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Potsdam-Mittelmark: Bruchlandung in Wildenbruch Doch kein BKA für die Heilstätten Trügerische Hoffnungen bei Richstein-Besuch Schwielowsee frei für Wasserflieger

Auf Maisfeld mit Schrecken davongekommen: Die beiden Helikopter-Insassen blieben unverletzt Landesverkehrsamt genehmigt Probephase bis 30. September / Erster Start eventuell am 14. August

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Auf Maisfeld mit Schrecken davongekommen: Die beiden Helikopter-Insassen blieben unverletzt Landesverkehrsamt genehmigt Probephase bis 30. September / Erster Start eventuell am 14. August Von Henry Klix Michendorf · Wildenbruch - Die Rotorblätter in sich verbogen und verbeult, die eine Fahrwerks-Kufe gespalten, die andere in mehrere Einzelteile zersplittert, das Cockpit eingebrochen – es war ein schauriges Bild, das sich gestern auf einem Maisfeld am westlichen Ortseingang Wildenbruchs bot. Ein drei-Mann-Helicopter amerikanischer Bauart war zur Mittagszeit unmittelbar am Rand der L 73 notgelandet. Doch Privatpilot Ulrich M. (55) konnte durchatmen. Der Mann mit langem Bart und Brille sowie seine 15–jährige Passagierin hatten das riskante Manöver vollkommen unverletzt überstanden. „Die junge Frau hatte den Flug geschenkt bekommen“, so M., der nach dem Unfall gefasst wirkte und seinen vollen Nachnamen nicht nennen wollte. Er hatte die Maschine seinerseits für den Rundflug nach Potsdam in Schönhagen gechartert. Laut M. war während des Rückfluges in etwa 600 Metern Höhe der Heckrotor ausgefallen. Das Cockpit begann sich infolgedessen, gegen den Hauptrotor zu drehen. M. bemühte sich, durch so genannte Autorotation notzulanden. Dabei werde der Hauptrotor ausgekuppelt, der Hubschrauber nähert sich dann wie ein Ahornblatt langsam der Erde. Ganz wie aus dem Lehrbuch habe es nicht geklappt, denn das Cockpit drehte sich weiter, als der Hauptrotor ausgekuppelt war. Statt auf einer Wiese landete der Berliner Berufsschullehrer auf dem Maisfeld auf der anderen Straßenseite der Wiese, nur etwa 20 Meter von der L 73 entfernt. Bei der Erdberührung brach das linke Fahrwerk. Während die Rotorblätter noch die Maispflanzen zersäbelten, legte sich der Vogel auf die Seite. „Zum Glück auf die rechte, so lag der Auspuff oben.“ Hätte er unten gelegen und Benzin wäre abgetropft, hätte sich der Helicopter womöglich entzündet. So kamen die beiden Insassen mit dem Schrecken davon. Ganz anders sah die Bruchlandung aus der Perspektive von Karin Olugokinski aus: Sie wirtschaftete gerade im Garten ihres am Ortseingang stehendes Hauses, als sie ein Geräusch „wie Wasserplatschen“ hörte. „Vom Kirchturm aus schlingerte das Ding schräg über die Dächer in Richtung Ortsausgang.“ Beim Aufprall habe es laut geknallt und es entwickelte sich eine riesige Staubwolke. Bauarbeiter, die gerade an der Verbreiterung der L73 schaffen, standen nur ein paar Meter vom Unfallort entfernt. Sie verständigten die Rettungskräfte, die binnen weniger Minuten vor Ort waren. Da hatte sich Ulrich M. mit seiner Passagierin bereits aus dem Cockpit gewunden. Feuerwehrleute aus Michendorf und Wildenbruch kamen zum Einsatz, um das Benzin aus dem Tank zu pumpen. Karin Olugokinski fühlte sich unterdessen an ein Unglück im vorigen Jahr erinnert: Im Sommer 2003 war das Pfarrhaus abgebrannt, auch damals gab es zum Glück keine Verletzten. Mitarbeiter des Flughafens Schönhagen schauten sich gegen 16 Uhr das Wrack an und überlegten, wie es fortzuschaffen wäre. Es ist der einzige Helikopter dieser Art, den es auf dem Flugplatz gibt. Selbst wenn die Versicherung für einen Teil des Schadens