Potsdam-Mittelmark: Briefe und Pakete kommen im Spreewald wieder mit dem Kahn Keine Nostalgie: Für Jutta Pudenz geht es schwimmend schneller
Von Bernd-Volker Brahms An ihren Job als Postzustellerin mit dem Spreewaldkahn ist Jutta Pudenz aus Lübbenau (Oberspreewald-Lausitz) nur durch Zufall geraten. Als vor dreizehn Jahren die Post händeringend Zusteller suchte, konnte sie keinen Autoführerschein vorweisen.
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Von Bernd-Volker Brahms An ihren Job als Postzustellerin mit dem Spreewaldkahn ist Jutta Pudenz aus Lübbenau (Oberspreewald-Lausitz) nur durch Zufall geraten. Als vor dreizehn Jahren die Post händeringend Zusteller suchte, konnte sie keinen Autoführerschein vorweisen. „Da hat man mir eben den Zustellbezirk mit dem Kahn angeboten“, erzählt die einzige deutsche Postbotin zu Wasser. Am Freitag ließ die 50-Jährige ihren Postkahn wieder offiziell – wie jedes Frühjahr – zu Wasser. Auf der Strecke zwischen Lübbenau und Lehde hat die Postzustellung mit dem Kahn eine über 100-jährige Tradition. In diesem Jahr gab es zur Eröffnung sogar einen Sonderstempel. Seit 1991 liefert die gebürtige Senftenbergerin in den wärmeren Monaten des Jahres bis zum Oktober die Briefe und Pakete mit dem Spreewaldkahn aus. Anfangs hatte sie den alten Zusteller noch als Begleitung, der ihr auch den Umgang mit dem vier Meter langen Rudel, der im Spreewald üblichen Schubstange, beibrachte. Mit ihrem gelben Kahn legt die zweifache Mutter täglich eine acht Kilometer lange Strecke zurück, dazu kommen 27 Kilometer mit dem Fahrrad. „Das hält mich ganz schön fit“, sagt die nur 1,55 Meter große Frau. Etwa 600 Briefe und Karten sowie bis zu 30 Pakete und Päckchen liefert Jutta Pudenz wöchentlich an ihre Kunden. Andererseits können die Spreewälder bei ihr auch Briefe und Pakete abgeben und sogar Briefmarken kaufen, genauso wie bei bundesweit 19 000 ihrer Zustellerkollegen. Allerdings hat wohl keiner von ihnen einen so idyllischen Zustellbezirk wie Pudenz. „Wir erhalten die Zustellung in diesem Bereich nicht wegen der Nostalgie aufrecht“, sagt aber Rolf Schulz von der Deutschen Post, „sondern weil es schneller geht.“
Bernd-Volker Brahms
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