiterung wirksam werden. Zusätzlich zur bestehenden Saunatherme sollen ein Wellenbad, ein Thermalbadbereich mit Solebrunnen, ein Familienbereich mit fünf Rutschen und weitere Attraktionen entstehen. Fast das Doppelte der bisherigen Badfläche soll hinzukommen und 20 Millionen Euro investiert werden, nachdem für drei Millionen bereits ein neues Parkhaus und ein Bürgerpark gebaut worden sind. Der Bebauungsplan wurde am Dienstag von den Ludwigsfelder Stadtverordneten verabschiedet.

In Werder ruhen die Bauarbeiten derweil wie berichtet seit Monaten und die Zweifel wachsen, ob es jemals weitergeht. Zuletzt hatte man im Rathaus auf eine Eröffnung Ende nächsten Jahres gehofft. Könnte die Kristall Bäder AG überhaupt gleichzeitig in Werder und Ludwigsfelde bauen? „Das Unternehmen ist stärker als mancher denkt“, antwortet Steinhart. Er verwies darauf, dass erst vor wenigen Tagen die um eine Edelsteingrotte erweiterte Therme in Schwangau (Bayern) eröffnet wurde. Das Familienunternehmen habe 15 Bäder mit jährlich sechs Millionen Gästen und einem Umsatz von 100 Millionen Euro. „Wir gehen nur Verpflichtungen ein, die wir erfüllen können.“

Steinhart bezeichnete Ludwigsfelde als Gegenpol zu Werder. In Ludwigsfelde zeige sich, „was unsere Gruppe erreichen kann, wenn eine vernünftig und wirtschaftlich denkende Führungsspitze einer Stadt nicht als Gegner, sondern als Partner zur Seite steht“. Der Ludwigsfelder Bürgermeister Frank Gerhard (SPD) empfahl der Stadt Werder, lösungsorientiert zu arbeiten (siehe Interview). Ähnlich wie dort ist auch für Werder vertraglich vereinbart, dass die bayerische Bädergruppe und ihr Gründer, „Bäderkönig“ Steinhart, das Bad mit der Kommune in öffentlich-privater Partnerschaft errichten: Werder bezahlt das Projekt mit 18 Millionen Euro. Die AG pachtet das Bad demnach für einige Jahre, anschließend kauft sie es zum Restwert. Im Vertrag stand auch der Eröffnungstermin: Mitte 2013.

Doch das Bad ist nach Schätzungen erst zu etwa 70 Prozent fertig und die 18 Millionen Euro der Stadt sind fast komplett ausgezahlt. Inzwischen werden die Fertigstellungskosten von der Kristall Bäder AG auf 24 Millionen Euro beziffert. Das Bad solle opulenter werden, um der in Potsdam wachsenden Konkurrenz des neuen Freizeitbades zu begegnen, wie Steinhart immer wieder argumentiert. Werder will sich an den Mehrkosten beteiligen, dafür aber Sicherheiten sehen. Ein für Dienstag geplantes Schlichtungstreffen platzte unter anderem, weil nach PNN-Informationen zuvor von Seiten der Bäder AG keine Zeit- und Kostenaufstellung zum Abschluss der Bauarbeiten vorgelegt wurde.

Steinhart dazu gestern: „Wie soll ich einen Fertigstellungstermin nennen, wenn die Stadt Werder sich nicht an ihre Verpflichtungen hält?“ Nach seinen Angaben sei vereinbart, dass die weiteren Bauarbeiten hälftig von der Stadt und der Bäder AG bezahlt werden. „Wir haben eine Million eingezahlt, aber der städtische Anteil fehlt.“ 500 000 Euro wolle er nun gerichtlich einfordern, wobei es um 400 000 Euro Rückstände aus dem Zahlungsplan gehe – für den Bau der Energiezentrale und Trockenbauarbeiten. Weitere 100 000 Euro stünden für das Offenhalten der Baustelle aus. „Wenn die Rathausleute lesen, was in der Klage steht, können sie abschätzen, wer recht hat“, so Steinhart. „Wenn die so weitermachen, steht die Blütentherme in acht Jahren noch nicht.“

Werders Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) demonstrierte gestern Gelassenheit. Die Stadt bedauere außerordentlich die Entwicklung, erwarte aber von ihrem Vertragspartner, dass er sich an Vereinbarungen und Absprachen hält. „Von einer Klage ist mir noch nichts bekannt.“ Als studierte Juristin sehe sie dem aber ganz gelassen entgegen. Ziel der Stadt sei es, Differenzen auszuräumen und die Basis für eine neue Ablaufplanung zu schaffen.

Zuletzt hatte Saß erklärt, dass eines der Kernprobleme die Energiezentrale sei: An sich sollte das Bad ans Fernwärmenetz angeschlossen werden. Stattdessen wurde ein Blockheizkraftwerk gebaut – auf einem Grundstück, das anders als das Thermengrundstück Steinharts Unternehmen gehört. Das Rathaus will Sicherheiten, dass stets Strom und Wärme für die Therme bereitstehen, eine „dingliche Besicherung“, so Saß. Steinhart sagte dazu gestern, dass eine Grundschuld bereits bestellt und der Stadt der Entwurf einer Zweckbestimmungserklärung zugesandt worden sei. „Die Stadt will darin Änderungen, sagt aber nicht welche.“ (mit eb)

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