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Mahlzeit. In Stahnsdorf lebten auch Schlachter, Bäcker und Schäfer.

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Potsdam-Mittelmark: Bodenständig bis heute

In Stahnsdorf wird 750 Jahre Ortsgeschichte gefeiert – Grund für einen Blick zurück

Von Eva Schmid

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Stahnsdorf - Es fing beschaulich an: Rund 20 Gehöfte standen auf dem Dorfplatz, die Bauern hatten Feld und Vieh, der Alltag Mitte des 13. Jahrhunderts war einfach. Heute, 750 Jahre später, ist das Leben in Stahnsdorf ein anderes. Eines sei aber geblieben: „Wir sind immer noch bodenständig“, sagt Jürgen Böhm, der Vorsitzende des Heimatvereins.

Das Dorfjubiläum feiert die Gemeinde in dieser Woche. Bereits seit vergangenem Wochenende wird an jedem Tag Programm geboten, das Altvordere und Zugezogene anspricht. „Die Stahnsdorfer sollen die Jubiläumswoche als ihr Fest begreifen“, sagt Bürgermeister Bernd Albers (BfB). Zwei Jahre lang wurde das Programm für das Festjahr und die Festwoche vorbereitet, Letztere wird am kommenden Wochenende mit einem großen Umzug ausklingen. Gefeiert wird am Ort des Ursprungs: dem Dorfplatz.

Von der einfachen Dorfgemeinschaft zur prosperierenden Randgemeinde Berlins, so beschreibt der Heimatvereinsvorsitzende dieEntwicklung des Ortes. „Anfang des 20. Jahrhunderts ging es kräftig bergauf – die Landwirte kamen zu Geld und wurden selbstbewusst.“ Ihnen wurden reichlich Goldmark für ihre Flächen geboten, als der Südwestkirchhof auf rund 200 Hektar entstehen sollte. Gleichzeitig wurde der Friedhof auch zu einem der größten Arbeitgeber. „Bis zu 150 Stahnsdorfer waren dort mit der Landschaftspflege beschäftigt“, so Böhm. Auch die Ansiedelung von Industrie in Teltow machte Stahnsdorf als Wohnort attraktiv.

„Am wichtigsten für die Entwicklung im Ort war die Schiene“, so der Chronist. Eine Straßenbahn fuhr von der Machnower Schleuse bis nach Berlin Mitte in die Behrenstraße, mit der Friedshofsbahn 1903 wurde der Weg in die nahe Großstadt noch kürzer. „Das führte dazu, dass sich immer mehr Bäcker, Schmiede, Schlachter und Schäfer ansiedelten“, erzählt Böhm. Vor allem das große Brotsortiment der acht Backstuben im Ort muss enorm gewesen sein. Die gute Anbindung habe es den Betrieben ermöglicht, ihre Waren leicht im Berliner Raum zu verkaufen. Und Berliner wiederum zog es immer häufiger in ihr grünes Kleinod in Stahnsdorf.

„Heute fehlt die Schiene“, sagt Böhm und winkt ab. Dennoch gebe es Zuzug. Schön sei, dass während der Festwoche auch immer mehr Neu-Stahnsdorfer Interesse an der Ortsgeschichte zeigen würden, sagt der Chronist. Das freut auch diejenigen, die sich seit Jahren in Stahnsdorf verdient machen – ihnen verlieh die Gemeinde zum Dank für ihr Engagement die Ehrennadel. Eva Schmid

Der Festumzug am morgigen Samstag startet um 10.30 Uhr vom Gemeindezentrum in der Annastraße und führt über den Güterfelder Damm zum Dorfplatz. Auch Oldtimer fahren bei dem Umzug mit. Auf dem Dorfplatz gibt es Musik im Festzelt und einen Handwerkermarkt. Am Sonntag gibt es ab 10 Uhr auf dem Dorfplatz einen Frühschoppen.

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