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Potsdam-Mittelmark: Böse Bescherung: Getrübte Vorfreude in Teltow

Adventszeit seit 17 Jahren ohne Weihnachtsmarkt

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Adventszeit seit 17 Jahren ohne Weihnachtsmarkt Von Peter Könnicke Teltow. Es war traditionell ein guter Anlass, Bürgernähe zu zeigen. Das vorweihnachtliche Bad in der Menge auf dem Adventsmarkt an der Jahn-Straße gehört seit Jahren zum Pflichtprogramm Teltower Bürgermeister. Erstmals rief im Vorjahr der Amtierende, Thomas Schmidt, mit einer Kinderschar nach dem Weihnachtsmann. In diesem Jahr würde der Ruf nicht erhört werden. Zumindest nicht an der Jahn-Straße. „Ich jedenfalls mache keinen Weihnachtsmarkt“, schüttelt Marktbetreiber Günter Sperlich den Kopf. Er feierte gerade mit seiner Frau den 30. Hochzeitstag – auf dem Canale Grande von Venedig, als das Handy klingelte: Im Teltower Rathaus wollte man wissen, wie der Stand der Vorbereitungen für den Weihnachtsmarkt sei. Sperlich war reichlich erstaunt. Zum einen ist es beschlossene Sache, dass der Pachtvertrag für das Marktgelände Ende 2004 ausläuft und daher seine Motivation für großen Rummel begrenzt ist. Zum anderen habe er gegenüber der Stadtverwaltung bereits Anfang August bedeutet, dass er ab November diesen Jahres keine Veranstaltungen mehr plane. Zudem habe ihn der Umstand, dass Teltows Altstadtfest in diesem Jahr von einer Veranstaltungsagentur organisiert wurde, in den Glauben versetzt, auch für den Weihnachtsmarkt werde ein Regiewechsel vollzogen. Und schließlich erreichte ihn die interessierte Anfrage aus den Teltower Amtsstuben reichlich spät: Als das Handy Sperlichs romantische Kahnfahrt in Venedig störte, wurde bereits der 27. Oktober geschrieben. „Das wird wohl eng, noch etwas zu organisieren“, habe sich der erfahrene Marktbetreiber gedacht. Bereits im Juni hat er in der Vergangenheit mit der Organisation des vorweihnachtlichen Treibens begonnen und mit den Verantwortlichen der Stadt – parallel zu Gesprächen über das Altstadtfest – erste Absprachen getroffen. Tatsächlich muss Bürgermeister Thomas Schmidt bedauernd einräumen, dass es in diesem Jahr keinen Teltower Weihnachtsmarkt geben wird. „In so kurzer Zeit ist nichts mehr zu organisieren.“ Die Absage ist für den Stadtchef eine böse Bescherung. Denn entgegen Sperlichs Erklärung habe Schmidt keine Notiz erhalten, dass der Marktbetreiber sein Engagement reduzieren will. Für den ist dies jedoch eine logische Konsequenz aus der Kündigung des Pachtvertrages für das Wochenmarktgelände. Dass die Kündigung bereits 20 Monate vor dem tatsächlichen Ende bekannt geworden ist, habe „viele Händler verunsichert“, so Sperlich. Inzwischen herrscht Flaute, „die Atmosphäre ist vergiftet“, klagt der Marktbetreiber. Nur noch die Hälfte der einstigen Händler kommt nach Teltow. Im Winter rechne Sperlich mit Umsatzeinbußen bis zu 75 Prozent. Mit den wenigen Anbietern sei die Pacht nicht mehr aufzubringen. Sperlichs Bemühungen, den Vertrag frühzeitig aufzulösen, hat die Stadt abgelehnt. Auch sein Ansinnen, den Zins zu halbieren, blieb ohne Erfolg. Dennoch ist Sperlich im Moment eher geneigt, weniger als vereinbart zu zahlen, somit „vetragsbrüchig“ zu werden und einen Prozess zu riskieren. Denn das Agieren der Stadt habe nicht gerade geschäftsfördernd gewirkt. Dass Sperlich sein Handwerk beherrsche, zeige sein Engagement im benachbarten Steglitz. Der dort von ihm betriebene Markt habe am vergangenen Wochenende 250 Händler gezählt. „Ich bin mit dem Teltower Markt erfolgreich imigriert“, sagt er. Das Marktgelände an der Jahn-Straße soll in Zukunft als Stadtpark gestaltet werden. Das Projekt eher als geplant in Angriff zu nehmen und somit Sperlichs Begehren nach Vertragsauflösung entgegen zu kommen, erscheint Bürgermeister Schmidt nicht möglich. „Die Konzeptionen sind noch nicht so weit gereift.“ Schnell handeln will er allerdings, um den Teltowern die Unterbrechung der 17-jährigen Tradition eines Weihnachtsmarktes nur einmal zu bescheren. Im kommenden Jahr will er auf dem Altstadtmarkt vorweihnachtliche Bürgernähe pflegen.

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