Potsdam-Mittelmark: Brauchwasserversorgung vor dem Aus Rathaus will Obstbau mit Grundwasser versorgen
Werder (Havel) - Das Glindower Brauchwasserwerk hat keine Zukunft mehr, die Stadt Werder wird das marode Pumpwerk wohl im kommenden Jahr abschalten. Bürgermeister Werner Große (CDU) sagte auf seiner Jahrespressekonferenz am Donnerstag, dass das Rathaus derzeit eine andere Variante prüfe.
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Werder (Havel) - Das Glindower Brauchwasserwerk hat keine Zukunft mehr, die Stadt Werder wird das marode Pumpwerk wohl im kommenden Jahr abschalten. Bürgermeister Werner Große (CDU) sagte auf seiner Jahrespressekonferenz am Donnerstag, dass das Rathaus derzeit eine andere Variante prüfe. Demnach sollen ein altes Wasserwerk in Plötzin reaktiviert und zusätzlich möglicherweise ein oder zwei Brunnen gebohrt werden, um die Wasserversorgung der Obstbauern auf der Glindower Platte zu gewährleisten. Für alle anderen wird das Brauchwasser abgedreht.
Es wäre das Ende einer fast 80 Jahre langen Ära: Seit 1936 werden die regionalen Obstbauern und auch viele Glindower Privatgärtner durch ein Leitungsnetz und Pumpwerke mit Havelwasser aus dem Glindowsee versorgt. Es gilt wegen seiner Nährstoffe und seiner Temperatur als besonders geeignet für den Obst- und Gartenbau. Doch die Anlagen sind hinüber, der Reparaturaufwand ist gewaltig, es gibt Dutzende Rohrbrüche. Vor einigen Jahren hatte die Stadt das Netz von einem Obstbauernverein übernommen, seitdem kämpft der Wasser- und Abwasserzweckverband mit den gewaltigen Altlasten. Ein siebenstelliger Betrag sei schon in Reparaturen gepumpt worden, so Bürgermeister Große, ein Ende sei nicht abzusehen.
Hinzu kommt eine ganze Kette von Problemen: Für einen Gutteil der Leitungen sind keine Grunddienstbarkeiten eingetragen. Nach Preiserhöhungen haben viele Privatkunden ihre Verträge gekündigt, Obstbauern auf Tröpfchenbewässerung umgestellt, sodass im vorigen Jahr mit 480000 Kubikmetern nur noch die Hälfte des Wassers der Vorjahre gefördert wurde. Die Zukunft der ganzen Obstbaubranche ist angesichts der Nachwuchsprobleme und der Marktlage völlig unklar - und somit der künftige Bedarf.
Noch dazu wird ein großer Teil des Brauchwassers über illegale Leitungen, vor allem von Privatleuten, geklaut. Und gerade muss sich die Stadt gegenüber der Kommunalaufsicht rechtfertigen, warum sie überhaupt die Wasserversorgung subventioniert. Große hält es auf der Glindower Platte noch für vertretbar, auch weil es sich bei der Werderschen Obstbauregion um eine geschichtsträchtige Kulturlandschaft handelt. Die Stadt sieht darin auch touristische Chancen: Der letzte Abschnitt des Obstpanoramawegs zwischen Glindow und Derwitz wurde in diesem Jahr erst fertiggestellt.
Für den Umbau der Wasserversorgung erhofft sich die Stadt Fördermittel, für den gewerblichen Bereich gebe es entsprechende Landesprogramme, sagte Große. Brunnen und das Plötziner Wasserwerk will die Stadt dann nicht mehr mit ihrem Wasserzweckverband betreiben. „Ob dass die Obstbauern machen oder sich ein Dritter findet, werden wir sehen“, so der Bürgermeister.
Über den neuen Weg werde es noch Gespräche mit den Obstbauern und vor allem den Stadtverordneten geben. Große räumte ein, dass das Havelwasser besser als Grundwasser zur Beregnung der Plantagen geeignet ist. „Bei anderen Obstbauern geht es aber auch.“ Henry Klix
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