aufkommt, wird es Verluste durch die Einnahmeausfälle geben, hieß es. Gestern Abend noch wurde der Helikopter durch die Leute aus Schönhagen geborgen. Polizeieinsatzleiter Bernd Lorenz übergab den Fall der Potsdamer Staatsanwaltschaft. Ein Ausfall des Heckrotors geschehe bei der betreffenden Maschine selten, sagte ein Luftfahrtexperte den PNN. Bei der gegenwärtigen Hitze vertrage dieser Hubschrauber keine zu hohen Geschwindigkeiten. Beelitz · Heilstätten - Kommt das Zentrum für Terrorbekämpfung des BKA vielleicht doch nach Beelitz-Heilstätten statt nach Berlin-Treptow? Auf dem wahlkämpferischen Silbertablett von Barbara Richstein (CDU) serviert? Die Hoffnungen, die gestern mit dem Besuch der Justizministerin verbunden waren, wurden enttäuscht. „Im Moment haben wir leider keine Landesbehörden zu vergeben“, sagte Richstein. „Wir wollen ja Bürokratie abbauen.“ Und es sehe auch nicht so aus, dass Bundesbehörden dazukommen. Vielleicht habe er ja Glück mit einer Europaagentur, wandte sie sich an Bürgermeister Thomas Wardin (SPD). Angesichts von 25 EU-Mitgliedsstaaten seien die Erfolgsaussichten allerdings gering, mit neuen Euro-Behörden einige der denkmalgeschützten Sanatoriumsgebäude vor dem Verfall zu retten. „Die besten Chancen“, so Richstein, „bestehen in der Wirtschaft.“ Privaten Investoren den Weg zu ebnen, wobei die Ministerin helfen will, ist allerdings nicht einfach. Steine lassen sich aus dem Weg räumen, aber Felsen? Die Ansiedlung einer Privatuniversität scheiterte, erinnerte sich Bürgermeister Wardin. Und auch als sich letztes Jahr Investoren für neue Gesundheitseinrichtungen meldeten, blieb es bei Gesprächen, „Die Begeisterung war riesig, als die sich das alles anschauten. Aber mit dem Kaufpreis waren sie dann wohl nicht einverstanden.“ Wardins Vermutung: Die ruinösen Gebäude sind zu hoch bewertet und werden für die Bilanzen der Gläubigerbanken benötigt, der Landesbank Berlin und der Hessischen Landesbank. „Schade, denn an den florierenden Kliniken hier sieht man, wie schön es werden könnte.“ Die Insolvenz der Beelitz-Heilstätten GmbH habe den totalen Stillstand für drei Viertel der Heilstätten bewirkt. Von Hoffnungen auf den großen Wurf hat man sich in Beelitz verabschiedet. Nun muss man vielmehr hoffen, dass nicht noch EU-Mittel zurückzuzahlen sind. Richstein war als Europaministerin die richtige Adresse für das Problem: Die Hüllensanierung des Heizkraftwerks mit Wasserturm war vor drei Jahren mit 1,3 Millionen Euro gefördert worden – mit der Auflage, dass bis 2016 ein Handels- und Dienstleistungszentrum entsteht. Doch ein solches Ortsteilzentrum mache keinen Sinn, wenn es keine Besiedlung gibt, sagte Cornelia Kirsch vom Stab für Kreisentwicklung. Und der Landkreis hat sich von weiteren Blütenträumen verabschiedet: Der Gedanke, aus einem der historischen Gebäude ein Feuerwehrmuseum zu machen, ist wegen der Finanznot vom Tisch. Stattdessen sollen wohl die Beelitzer Johanniter in die Villa vor dem Feuerwehrtechnischen Zentrum ziehen. Der Kaufpreis sollte passabel sein: Die Villa gehört dem Landkreis. Henry Klix Werder · Petzow - Das Landesamt für Verkehr hat als zuständige Luftfahrtbehörde einem Probezeitraum bis 30. September für Flüge mit einem Wasserflugzeug zum Schwielowsee zugestimmt. 