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Potsdam-Mittelmark: Brandgefährlich ?

Diskussion um Windparkprojekt im Beelitzer Forst

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Beelitz - Es waren klare Worte, die der Katastrophenschützer Heinz Rudolph am Donnerstagabend an die Beelitzer Windkraftgegner richtete: Wenn eine Anlage brennt, dann brennt sie, bis sie ausgebrannt ist. „Hauptaufgabe ist die Umfeldverteidigung“, so der Leiter der Landesschule für Brand und Katastrophenschutz – seine Zuhörer sahen sich bestätigt: Windkraft im Wald, das ist zu gefährlich. Doch so einfach ist das nicht.

Der Beelitzer Bürgermeister Bernhard Knuth (Bürgerbündnis Beelitz) hatte an diesem Abend gemeinsam mit Landrat Wolfgang Blasig (SPD) in den Tiedemann-Saal eingeladen, um mit Experten und besorgten Bürgern über „Brandschutz bei Windenergienutzung im Wald – am Beispiel Beelitz“ zu diskutieren. Obwohl das Thema Windkraft viele in der Stadt bewegt, waren die Plätze im Saal nur zur Hälfte belegt. Die, die gekommen waren, konnten sich aber gleich zu Beginn die Kritik des Stadtoberhauptes im Streit um die Ausweisung der Windkraftflächen im Ort anhören. Er sei vom Verhalten des Landes und des Landkreises enttäuscht, so Knuth. „Ich hätte mehr Respekt vor den Planungen der Kommune erwartet.“

Denn Beelitz selbst hat in seinem sachlichen Teilflächennutzungsplan-Wind, den die Stadt vorantreibt und der demnächst in die Auslegung gehen soll, deutlich weniger Windkraftgebiete vorgesehen als die Regionalplaner. Geht es nach dem Willen der Stadt, sollen die Rotoren mindestens in einem Abstand von 1500 Metern zu den nächsten Häusern stehen. Der ebenfalls in der Beratung befindliche Regionalplan sieht nur 1000 Meter vor. „Unsere kommunalen Planungen spiegeln sich in der Landesplanung überhaupt nicht wieder“, so Knuth.

Und auch beim Brandschutz schlug sich der Bürgermeister schnell auf die Seite der Windkraftgegner. „Nach Gesprächen mit der Feuerwehr ist mir deutlich geworden, dass die Sicherheit der Bürger nicht hundertprozentig gewährleistet ist“, sagte Knuth. Er betonte, dass die Stadt ihre Flächen nicht für die Windkraft hergebe und dass keine Anträge anderer Investoren vorlägen.

Bleibt bislang einzig der Plan der Juwi GmbH, 15 Anlagen in der Reesdorfer Heide zu errichten. Die sollen aber genau dort entstehen, wo sie die Stadt nicht haben will, der Regionalplan sie aber zulassen würde – mitten im Wald. Die ungeliebten Pläne hatten nicht nur die Stadt, sondern auch die Bürgerinitiative Fichtenwalde überrumpelt. Schnell war auch der Brandschutz eine ihrer Sorgen.

Katastrophenschützer Heinz Rudolph versuchte zu beruhigen. Die Gefahr eines Feuers sei im Wald immer gegeben, Brände an Windkraftanlagen seien äußerst selten. „Ein ICE-Unfall ist wahrscheinlicher.“ Trotzdem hält der Feuerwehrmann vorbeugende Maßnahmen für wichtig. Sollte beispielsweise der Rotor bei einem Brand nicht automatisch stoppen, könnten die Funken bis zu 800 Meter weit fliegen. Blitzschutz ist für ihn genauso selbstverständlich wie die inzwischen ausgereiften automatischen Löschanlagen an den Anlagen . Zudem schlug er vor, in der Nähe Löschteiche anzulegen.

Die Einwohner der Waldsiedlungen konnte der Experte aber nicht beruhigen. „Auch wenn nur ein Restrisiko bleibt, ist es unverantwortlich, dieses anzugehen“, betonte Meike Johannink aus Fichtenwalde. Fichtenwaldes Ortsvorsteher Tilo Köhn schlug vor, die Rotoren zumindest bei Waldbrandwarnstufe 1 abzuschalten. Angelika Schulz, Bürgermeisterin von Borkheide, mahnte einen fehlenden Not- und Fluchtplan für ihre Siedlung an.

Doch allen Hoffnungen, die Anlagen so zu verhindern, machte Günter Hälsig, Abteilungsleiter beim Landes-Umweltministerium, zunichte: „Ob Wald oder nicht, überall sind die Voraussetzung für Windkraftanlagen gleich“, sagte er. Neuregelungen seien nicht geplant. Andreas Koska

Andreas Koska

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