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Umzäunt. Regisseur Thomas Knabe weist die Schafe in spe in ihre Rolle ein.

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Potsdam-Mittelmark: Burg Rabenstein als Musicalcamp 60 Jugendliche studierten in den Ferien ein Stück

Potsdam-Mittelmark – Auf allen Vieren rutschen die Schafe in spe über den Boden der alten Burgscheune. „Jetzt spielt mal ordentlich und nicht so luschig“, ruft Regisseur Thomas Knabe den Mädels zu, die zu einer Herde mutieren sollen.

Von Enrico Bellin

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Potsdam-Mittelmark – Auf allen Vieren rutschen die Schafe in spe über den Boden der alten Burgscheune. „Jetzt spielt mal ordentlich und nicht so luschig“, ruft Regisseur Thomas Knabe den Mädels zu, die zu einer Herde mutieren sollen. Es geht zu wie bei Profis, dabei sind die Schauspieler elf bis dreizehn Jahre alte Schüler, die ein Musical-Camp auf der Burg Rabenstein besuchen.

Die Burg ist auf den ersten Blick kein Paradies für Jugendliche: kaum Handyempfang, keine Einkaufsmöglichkeiten und 13 Betreuer vor Ort. Trotzdem verbrachten 60 Schüler aus den Gemeinden Nuthetal und Stahnsdorf sowie der Stadt Teltow ihre Winterferien hier. Sie studierten das Stück „Bastian und die Wölfe“ ein. Der junge Bastian, Hauptperson des Stückes, will sich einer Schafherde anschließen. Er weiß noch nicht, wo er im Leben hingehört. „Bastian will zu vielen Tierarten gehören, doch alle lehnen ihn ab“, sagt die elfjährige Paula aus Saarmund. Sie spielt ein Schaf, das Bastian in die Schafswelt einführen will, von der Herde aber dafür ausgelacht wird.

„Derart ausgestoßen werden auch die Schüler in manchen Situationen“, sagt Thomas Knabe, der das Musical schrieb. Spielerisch lernen die Kids auf der Burg, damit umzugehen. So haben sie Mitschüler, die bereits am ersten Tag Heimweh hatten, getröstet, anstatt sie auszulachen.

Die Schüler verbrachten jeden Tag gemeinsam, das schweißt zusammen. Gesang, Bewegung und Tanz wurden in unterschiedlichen Gruppen eingeübt. Um Kulissen und Kostüme kümmerten sich die Elf- bis Dreizehnjährigen weitgehend selbst in verschiedenen Workshops. Auch beim Aufbau der Bühnentechnik in der alten Scheune halfen sie mit, um einen genauen Einblick hinter die Kulissen zu bekommen.

Gekostet hat der Burgaufenthalt ihren Familien nichts: Das Musical-Camp, das nun jährlich stattfinden soll, wurde komplett durch das Programm „Kultur macht stark“ des Bündnisses für Bildung finanziert. Dafür hatte sich Organisator und Filmkomponist Peter Eichstädt aus Bergholz-Rehbrücke eingesetzt. Gemeinsam mit dem Nuthetaler Brücke e.V., dem Teltower Familienzentrum Philantow und der Stahnsdorfer Musikschule Dressler bewarb er sich für das Projekt. Während des Musical-Camps hat er Aufnahmen der Lieder gemacht, sodass jeder Schüler eine CD bekommt und nach der Ferienwoche etwas Handfestes erhält.

Gezeigt wird das Stück bei zwei Vorführungen im Teltower Stubenrauchsaal. „Hauptsächlich für Eltern und Angehörige“, sagt Peter Eichstädt. Im Projektbudget sind eigentlich überhaupt keine Vorführungen vorgesehen. „Die Kinder sollen aber die Möglichkeit haben, ihr Können zu zeigen.“ Womöglich gibt es weitere Vorstellungen, falls auch Nuthetal oder Stahnsdorf einen Saal kostenlos zur Verfügung stellen. Bisher gab es dazu Eichstädt zufolge noch keine Angebote.

Das Musical hat also keinen dauerhaften Platz gefunden, im Gegensatz zu seiner Hauptfigur Bastian: Der wird bei den Wölfen aufgenommen. Statt die Schafe zu reißen, werden er und sein Rudel aber so lange gekrault, bis alle friedlich zusammen singen. Enrico Bellin

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