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Von Henry Klix: Brauchwasserwerk auf dem Prüfstand

Stadt Werder (Havel) will Brunnen für Plantagen prüfen / Zweites Obstbauforum in Lehnin

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Werder (Havel) - Werders Rathaus will untersuchen lassen, ob das Brauchwasserwerk in Glindow eine Zukunft hat. Mit finanzieller Unterstützung des Landes sollen in einer Studie die Kosten der Brauchwasserversorgung mit dem Betrieb neuer Grundwasserbrunnen verglichen werden. Seit 1936 werden vom Pumpwerk in Glindow die Werderaner Obstplantagen mit dem unentbehrlichen Havelwasser versorgt. Jedes Jahr gibt es Dutzende Rohrbrüche. Das Werk wurde seit seiner Erbauung nicht saniert, der Investitionsbedarf übersteigt die Millionengrenze. Werders Bürgermeister Werner Große (CDU) fragt sich zudem, ob das für 3500 Hektar ausgelegte Netz überhaupt wirtschaftlich zu betreiben ist? Die zwei Dutzend Obsthöfe der Region bewirtschaften ein Bruchteil dieser Fläche.

In der Studie soll ermittelt werden, wie sich die Anbauflächen in den nächsten 15 Jahren entwickeln. Am Ende soll ein Variantenvergleich zwischen Brunnen- und Brauchwasser stehen. Danach soll gehandelt werden. „Wir werden den Obstbauern aber bis dahin nicht den Hahn abdrehen“, versicherte der Bürgermeister.

Große war am Montag Gast des zweiten Obstbauforums des Lehniner Landtagsabgeordneten Andreas Kuhnert (SPD). Kuhnert will mit dem Forum dem strauchelnden Werderaner Obstanbau wieder auf die Beine helfen. Dazu waren schon im Dezember Obstbauexperten und Fachleute aus der Verwaltung mit den Obstbauern zusammengetroffen. Die Wasserversorgung war am Montag nur eines der Themen. Mindestens ebenso wichtig ist die Sicherung von Anbauflächen. Denn inzwischen befinden sich die Obstbauern in zunehmender Konkurrenz mit Energiewirten oder Spekulanten, wie es nach dem Forum hieß.

Zusätzliches Problem in Werder: Die Obstschläge sind klein und zergliedert, rund um die Glindower Platte und den Kammeroder Obstplan gibt es mehrere Tausend Eigentümer. Die Flurneuordnung kommt zäh voran. Die Stadt Werder ist nun dabei, eine Liste von Eigentümern zusammenzustellen, deren Flächen brach liegen, für die Stabilisierung der Anbaugebiete aber geeignet sind. Laut Große denke man besonders an den Bereich des Obstpanoramawegs. Der Werderaner Obst- und Gartenbauverein soll dann die Verkaufsinteressenten mit kaufinteressierten Obstbauern zusammenbringen. Von einem „Flächenpool“ war die Rede. Andreas Kuhnert appellierte an die Eigentümer, durch vorrangige Verkäufe oder Verpachtungen an die Obstbauern einen Beitrag zum Erhalt der Obstbauregion zu leisten. Er zitierte das Grundgesetz: „Eigentum verpflichtet“.

Bei dem Forum, das ohne Presse stattfand, wurden von Experten des Agrarministeriums mehrere Förder- und Darlehensprogramme vorgestellt, die auch für die Obstbauern nützlich sein könnten. Ein Problem für den Obstbau ist allerdings, dass die Untergrenze bei Förderanträgen derzeit bei 15 000 Euro liegt. 80 Prozent der Obsthöfe in Werder sind kleine Familienbetriebe. „Für sie erscheint die Summe oft schon zu hoch“, sagte Andreas Kuhnert nach dem Treffen. Es sei zu überlegen, inwieweit zum Beispiel über Zusammenschlüsse ein größerer Eigenkapitalgrundstock erreicht werden könnte. Nach Wegen müsse auch für die Obsthöfe gesucht werden, in denen es keinen Nachfolger gibt.

Für Bernd Raeuber, Geschäftsführer des Plötziner Großhändlers Frucht-Express, führt an der Vergrößerung oder den Zusammenschlüssen von Betrieben kaum ein Weg vorbei. Er betonte bei dem Forum, dass der Fruchthof ein großes Interesse daran habe, die Obstregion Werder zu erhalten und dessen Obst zu vermarkten. Dazu seien aber „marktwirtschaftliche Optimierungen“ erforderlich: Die nachgefragten Sorten müssten in den notwendigen Mengen und Qualitäten zur Verfügung gestellt werden können.

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