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Potsdam-Mittelmark: Buchpaten gesucht für „Allerhand und Mehr“

Private Hilfe für eine Kreisbibliothek in Not

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Private Hilfe für eine Kreisbibliothek in Not Werder – Als die Deutsche Staatsbibliothek noch die Churfürstliche war, gab es Geld für Bücher nur, wenn der Staat genug Geldstrafen und Heirats-Gebühren kassiert hatte. In Zeiten leerer Kassen und schmaler Budgets heißt die Alternative rund 300 Jahre später: Buchpatenschaft. Ursprünglich stammt die Idee aus den USA und nennt sich dort „Adopt a book“. Nun soll die Aktion auch im Landkreis Potsdam-Mittelmark helfen, den Bestand der Kreisbibliothek mit Neuerscheinungen aufzufüllen. Anreger für dieses Projekt ist der Landtagsabgeordnete Andreas Kuhnert (SPD), der am Dienstag gemeinsam mit André Hohmann vom Kulturamt die erste Etappe der Buchpatenschaft in der Werderaner Buchhandlung Hellmich startete. Kuhnert ist Schirmherr der Aktion und gewann bereits mehrere Paten wie die Mittelbrandenburgische Sparkasse, Erdgas Mark Brandenburg und Handwerkskammerpräsident Klaus Windeck. Auch Ministerpräsident Matthias Platzeck übernahm für fünf Bücher die Patenschaft, unter anderem für Elfriede Jelineks „Klavierspielerin“, Roger Willemsens „Gute Tage“ und „Meines Vaters Land“ von Wibke Bruhns. In den Bibliotheksregalen finden Leser auch bald den neuen Band von Corinne Hofmann „Zurück aus Afrika“, den die PDS-Kreistagsabgeordnete Irina Günther sponserte. Sie findet die Idee der Buchpatenschaften gut, weshalb sie selbst kam, um einen Titel auszuwählen. „Der Dativ ist dem Genetiv sein Tod“, heißt die Buchspende von André Hohmann. Und Kuhnerts besondere Empfehlung für jugendliche Leser ist Sven Regeners „Neue Vahr Süd“. Gleich acht Titel konnten so von der Wunschliste der Kreisbibliothek gestrichen werden, und die Initiatoren hoffen auf viele künftige Paten. Jeder Sponsor kann aus der Liste selbst Titel auswählen, um den Bibliotheksbestand zu erweitern. Auf einem Tisch in der Buchhandlung kann das Buch eingesehen und begutachtet werden, das anschließend mit einem Aufkleber und dem Namen des Buchpaten versehen wird. 2000 Aufkleber für Paten hat Hohmann drucken lassen und merkt optimistisch an: „Solche Etiketten können jederzeit nachgedruckt werden“. Derzeit befinden sich 80000 Bücher im Bestand der Kreisbibliothek, doch für Neuanschaffungen fehlen in diesem Jahr die Mittel. Als Kulturpolitiker könne er zwar nicht zurückkurbeln, dass Kreise und Kommunen für 2005 mit Sparmaßnahmen von rund 50 Millionen Euro rechnen müssen, erklärte Andreas Kuhnert, aber dafür wolle er kreative Ideen für private Initiativen einbringen. Da die Akzeptanz einer Bibliothek auch von der Aktualität des Bestandes lebe, sei das Ziel der „Buchpatenschaften“ ein interessantes Leseangebot aus allen Bereichen zu unterbreiten. Als Schirmherr und Pate besonders geeignet ist der Landtagsabgeordnete Kuhnert schon deshalb, weil er zu den Bücherfreunden zählt, die jährlich etwa 30 Bücher kaufen und sie sogar lesen, manche auch gleichzeitig. Fünf Bücher habe er fast immer auf seinem Nachtschränckchen liegen, erzählt er. Um Lesen zu können, fahre er auch lieber mit der Bahn, statt mit dem Auto. Auf der Liste vermisste Kuhnert die Kinder- und Jugendliteratur. Buchhändlerin Insen Hellmich griff deshalb spontan ins Regal und empfahl das neueste Olchi-Buch „Allerhand und Mehr“.Kirsten Graulich Hier kann man Buchpate werden: Buchladen Loth in Beelitz, Buchhandlung Ritter in Belzig, Sternbuchhandlung in Bergholz-Rehbrücke, Natura Buchhandlung in Kleinmachnow, Klosterladen in Lehnin, Buchhandlung Schikowski in Treuenbrietzen, Buchladen Fange sowie Buchhandlung Hellmich in Werder.

Kirsten Graulich

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