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Potsdam-Mittelmark: Bronzeglocken zwischen Kiefern

Ausstellung erinnert an die Schwierigkeiten beim Bau der Kirche vor 75 Jahren

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Michendorf – „Ein Dorf ohne Kirche ist wie ein Mensch ohne Seele“: Mit diesen Worten hatte der Langerwischer Pfarrer Bruno Haese vor 75 Jahren das Wilhelmshorster Gotteshaus eingeweiht. Es war das Jahr 1937 und Deutschland fristete sein Dasein unter dem Hakenkreuz. Dass die erst 20 Jahre zuvor gegründete Waldgemeinde in jenen Zeiten überhaupt eine „Seele“ erhielt, sei auf die Entschlossenheit der Evangelischen Gemeinde zurückzuführen, sagt Ortshistoriker Rainer Paetau. Denn der heutige Goetheplatz, der ursprünglich als Baustelle vorgesehen war, wurde von den Nazis beansprucht. Sie wollten hier ein „Adolf-Hitler-Haus“ hinstellen. Die Kirche entstand trotzdem – ein Stück weiter südlich an der heutigen Peter-Huchel-Chaussee.

An die schwere Geburt des Wilhelmshorster Gotteshauses wird ab dem morgigen Sonntag in einer Ausstellung mit Plänen, Fotos und Dokumenten erinnert. Bereits in den 1920ern hatten die Bewohner der Waldgemeinde den Bau einer Kirche gefordert. Allerdings kam die Weltwirtschaftskrise dazwischen. 1934 kauften sie, um Druck zu machen, schon mal eine 240 Kilogramm schwere Bronzeglocke, schreibt Paetau. Die musste aber bis auf Weiteres zwischen zwei Kiefern im Heidereuterweg aufgehangen werden, wo die Gottesdienste noch drei weitere Jahre im Freien stattfanden.

Die Eröffnung der Ausstellung im Gemeindezentrum in der Albert-Schweitzer-Straße 9-11 ist um 16 Uhr, weiterer Termin ist der 20. Mai, 14 bis 18 Uhr. An Himmelfahrt wird Thomas Drachenberg vom Landesamt für Denkmalpflege in der Kirche zu ihrer Errichtung referieren. Drachenberg hatte die Restaurierungsarbeiten des denkmalgeschützten Gebäudes, die bereits Ende der 1980er begannen, begleitet.

Geplant hatte die Kirche, die trotz ihrer äußeren Unscheinbarkeit 200 Gläubige aufnehmen kann, Architekt Winfried Wendland (1903-1998), der unter anderem auch die Teltower Friedhofskapelle konzipiert hat. Die Erinnerung an den Kirchenbaurat ist zwiespältig: Wendland war bereits vor dem Machtantritt der Nazis 1933 Mitglied der NSDAP und konnte sich später einflussreiche Positionen in der evangelischen Kirche im Dritten Reich sichern.lä

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