2005 solle dann endgültig entschieden werden, teilte das Verkehrsministerium mit. Der Antrag war bereits im April durch die Air Service Berlin gestellt worden und hatte besonders bei den Grünen, dem BUND und dem Bürgerbündnis Schwielowsee zu Protesten geführt. „Jetzt kann sich zeigen, wie die Belastungen für Menschen und die Natur in der Region tatsächlich sind und ob sich der Flugbetrieb mit dem Bootsverkehr verträgt“, sagte Verkehrsminister Frank Szymanski (SPD). „Beantragt waren dauerhaft bis zu 56 Flugbewegungen pro Woche, genehmigt sind jetzt probeweise maximal 20 Flugbewegungen, also 10 Starts und 10 Landungen“, so der Minister. Eine begrenzte Probephase bringe mehr Erkenntnisse als ein einzelner Probeflug. „Deshalb halte ich die Entscheidung der Behörde für gut, um Erfahrungen in der Praxis zu sammeln." Szymanski betonte, die Bedenken und Sorgen der Anwohner seien von der Genehmigungsbehörde ernst genommen worden. Die Probephase sei geeignet, eine Datenbasis und Erfahrungswerte als Grundlage für eine an der Sache orientierte Entscheidung zu bekommen. Im Vorfeld der Entscheidung hatten sowohl das Wasser- und Schifffahrtsamt des Bundes als auch die untere Naturschutzbehörde des Landkreises dem Vorhaben zugestimmt. Auch das Wirtschaftsministerium des Landes erwartet von dem Projekt positive Effekte für die lokale Tourismuswirtschaft. Der Flugbetrieb ist auf die Zeit von Montag bis Samstag zwischen 12 und 15 Uhr und Sonntag von 15 bis 18 Uhr befristet. Zwei von sieben Tagen bleiben flugbetriebsfrei. Das Flugzeug darf auf einer 1500 mal 200 Meter großen Fläche am nördlichen Teil des Sees zwischen Wasserstraßenkilometer 0,5 und 2,0 außerhalb der Fahrrinne und etwa 200 Meter vom Ufer entfernt starten und landen (Bereich zwischen Schloss Petzow und dem Schwielowsee-Resort). In der Probezeit werde es unangekündigte Lärmmessungen geben. Weitere Auflagen sind die Anwesenheit einer sachkundigen Person und Personal für etwaige Hilfestellung an und auf der Wasserlandefläche inklusive ein motorisiertes Rettungsboot, teilte das Verkehrsministerium mit. Nach der Probephase muss sich das Luftfahrtunternehmen entscheiden, ob es einen Antrag auf dauerhafte Genehmigung eines Wasserlandeplatzes stellen will. „Dann wäre als förmliches, luftfahrtrechtliches Genehmigungsverfahren zu führen – mit Öffentlichkeitsbeteiligung und Anhörungen von Einwändern und Betroffenen“, sagte der Sprecher des Bauministeriums, Lothar Wiegand. Somit komme man auch einer Forderung aus der Gemeinde Schwielowsee nach, die an dem Genehmigungsverfahren beteiligt sein wollte. Frank Hellberg von der Air Service Berlin zeigte sich über die Verfahrensweise verwundert. Die Air Service will den Flugbetrieb in Abstimmung mit dem neuen Ferienresort Schwielowsee übernehmen. „Auf unseren Wasserlandeplätzen in Berlin und Rostock arbeiten wir ausschließlich mit befristeten Genehmigungen“, sagte er den PNN. Jetzt werde verlangt, dasselbe Verfahren zu führen wie beim Flughafen Schönefeld. „Das ist absurd bei einer Maschine, die so groß wie ein VW-Bus ist und nur selten hier zum Einsatz kommen soll“, so Hellberg. Hellberg und der Investor des Resort Schwielowsee, Axel Hilpert, zeigten sich indes überzeugt, dass alle Zweifel in der Probephase ausgeräumt werden könnten: Von dem Wasserflugzeug würden keine spürbaren Beeinträchtigungen ausgehen. Erster Starttermin ist voraussichtlich der 14. August. Dann soll das Richtfest für die neue Hotelanlage in Petzow gefeiert werden. Die 700 Gäste, die dazu erwartet werden, würden die Landung nicht einmal mitbekommen, meint Hellberg. Jürgen Scheidereiter, der als Chef des Bürgerbündnis Schwielowsee in vorderster Front der Skeptiker stand, zeigte sich mit der Verfahrensweise in einer ersten Reaktion einverstanden. „Damit ist das erreicht, was wir wollten, nämlich an der Genehmigung beteiligt zu werden“, sagte er gegenüber den PNN. Eine Probephase könne bei der Entscheidungsfindung eine gute Hilfe sein. HKX

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