
© Andreas Klaer
Potsdam-Mittelmark: Boom trotz Fluglärm-Angst
Deutlich mehr Grundstücksverkäufe im Berliner Umland. Preise in Kleinmachnow weiter gestiegen
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Potsdam-Mittelmark - Kleinmachnow sowie Teile von Stahnsdorf und Teltow bleiben die Top-Wohnlagen in Potsdam-Mittelmark. Die Baulandpreise dort haben trotz der Fluglärmdebatte sogar noch einmal kräftig angezogen. Das geht aus dem Grundstücksmarktbericht 2010 hervor, der gestern im Landratsamt der Presse vorgestellt wurde. In Kleinmachnow zahlen Interessenten bis zu 290 Euro pro Quadratmeter. Im Wohngebiet östlich vom Friedhof ist der Bodenrichtwert – ermittelt aus den Kaufpreisen des Jahres 2010 – sogar noch einmal um 40 Euro pro Quadratmeter gestiegen. Zum Vergleich: An der Peripherie des Kreises, zum Beispiel im Wiesenburger Ortsteil Benken, sind Grundstücke bereits für 5 Euro pro Quadratmeter zu haben.
Die Kleinmachnower Preise haben sich mittlerweile denen besonders attraktiver Berliner Wohngebiete angenähert. Auch in Zehlendorf werden zum Beispiel 280 bis 300 Euro pro Quadratmeter erzielt. „Viele Grundstückskäufer zahlen anscheinend auch deshalb mehr, um auf der Visitenkarte den Ortsnamen Kleinmachnow eintragen zu können“, sagte der Vorsitzende des Gutachterausschusses für Grundstückswerte in Potsdam-Mittelmark, Wilk Mroß. Unerreichbar scheint derzeit allerdings noch der Bodenrichtwert von 700 Euro im Villenviertel Dahlem. Teltow liegt bei den Geldumsätzen an der Spitze. Hier wurden im Jahr 2010 Verträge in Höhe von 92,7 Millionen Euro abgeschlossen. Auch Stahnsdorf bleibt begehrt mit 170 bis 180 Euro pro Quadratmeter in den schönsten Wohngebieten.
Insgesamt brummte der mittelmärkische Grundstücksmarkt im vergangenen Jahr wie eh und je. 383,6 Millionen Euro wurden bei Verkäufen umgesetzt, das sind 56 Millionen Euro (17 Prozent) mehr als im Jahr 2009. Verkauft wurden insgesamt 3689 Grundstücke, auch hier eine Steigerung um 14 Prozent. Dieser Boom wird jedoch vor allem von den Kommunen im Berliner Umland getragen. Erst wenn das Reservoir an Bauland dort einmal ausgeschöpft sein wird, können wohl auch weiter abgelegene Gemeinden vom Metropolensog Berlins profitieren.
Die Diskussion um drohenden Fluglärm vom künftigen BBI Schönefeld habe laut Mroß im Jahr 2010 keine Auswirkungen auf den Grundstücksmarkt gehabt. Wie berichtet, hatten Routenvorschläge der Deutsche Flugsicherung im September 2010 vor allem im Berliner Umland für Entrüstung gesorgt. Abknickende Abflugrouten führten plötzlich direkt über die Region Teltow, und an den Havelseen befürchten die Anwohner Anflüge im Minutentakt. Dennoch: „Ab September 2010 war kein signifikanter, plötzlicher Abbruch auf dem Grundstücksmarkt zu verzeichnen“, sagte Mroß. Noch ist auch nicht das letzte Wort zu den Flugrouten gesprochen. Zudem sei Ruhe laut Mroß nur ein Faktor für den Grundstückswert. Bedeutend wären vor allem die Lage und auch die Infrastruktur.
Erstmals gibt es die Bodenrichtwerte des Landkreises Potsdam-Mittelmark in diesem Jahr nicht in gedruckter Form und nicht auf DVD. Stattdessen werden die Informationen zur kostenlosen Ansicht per Internet im sogenannten Brandenburg-Viewer unter www.geobasis-bb.de/bb-viewer.htm angeboten. Hier sind die Bodenrichtwerte in Kombination mit aktuellen Geobasisdaten dargestellt. Dazu gehören topografische Karten, die automatisierte Liegenschaftskarte und Luftbilder. Diese Daten können separat oder in Kombination mit den Bodenrichtwerten auf den Schirm geholt werden. Einzig die Eigentümer der Grundstücke sind bisher im Internet noch nicht verzeichnet, doch auch das sei bald zu erwarten, so Mroß.
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