Potsdam-Mittelmark: CDU und SPD uneins über Seehof
Disput über Grundstücksgrößen/Vorwurf an „sture“ SPD/Erben-Anwältin droht mit Entschädigungsklage
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Teltow - Gemeinsam empfahlen SPD- und PDS-Fraktion im Teltower Bauausschusses am Dienstag ein Papier zum Aufstellen eines Bebauungsplans (B-Plan) für den Ortsteil Seehof. Auch die CDU-Fraktion hatte eine Vorlage eingereicht. Diese stand auf der Tagesordnung nach dem SPD-Antrag, so dass nach dessen Empfehlung das CDU-Papier obsolet wurde – zum Unmut der Christdemokraten.
Zwar erklärte Ausschuss-Chef Helmut Tietz (SPD), dass der Antrag seiner Fraktion weitreichender sei und beschwichtigte: „Wir weichen doch nur in minimalen Punkten voneinander ab". Dagegen protestierten Ulrich Langner (CDU) und Eberhard Adenstedt (CDU/Grüne), da beide befürchteten, ihr Antrag werde dann nicht mehr diskutiert. Ihr Vorschlag, beide Anträge gleichzeitig zu behandeln, wurde jedoch abgelehnt. Konsens gab es letztlich darüber, dass Wald, Landschaftsschutzgebiete sowie Biotope nicht bebaut werden. Trotzdem kam der Ausschuss nicht umhin, die Unterschiede beider Vorlagen zu erörtern. Das sind vor allem die Größen der neu zu parzellierenden Grundstücke, die laut SPD-Papier mindestens 500 Quadratmeter betragen sollten. Dagegen plädiert die CDU für Mindestgrößen von 750 Quadratmetern im nördlichen Teil Seehofs. Mit Verweis auf die Kanalaue als wichtiges Naherholungsgebiet argumentierte Adenstaedt, dass das ortstypische Landschaftsbild nur mit einer lockeren Bebauung erhalten werden könne. Nachteilig würde sich auch eine Bebauung in zweiter Reihe auswirken, wie schon jetzt einige geteilte Grundstücke an der Kanalaue zeigen würden. Für größere Grundstücke, besonders am Kanalufer, ist auch Bauamtsleiter Bernd Wiebrecht. „Sind alle Grundstücke gleich groß, wird es am Ende ein Einheitsbrei.“ Er mahnte zudem an, den Erhalt des Kolonnenweges festzuschreiben.
Im Gegensatz zur CDU liegt der SPD viel daran, einen B-Plan für den gesamten Ortsteil aufzulegen, obwohl für viele Bereiche nur noch eine Lückenbebauung möglich ist. Man wolle so gigantische Bauten wie die „Sixpacks“ in der Sabersky-Allee verhindern, begründete Tietz das umfangreiche Vorhaben, das aber nach Meinung der CDU-Fraktion nicht nur die Verwaltung überfordern könnte, sondern auch mit rund 100 000 Euro zu teuer sei. Deshalb hatte die CDU für etappenweise Planungen plädiert. Doch setzte sich, wie in vielen anderen Punkten auch, die SPD-Fraktion durch, was nicht nur Ausschussmitglieder an der Kompromissfähigkeit der SPD-Fraktion zweifeln ließ. Auch zahlreiche Bürger zeigten sich enttäuscht darüber, dass die „SPD hier nur stur ihren Antrag durchboxen wollte“.
Ebenfalls unzufrieden war Rechtsanwältin Anne Glinka. Sie vertritt die Geschwister Peter und Valerie Sonnenthal, die zur jüdischen Erbengemeinschaft Sabersky gehören und im Zuge einer Restitution Grundstücke zurückerhalten. Die Geschwister hatten im Vorfeld bereits eine Baukonzeption vorgelegt, die auf heftigen Widerstand vieler Seehofer stieß, weil auch Landschaftsschutzgebiete und Wald bebaut werden sollen. „Die Geschwindigkeit, mit der agiert wird, scheint der Tragweite einer Planung für Teltow-Seehof nicht angemessen“, teilte Glinka dem Bürgermeister und dem Ausschuss vor der Sitzung in einem Brief mit. Eine Neuparzellierung nördlich der Lichterfelder Allee werde vorrangig ihre Mandanten treffen, denen in diesem Areal etwa 100 Grundstücke rückübertragen werden. Vorab sei sie deshalb bereits beauftragt „umfassend etwaige Entschädigungsansprüche und Amtshaftungsansprüche, die durch das Verhalten der Gemeinde Teltow entstehen, zu prüfen und notfalls geltend zu machen“, so Glinka. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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