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Aus dem GERICHTSSAAL: Brutaler Überfall oder Notwehr?

Opfer auf Spargelhof lebensbedrohlich verletzt / Angeklagte bestreiten, zuerst angegriffen zu haben

Stand:

Beelitz – War es Notwehr oder ein brutaler Überfall, der einen polnischen Landsmann fast das Leben kostete? Die Staatsanwaltschaft geht von gefährlicher Körperverletzung aus. Waldemar B. (39) und Pawel S. (28) ließen am gestrigen ersten Verhandlungstag vor dem Schöffengericht über ihre Verteidiger erklären, sie seien von Viktor T. grundlos mit einer Harke angegriffen worden und hätten sich lediglich verteidigt. Laut Anklage soll das Duo in der Nacht des 16. April 2009 den Saisonarbeiter Viktor T. auf dem Spargelhof Schäpe nahe Beelitz mit einer Harke und Knüppeln derart zusammengeschlagen haben, dass dieser einen mehrfachen Schädelbasisbruch, beidseitig gebrochene Rippen, eine Fraktur der Lendenwirbelsäule sowie weitere Brüche erlitt. Danach sollen sie ihr Opfer in einen leer stehenden Wohncontainer geschleppt und sich selbst überlassen haben. Andere Erntehelfer wurden durch ein Stöhnen und Röcheln aufmerksam, informierten ihren Vorgesetzten. Der rief die Polizei und den Rettungswagen. Die Ärzte des Potsdamer Bergmann-Klinikums schätzten die Verletzungen von Viktor T. als lebensbedrohlich ein, versetzten ihn vorübergehend in ein künstliches Koma. Waldemar B. und Pawel S. wurden festgenommen, befinden sich seitdem in Untersuchungshaft.

Waldemar B. lebt seit 1987 in der Bundesrepublik. Er wohnt mit seiner Familie in Berlin, ist Handelsvertreter für Telefonkarten. In dieser Mission fuhr er am Tattag mit seinem Transporter zum Spargelhof nach Schäpe. Am Abend – so die vom Verteidiger verlesene Erklärung – habe er dort mit Pawel S. – er ist der Ehemann seiner Cousine - und einer Bekannten namens Jadwiga Z. ein wenig gefeiert. Als sie kurz vor Mitternacht in der Nähe der Toiletten eine Zigarette rauchten, sei plötzlich Viktor T. aufgetaucht, habe ihm mit einer Harke in die Seite gestochen, sie ihm dann über den Kopf gezogen. Voller Panik sei er in den Wald gerannt. Doch als er Hilferufe von Pawel S. vernahm, sei er zurückgelaufen. Gemeinsam hätten sie den Angreifer überwältigt, den danach stark Humpelnden in einen leer stehenden Wohncontainer begleitet, damit er sich hinlegen konnte. „Ich habe ihn nicht plattgemacht, wie mir von der Polizei vorgeworfen wurde“, zitierte der Rechtsanwalt seinen Mandanten, der bei der Prügelei selbst verletzt wurde.

Der Verteidiger von Pawel S. erklärte, dieser sei aus Angst vor weiteren Attacken von Viktor T. zunächst hinter den Toilettencontainer geflüchtet. Dann habe er sich Sorgen um Waldemar B. gemacht, ein Rundholz ergriffen und sich auf die Suche nach ihm begeben. In diesem Moment habe Viktor T. ihn angesprungen, mit „einem Gegenstand“ in den Bauch gehauen und gedroht, ihn umzubringen. Aus Angst um sein Leben habe er nun auf den Mann eingeschlagen. Als Waldemar B. dazukam, sei es ihnen gelungen, den völlig außer Rand und Band Geratenen zu überwältigen.

„Der Angreifer rief laut: Ich werde es dir zeigen, du Bauernsohn!“, berichtete Jadwiga Z. (32) im Zeugenstand. „Dann schlug er auf Waldemar ein. Ich war total geschockt und lief in meine Unterkunft.“ Die Angeklagten kenne sie seit Jahren, aggressiv seien sie noch nie gewesen, beteuerte die Polin. Kristof S. (29), Saisonarbeiter wie die eben gehörte Zeugin, entdeckte den Verletzten Viktor T. zusammengekrümmt auf dem Fußboden eines Containers, das Gesicht voller Blut. Der Prozess wird fortgesetzt. Hoga

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