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Günstiger um den Schwielowsee. Ab Januar zählt Ferch zum Tarifgebiet Berlin C, Tickets werden dadurch günstiger.

© Havelbus

Potsdam-Mittelmark: Busfahren wird günstiger – aber nur nach Ferch

Ab Januar soll es in Schwielowsee nur noch eine Tarifzone im Nahverkehr geben. Auch Werder und Beelitz wollen diese Vergünstigung, doch der Kreis lehnt ab

Von Enrico Bellin

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Potsdam-Mittelmark - Die Gemeinde Schwielowsee wächst zusammen. Ab Januar wird der Gemeindeteil Ferch zum Tarifgebiet Berlin C gehören – wie derzeit schon Geltow und Caputh. Dadurch werden Fahrten im Bus nach Ferch günstiger, der Einzelfahrschein von Berlin aus beispielsweise um 50 Cent.

Der Landkreis und die Gemeinde werden dafür jeweils 10 000 Euro an den Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) zahlen, um die Einnahmeausfälle auszugleichen. Einen entsprechenden Antrag hat der Schwielowseer Finanzausschuss am Mittwochabend einstimmig angenommen. Hintergrund ist, dass auch elf Jahre nach der letzten Gemeindegebietsreform die Tarife des Nahverkehrs noch nicht an die neuen Gemeindestrukturen angepasst wurden.

„Es ist schwer, den Touristen verständlich zu machen, warum sie mit ihrem Berliner Fahrschein bisher nach Caputh fahren können, nicht aber nach Ferch“, sagt Schwielowsees Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU). „Seit der Gebietsreform haben wir dafür gekämpft, Ferch in die Verkehrswabe Berlin C zu bekommen.“ Dafür wurde zunächst ermittelt, wie groß die Einnahmeausfälle für den Nahverkehr in etwa sein würden. Die Summe von 20 000 Euro teilen sich nun Gemeinde und Landkreis.

Der Landkreis begründet seine finanzielle Beteiligung mit dem touristischen Engagement der Gemeinde und der Bereitschaft, sich finanziell einzubringen. „Mit der demnächst anstehenden Fahrgastzählung des VBB prüfen wir dann, ob die errechneten 20 000 Euro die Kosten wirklich wieder auffangen“, so Kreissprecher Kai-Uwe Schwinzert. Die Förderung gilt zunächst bis Ende 2017.

Ähnliche Probleme wie Schwielowsee hat auch die Stadt Werder (Havel). Die Kernstadt und mehrere Ortsteile gehören zum Tarifgebiet Berlin C, Ortsteile wie Plötzin oder Derwitz jedoch nicht mehr. Auch von dort aus zahlt man 50 Cent mehr, wenn man nach Berlin fahren möchte. Der Landkreis sieht in seinem Nahverkehrskonzept eigentlich auch hier eine Angleichung der Tarife vor.

Jedoch geht aus einer aktuellen Stellungnahme der Kreisverwaltung an die PNN hervor, das weitere Veränderungen der Tarifzonen derzeit nicht angedacht sind. Zwar haben sich dem Schreiben zufolge in mehreren Gemeinden die „Forderungen nach Gleichbehandlung aller Bürger der Kommune“ ergeben. Die Festlegung der Tarifstruktur folge aber „vornehmlich betriebswirtschaftlichen Grundsätzen. Eine generelle gebietsbezogene Anpassung würde zur Folge haben, dass bei jeder Strukturänderung die Mobilitätsangebote anzupassen wären.“

Werders 1. Beigeordnete Manuela Saß (CDU) hält entgegen, dass die Struktur des Nahverkehrs nicht von politischen Überlegungen beeinflusst werden sollte. „Wir kämpfen dafür, die Berliner Tarifzone nicht nur auf das ganze Stadtgebiet auszuweiten, sondern sogar auf die Nachbargemeinde Groß Kreutz.“ Saß zufolge fahren derzeit viele Pendler, die eigentlich näher am Groß Kreutzer Bahnhof wohnen, nach Werder, weil die Bahntickets von dort günstiger sind. Mit der Tarifanpassung würden die Pendler besser verteilt werden.

Nach Aussagen des VBB sind derzeit aber keine weiteren Veränderungen der Tarifstruktur geplant, wie Sprecherin Elke Krokowski den PNN mitteilte. Der Verkehrsverbund habe nur eine moderierende Funktion, hauptsächlich müssten sich der Kreis und die Verkehrsunternehmen über mögliche Einnahmeausfälle durch günstiger geschnittene Tarifzonen einigen.

Das fordert der Beelitzer Bürgermeister Bernhard Knuth (Bürgerbündnis) für seine Spargelstadt, die er ebenfalls gern im Tarifbereich Berlin C sehen würde. Ein entsprechender Antrag, die Kosten dafür zu ermitteln, sei bereits im Februar gestellt worden, allerdings an den Verkehrsverbund – der sich dafür nicht zuständig fühlt. Nun haben die Beelitzer Stadtverordneten einstimmig einen Antrag der Fraktion Grüne/FDP/Thiele (GFT) angenommen, der den Landkreis beauftragt, weitere Verhandlungen mit den Verkehrsunternehmen zu führen.

Knuth sieht die Argumentation des Kreises kritisch, Schwielowsee wegen seines touristischen Engagements zu fördern. „Auch wir setzen uns – genau wie die Stadt Werder – für Tourismus ein und dafür, den Nahverkehr vor Ort möglichst einfach zu gestalten.“ Er betonte, dass auch Beelitz bereit sei, sich an den Kosten der Tarifanpassung zu beteiligen.Enrico Bellin

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