KulTOUR: Caputher Eseleien
Bilder von Magnus Zeller und Schülern seines Malzirkels im Fährhaus
Stand:
Schwielowsee - Für die fortgeschriebene Geschichte der „Havelländischen Malerkolonie“ sicher ein Segen, für den Galeristen Norman Müller eher ein Wagnis, zeigt sich die neue Ausstellung in der Kunstremise am Fährhaus Caputh seit dem Wochenende lokalpatriotisch. Es hat nicht besonderer Künste von Helga Helm gebraucht, ihn zu überzeugen, doch mal Werke ihres Vaters Magnus Zeller (1888-1972) und seines 1962 gegründeten „Mal- und Zeichenzirkels Caputh“ auszustellen. Was mag aus seinen Mitgliedern geworden sein? Wie bei Christian Heinze in Potsdam, gingen ja auch aus diesem Zirkel namhafte Künstler hervor.
Einerseits können sich die Besucher über die bis in die zwanziger Jahre zurückreichenden Arbeiten von Zeller freuen, über den frech-melancholischen „Leeren Zirkus“ (1925) oder die politisch anzügliche „Hundebalgerei“ von 1937. Andererseits werden sie auf Namen wie wie Wolfgang Liebert, Peter Fritz und Manfred Butzmann aufmerksam gemacht, alle drei im Kriege geboren und hierzulande nicht unbekannt.
Peter Fritz stammt aus Werder, war 1963 unter Zellers Fittichen, hat es mit seinen Sachen dann bis in die internationale Kunstszene geschafft. Von ihm sind impressionistische Landschaftsbilder der letzten Jahrzehnte in Öl ausgestellt. Watt, Marschen, die Farbenpracht der Uckermark, wohin er sich zurückzog, haben alle einen gewissen Grad an Unschärfe. Dort malte er wohl auch diese prachtvolle „Abendwolke“ von 1997.
Manfred Butzmann, ein Potsdamer, hielt es eher mit Stadtlandschaften. Auf zwei Farboffset-Lithos sieht er „dunkle Flecken“ an Häuserwänden, Schatten am Giebel, sein Bild „Anhalter Puff“ in Halle zeigt ein rosa Haus, beim zweiten Hinsehen – das war wirklich so – ergab sich in dieser Düsterstraße die Farbfolge Schwarz-Rot-Gelb. Das sind vielleicht Sachen!
Wolfgang Liebert gehörte fast noch zu den Gründungsmitgliedern des Zellerschen Zirkels. Er hat sich zum Sujet-Konstrukteur einer unverwechselbaren Bildsprache entwickelt, Montiertes aus dem finsteren Sack der Antike setzt er neben Gegenwärtiges. So ist das wohl auch gemeint. Einige Figuren wie „Amor und Psyche“ erinnern in ihrer konstruktivistischen Formreduktion an Hans Ticha. Allen dreien darf man – falls notwendig – eine gediegene künstlerisch-ästhetische Ausbildung bestätigen. Auch Magnus Zeller dürfte da seinen Anteil haben. Aber es genügt auch, auf den zunehmend professionellen Blick des Galeristen hinzuweisen. Er bestätigte Caputh in der Sommermitte einen radikalen Austausch des Publikums, „da kommen ganz andere Leute“. Und sagt zugleich, daß ihm die Einheimischen immer wichtiger werden. Deshalb vielleicht auch das schnelle Ja zu dieser beispielhaften Ausstellung, der Mut zu einer ersten Grafik-Schau in der Remise. Während Wolfgang Liebert noch 2001 über seinen „Ikarus“ brütet, schaut man voller Freude auf die zeitloser werdende Grafik des Altmeisters. Ist die Welt nicht ein Zirkus, sitzt da nicht ein deutscher Künstler auf dem Esel?
Ausstellung bis zum 1. November,
Sa. 13 bis 21 Uhr, So. 13 bis 19 Uhr
Gerold Paul
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