Potsdam-Mittelmark: Brauchwasser soll leiser plätschern
Pumpen werden ersetzt – nicht die letzte Ausgabe
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Werder (Havel) - Es ist ein Höllenlärm. Das Brauchwasserwerk in der Glindower Dr.-Külz-Straße macht sich weithin akustisch bemerkbar. Es sind die ratternden Lüfter, die schon viele Jahre auf dem Buckel haben – allzu viele, wie mancher meint. Die geltenden Lärmschutz-Grenzwerte werden weit überschritten, nicht zu Unrecht sind Nachbarn genervt. Anwohner Hans Kraft-Müller hat dem Rathaus sogar schon ein zinsloses Darlehen angeboten, damit es eine Lärmschutzwand errichtet. „Wenn ihr kein Geld habt, bekommt ihr welches“, so Kraft-Müller. Gestern bei einem Vor-Ort-Termin sprach er Bürgermeister Werner Große (CDU) direkt an: „Ich mach das nicht länger mit. Da muss endlich was passieren.“
Große konnte beruhigen, denn nach dem Ende der Bewässerungssaison sollen im Oktober neue und deutlich leisere Lüfter eingebaut werden. Das Landesamt für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Flurneuordnung fördert die Investition mit 20 000 Euro, deshalb schaute sich gestern auch Landesamts-Präsident Dirk Illgenstein das hinfällige Brauchwasserwerk an. Ein bisschen Mut gehört schon dazu – die Gewerbeaufsicht hatte dem fast unverändert seit 1936 bestehenden Werk schon mal die Schließung angedroht. Nur die Aussicht auf eine Komplett-Sanierung verhinderte, was eine Katastrophe für Werders Obstbauern geworden wäre. „Dass hier etwas passieren muss, kann jeder hören und auch sehen“, sagte Illgenstein.
Worte, die in Werder sicher gut ankommen, denn die Lüfter sind nur die Spitze des Eisberges: Das Brauchwasserwerk und auch das Rohrnetz sind dringend sanierungsbedürftig, sagt Bärbel Gärtner vom kommunalen Wasser- und Abwasserzweckverband, der den Brauchwasserbetrieb vor anderthalb Jahren im Auftrag der Stadt von einem stark beanspruchten Obstbauern-Verein übernommen hatte. Eines der Probleme: Das Brauchwasserwerk ist für 3500 Hektar ausgelegt, doch seit 1990 reduzierte sich die zu bewässernde Obstbaufläche im Werderaner Havelland auf 71 Hektar.
Bis Herbst wird ein Sanierungskonzept erstellt. Dass die von der Versorgung mit Havelwasser profitierenden Obstbauern etwas beitragen können, ist kaum zu erwarten. In diesem Jahr hat die Stadt das Brauchwassernetz bereits mit 136 000 Euro subventioniert, so Bürgermeister Große. Wohl nicht mal viel verglichen mit den Sanierungskosten, wie es gestern hieß. Landeshilfe ist da willkommen.
Dass weder in der DDR-Zeit noch in den Nachwendejahren viel verändert wurde hat auch sein Gutes: Durch sein Alter trägt das Brauchwasserwerk bereits den Charakter eines technischen Denkmals, wie Bärbel Gärtner meint: Bei der Weltausstellung 1934 in Brüssel wurde der Prototyp des Glindower Werks mit Bronze geehrt – das öffnet womöglich neue Fördertöpfe. Henry Klix
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