Potsdam-Mittelmark: Buckelpiste ade
Die Anwohner der Thomas-Mann-Straße in Rehbrücke haben deren Sanierung selbst finanziert
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Nuthetal - Irgendwann hatten Melanie und Dirk Gäbler von dicken Staubwolken im Sommer und tiefen schlammigen Pfützen nach starkem Regen genug. Die sandige Buckelpiste in der sie in Bergholz-Rehbrücke wohnten und die den Namen Thomas-Mann-Straße trägt, sollte endlich ihrem Namen gerecht werden. Doch Geld für eine Sanierung seitens der Gemeinde war wegen der notorisch leeren Kasse nicht zu erwarten. Da war Eigeninitiative gefragt. Seit Mitte August rollt der Verkehr hier nun über eine neue Straße.
Die Saarmunder hatten es im vergangenen Jahr vorgemacht, die Bewohner im Rehbrücker Reiherweg in diesem: Die Instandsetzung der maroden Straßen durch Eigenfinanzierung. Anstatt auf Wunder oder bessere Zeiten zu warten, hatte man in die eigene Tasche gegriffen und so für vernünftige Straßenverhältnisse vor der eigenen Haustür gesorgt. „Wir haben im Vorfeld mit unseren Nachbarn Gespräche geführt, ob überhaupt Interesse an einer sanierten Straße besteht“, sagt Melanie Gäbler, die mit ihrem Mann und den beiden kleinen Söhnen ein Haus in der Thomas-Mann-Straße bewohnt. Das Interesse war da, fügt sie hinzu. Und weil die Anwohner des Reiherwegs vorgemacht haben, wie man so ein Bauprojekt umsetzt, war der Weg zu einer vernünftigen Straße für die Gäblers und ihre Nachbarn kein schwieriger.
Zuerst musste eine Bürgerinitiative gegründet werden, die die Interessen der Anwohner vor den entsprechenden Gremien vertritt, unterstützt von Volker Trabert. Fünf Bewohner der Thomas-Mann-Straße übernahmen diese Aufgabe. Melanie Gäbler beschränkte sich auf eine Beraterfunktion. Da sie selbst im Bauamt tätig ist, wollte sie verhindern, dass ihr bei einer Mitgliedschaft ein Interessenskonflikt vorgeworfen würde. Ende Mai traf man sich zu ersten Beratungen, verschickte dann ein Rundschreiben an die Anwohner und kam in der Aula der Rehbrücker Schule zu einem öffentlichen Treffen zusammen.
„Fast alle wollten ein neue Straße“, sagt Dirk Gäbler. Da die Anwohner bei einer Sanierung durch die Gemeinde 90 Prozent der Kosten hätten tragen müssen, seien für die meisten die restlichen zehn Prozent nicht so sehr ins Gewicht gefallen. Bei manchen musste man noch Überzeugungsarbeit in Form längere Gespräche leisten. Strittiger waren die Fragen der Finanzierung und der spätere Status der Straße. „Bei der Finanzierung haben wir uns auf eine Bemessung anhand der Grundstücksgröße geeinigt“, so Gäbler. So mussten die 42 Anwohner der Thomas-Mann-Straße zwischen 2000 und 6000 Euro für die Instandsetzung der Straße auf ein Treuhandkonto überweisen, auf das nur die Gemeinde, das verantwortliche Ingenieurbüro und die Bürgerinitiative zugreifen konnte. „So wurde gesichert, dass das Geld bei einer möglichen Insolvenz der Baufirma verschwunden wäre“, sagt Melanie Gäbler. Umstritten war vor allem, welchen Status die Straße nach dem Bau haben soll. Manche plädierten für eine 30-er Zone. Doch die Gäblers und andere favorisierten eine Spielstraße, in der Verkehrsteilnehmer verpflichtet sind, Schrittgeschwindigkeit zu fahren. „Da die Straße sehr schmal ist und keinen Gehweg hat, die Grundstücke praktisch an die Straße grenzen, war das für uns die plausibelste Lösung für die Sicherheit nicht nur der Kinder“, erklärt Melanie Gäbler. Auch hier konnten die Skeptiker überzeugt und den Gemeindevertretern eine entsprechende Unterschriftensammlung vorgelegt werden, die dann der Spielstraße ihre Stimmen gaben.
Die Planungen für die 170 000 Euro teure Sanierung übernahm das Icoma TVR Ingenieurbüro, das schon den Reiherweg betreute. Anfang Juni begannen die Arbeiten, die Mitte August abgeschlossen wurden. In der vergangenen Woche hat die Gemeinde die Straße mit den 19 weiß markierten Parkflächen abgenommen. Familie Gäbler geht davon aus, dass sie nicht die einzigen in Rehbrücke bleiben, die ihre Straße in Eigenregie sanieren lassen. Staubige Buckelpisten mit tiefsten Schlaglöchern gibt es in dem Ort genug und Geld von der Gemeinde wird auch in den kommenden Jahren kaum zu erwarten sein. Dirk Becker
Dirk Becker
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