
© Thomas Lähns
Historisches Potenzial: Brandenburger Städte wollen Berliner anlocken
Viele brandenburgische Städte mit historischen Stadtkernen buhlen um Zuzügler aus Berlin. Beelitz gilt bereits als Erfolgsmodell.
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Potsdam/Beelitz - Eine historische Innenstadt ist für Kommunen wie ein Werbeetikett, ein Aushängeschild, mit dem auf Flyern und Plakaten gern geworben wird. Anfang der 1990er galten zahlreiche historische Stadtkerne der Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischen Stadtkernen“ zufolge als nicht zu retten. Beelitz ist eins von 31 Mitgliedern der AG und hat es in den vergangenen Jahren geschafft, die Altstadt für Zuzügler attraktiv zu machen. Laut Stadtsprecher Thomas Lähns sei – entgegen der Prognosen – ein leichter, aber kontinuierlichen Zuzug zu verzeichnen. Vorrangig komme der überwiegende Teil der Neu-Beelitzer aus Potsdam, sagte Lähns den PNN.
Während in der Spargelstadt die Rechnung aufgegangen ist, müssten andere Kleinstädte in der Arbeitsgemeinschaft Städte mit historischen Stadtkernen noch aufholen, hieß es am Montag auf der Jahrespressekonferenz in Potsdam. Die Zukunft der Städte entscheide sich laut AG-Chef Michael Knape im Umgang mit den Stadtkernen. Die weiterhin steigenden Immobilienpreise in Berlin böten für die Städte rund um die Bundeshauptstadt die Chance, Mieter und Eigentümer in die historischen Stadtkerne zu locken, meint Knapes Stellvertreter und Bürgermeister von Beeskow, Frank Steffen. Die Probleme Berlins wie die hohen Mieten könnten von der AG gelöst werden, so Steffen weiter. „Bei uns gibt es Wohnmöglichkeiten quasi vor der Haustür.“
Eigenanteil belastet viele Kommunen
Einziger Wermutstropfen sei der Eigenanteil von 20 Prozent der Finanzierung, den die Städte für die Sanierung der historischen Stadtkerne aufwenden müssen, klagt der AG-Vorsitzende. An die Politik richtet er die Forderung, die Bedingungen für die Kommunen zu verbessern.
Im Gegensatz zum Städtebau mit einem kommunalen Anteil von 33 Prozent seien 20 Prozent zur Instandsetzung historischer Gebäude jedoch entgegenkommend, so Landesinfrastrukturministerin und Schirmherrin der Arbeitsgemeinschaft Kathrin Schneider (parteilos). Eine Senkung des Eigenanteils stellte sie nicht in Aussicht. Seit 1991 seien aus dem Bund-Länder-Programm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ 708 Millionen Euro investiert worden, so die Ministerin. Rechnet man das Geld der Kommunen hinzu, liege die Investitionssumme bei 876 Millionen Euro. Bis 2018 stehen weitere 50 Millionen Euro zur Verfügung. Schneider zufolge brauche es aber privates Geld und private Investitionen, um die Innenstädte voranzubringen.
Beelitz freut sich über Förderung
Nicht überall werden die 20 Prozent Eigenanteil als Belastung angesehen. Bürgermeister Michael Oecknigk (CDU) aus Herzberg (Elster) freut sich über die 80 Prozent Zuschuss von Land und Bund. Wo gebe es denn heutzutage noch etwas geschenkt, fragt Oecknigk. Auch Beelitz habe weniger Probleme mit dem Eigenanteil. Laut Stadtsprecher Thomas Lähns ist man froh über die Förderung. Auch bei Investoren scheint Beelitz attraktiv zu sein. Privatleute haben Lähns zufolge in den vergangenen Jahren durch Sanierung viel Wohnraum in der Stadt geschaffen.
Die Belebung des Beelitzer Stadtkerns sei kein so großes Thema, da es, Lähns zufolge, im Bereich der Altstadt kaum Wohnungsleerstand gebe. Ähnliches gelte für die Ladenflächen. Zudem seien in der Innenstadt fast alle kommunalen Liegenschaften saniert worden. Jetzt werde sich auf die Ortsteile konzentriert, für Klaistow begännen bald entsprechende Planungen zur Sanierung.
Ziel: Mehr Berliner locken
Um die Berliner aus ihrer Großstadt zu locken, wirbt die AG mit guter Infrastruktur, Kitas und Schulen, barrierefreier und energetisch sanierten Wohnungen und Häusern und nicht zuletzt mit sozialverträglichen Kaltmieten von 8,50 Euro pro Quadratmeter. Als weiteren Beweis für die Attraktivität der Städte innerhalb und jenseits des Berliner Speckgürtels hebt die Arbeitsgemeinschaft die kulturellen Angebote, wie zum Beispiel die Beelitzer Festspiele oder Lesungen, hervor.
Dieses Jahr soll die Stadterneuerung konsequent vorangetrieben und so mehr Berliner in das Umland gelockt werden. Wie das konkret geschehen soll, blieb bei der gestrigen Tagung allerdings offen.
Björn Stelley
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