Potsdam-Mittelmark: Callcenter schließt zum Jahresende
Das Land hatte das Callcenter mit 15 Millionen Euro gefördert Arvato: Standort zu klein, um wirtschaftlich arbeiten zu können / Bürgermeister appelliert an Firmenleitung
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Teltow - Das Arvato-Callcenter in Teltow schließt zum Ende des Jahres. Das bestätigte Arvato-Sprecher Gernot Wolf auf PNN-Anfrage, auch die Mitarbeiter wurden Donnerstag vor Ort informiert. Trotz intensiver Bemühungen sei es nicht gelungen, zusätzliche Aufträge zu akquirieren und den Standort auf eine wettbewerbsfähige Größe auszubauen, so Wolf.
Für viele Betroffene liegt jedoch auf der Hand: Es ist vor allem der hohe Anteil an schnell kündbaren Zeitarbeitern, der die Betriebsführung veranlasste, gerade den Teltower Standort zu schließen. „An der Qualität unserer Arbeit liegt es nicht“, meint einer der Betroffenen. Vielmehr sollten die anderen Callcenter durch den Schritt effizienter gemacht werden, vermutet er.
Tatsächlich arbeiten im Teltower Callcenter derzeit lediglich 14 Festangestellte, der Rest der Belegschaft setzt sich aus Zeit- und Leiharbeitern zusammen. Der Grund: Als Arvato das Callcenter im Februar 2011 vom Telefonanbieter O2 Teléfonica übernahm, widersetzte sich ein Großteil der 200 Angestellten der Übernahme – sie fürchteten langfristig Drückerlöhne. Kurz vor der Übernahme hatte Arvato mitgeteilt, niemand werde weniger als 50 Prozent seines bisherigen Gehalts verdienen. Die Bertelsmann-Tochter übernahm demnach ein fast leeres Callcenter und stellte kurzfristig Zeitarbeiter ein.
Noch im Februar hieß es, man bemühe sich, zumindest einen Teil von ihnen fest einzustellen. Am vergangenen Mittwoch gab es stattdessen überraschend die ersten Kündigungen. Paradox: Dass das Callcenter seit der Übernahme mit Verlusten gearbeitet habe, erklärte Wolf gestern mit der geringen Betriebsgröße. Daran ließe sich in absehbarer Zeit auch nichts ändern. Ziel sei es jedoch, die 14 Festangestellten an den Arvato-Standorten in Brandenburg (Havel), Berlin und Potsdam unterzubringen, so Wolf.
Auch für die Leih- und Zeitarbeiter werde nach Alternativen an den anderen Arvato-Standorten in der Region gesucht. Daneben sollen Verhandlungen mit dem Betriebsrat über einen Interessenausgleich aufgenommen werden.
Bislang hatte Arvato entgegen der Befürchtungen der O2-Mitarbeiter die Löhne nicht gekürzt. Bis Ende 2011 wäre das ohnehin nicht möglich gewesen, denn: Das brandenburgische Wirtschaftsministerium hatte die O2-Niederlassung in Teltow mit insgesamt 15,44 Millionen Euro gefördert. Daran geknüpft waren eine Reihe von Verpflichtungen, die Arvato von O2 übernommen hatte. Die Bindefrist endete erst zum Jahreswechsel.
Methode kann Steffen Streu, Sprecher des brandenburgischen Wirtschaftsministeriums, allerdings nicht erkennen. „Sich nur deshalb hier anzusiedeln, um Fördergelder abzugreifen, würde sich für die Firmen nicht rechnen, dazu sind die Summen einfach zu niedrig“, erklärte er gegenüber den PNN.
Etwas anders sieht es der Teltower Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD): Es sei wenig konstruktiv, wenn ein Unternehmen seine Standortentscheidung ausschließlich an Fördermittelbindungen knüpfe, erklärte Schmidt auf Anfrage. Der Arvato-Mutterkonzern Bertelsmann stünde für eine hohe soziale Verantwortung. Schmidt appellierte deshalb an die Verantwortlichen, jede Personalentscheidung genau zu überdenken.
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