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Erfahrungsaustausch: Die Brasilianer in der Geltower Feuerwache.

© Andreas Koska

Potsdam-Mittelmark: Bombeiros Voluntarios am Schwielowsee

Brasilianische Feuerwehrleute zu Gast. In ihrer Heimat müssen sie auch Affen und Schlangen fangen

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Schwielowsee – „Ich spreche Deutsch, die anderen Pommerisch“, sagt die junge Brasilianerin Carmen Gums und lächelt dabei entwaffnend. Gemeinsam mit vier Freunden ist sie derzeit in der Gemeinde Schwielowsee zu Gast. Alle fünf sind Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr in Santa Maria de Jetiba. Die Stadt hat rund 35 000 Einwohner und wurde im 19. Jahrhundert von deutschen Auswanderern aus Pommern gegründet.

„Wenn man hört, wie das Feuerwehrwesen in Brasilien organisiert ist, dann merkt man, dass wir auf hohem Niveau meckern“, sagt der Fercher Ortswehrführer Ludwig Schäler, der die kleine Delegation bei ihrem fünftägigen Besuch begleitet. Am Dienstag besichtigten sie die Feuerwehr-Gerätehäuser der drei Schwielowsee-Ortsteile und zeigten sich beeindruckt. „Wir haben als neueste Errungenschaft einen Mercedes, Baujahr 1972, aus Bayern als Geschenk bekommen", erzählt der brasilianische Wehrführer Anderson Percilios. Sein Bruder gehörte vor sieben Jahren zu den Begründern der dortigen „Bombeiros Voluntarios“, der Freiwilligen Feuerwehr. Im gesamten Bundesland Espirito Santo gab es bis dahin ausschließlich Berufswehren, die manchmal erst nach zwei Stunden am Einsatzort sein konnten.

Im Jahr 2006 beschlossen drei junge Männer deshalb eine Einsatztruppe vor Ort zu gründen, alles auf eigene Kosten und ohne Hilfe der Verwaltung. Die Uniformen und die Technik wurde aus eigener Tasche bezahlt. Inzwischen gibt es im Ort 42 Feuerwehrleute, davon 18 Frauen. Um die Bereitschaft zu gewährleisten, die Alarmierung erfolgt über Handys, ist immer einer der ehrenamtlichen Helfer im kleinen Gerätehaus, das eher einer Laube gleicht. Inzwischen wird auch in die umliegenden Orte ausgerückt, nicht nur bei Bränden, auch bei Unfällen oder Überschwemmungen. „Wir kommen auf zwei Einsätze in der Woche“, berichtet Percilios. Zu den Aufgaben gehört es auch, in Wohnhäuser eingedrungene Affen, Schlangen oder Faultiere zu fangen und wieder auszuwildern.

Schwielowsee-Bürgermeisterin Kerstin Hoppe hörte bewundernd den Berichten aus der Ferne zu. „Menschen, die mit so viel Enthusiasmus bei der Sache sind, sollte geholfen werden“, so die Bürgermeisterin. Auch der Fercher Ortsvorsteher Roland Büchner dachte sofort an Unterstützung. Er arbeitet bei der Berufsfeuerwehr in Potsdam. „Der erste Schritt ist getan, wir haben uns kennengelernt. Ich könnte mir einiges an Hilfe vorstellen“, sagt er.

Das Treffen kam auf Anregung von Hartmut Messerschmidt zustande. Er bezeichnet Ferch als seinen Lebensmittelpunkt, pendelt meist aber zwischen Brasilien und Deutschland. Der pensionierte Wirtschaftsattaché knüpft Kontakte zwischen den beiden Ländern und hat auch schon Deutsch-Brasilianische Wirtschaftstage in Santa Maria organisiert.

„Deutschland hat uns das ganze Leben lang in Geschichten begleitet. Jetzt sind wir hier, ein Traum", sagt Carmen Gums. Ein Traum, der auch in der Gegenrichtung wahr werden könnte, die brasilianischen Gäste haben eine Einladung ausgesprochen. „Vielleicht zur Fußball-WM“, entgegnete Büchner. Am heutigen Mittwoch besucht die brasilianische Delegation die Potsdamer Berufsfeuerwehr, danach will man auf die Arbeit der Jugendwehren schauen. Andreas Koska

Andreas Koska

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